Im neuen Tatort aus der Schweiz hat die Fastnacht Luzern fest im Griff, sehr zum Missfallen von Kommissar Flückinger. Der lässt seine schlechte Laune genüsslich raushängen, nervt damit kolossal – und dann tritt auch noch DJ Bobo auf.

Stuttgart - Ein kleiner Hinweis vorweg: Ja, im neuen Schweizer Tatort „Schmutziger Donnerstag“ (Sonntag, 10. Februar, 20.15 Uhr im Ersten und in der ARD-Mediathek) dreht sich alles um die Fastnacht. Alle Gegner des bunten Treibens sollten sich deshalb vorher überlegen, ob sie eineinhalb Stunden lang kostümierten Narren beim Feiern zuschauen wollen und können oder nicht. Aber ganz unter uns: Auch als Nicht-Narr ist das auszuhalten – und Kommissar Reto Flückiger (Stefan Gubser) verbreitet sowieso so viel schlechte Laune, das gleicht die Fastnachts-Party-Stimmung wieder aus.

 

Am Schmutzigen Donnerstag wird Franz Schäublin (Peter Hottinger), der Vorsteher des Luzerner Bauausschusses, auf offener Straße erstochen, während drum herum Dutzende Narren die Fastnacht feiern. Schäublin war für die Vergabe von Bauaufträgen zuständig, weshalb Kommissar Flückiger und seine Kollegin Liz Ritschard (Delia Mayer) zunächst vermuten, die Tat könnte von einem alten Feind aus der Baubranche begangen worden sein.

Ein wenig friedfertiger Zunftbruder

Gleichzeitig war der Tote aber auch Mitglied der „Zunft der Wächter am Pilatus“, einer Gemeinschaft von wohlhabenden Bürgern, die sich das hehre Motto „Eintracht innen, Friede außen“ auf die Fahnen geschrieben haben. Mit der friedfertigen Gesinnung war es bei Schäublin allerdings nicht weit her: In der Nacht vor dem Mord betäubten er und ein anderer Mann die Prostituierte Susanne Holzer (Carol Schuler) mit KO-Tropfen, verprügelten und vergewaltigten sie.

Als ein weiterer Zunftbruder erstochen wird, fordert Flückiger, die weiteren Fastnachtsfeiern abzusagen, stößt bei seinen Vorgesetzten – alles hartgesottene Narren – allerdings auf taube Ohren. Und auch die Zunftbrüder geben sich ziemlich sorglos und bestehen trotz der Gefahr auf der Ausrichtung ihres Fastnachtsballs. Wird der Mörder hier wieder zuschlagen?

Flückiger als „Fastnachts-Feind“

Für Narren ist die Fastnachtszeit die beste Zeit des ganzen Jahres, für Gegner der Feierei birgt sie zahllose Schrecken: Betrunkene in verrückten Kostümen, die durch die Straßen taumeln, lautstark Songs wie „Das rote Pferd“ grölen und Passanten mit ihrer fürchterlich guten Laune auf die Nerven gehen.

So geht es auch Kommissar Flückiger. Er flüchtet auf der Suche nach Ruhe sogar auf sein Boot und dümpelt mitten in der Nacht auf dem Vierwaldstättersee herum. Seine üble Laune lässt er die ganze Zeit über genüsslich raushängen, nörgelt rum und streitet sich lautstark mit seinen Kollegen. Spätestens nach der Hälfte des Films möchte man ihn nur noch anschreien: Wir haben’s kapiert! Schluss jetzt, reiß dich zusammen!

DJ Bobo ist auch mit von der Partie

Wer gegen diese miese Grundstimmung immun ist, kann sich diesen Tatort guten Gewissens anschauen – allein schon die Fastnachts-Kostüme sind sehenswert. Sogar ein E.T. mit glühendem Finger ist dabei, großartig! Nervenzerfetzende Spannung sollte man jedoch nicht erwarten. Aber wer tut das schon bei einem Tatort.

Aber eine Frage wird zum Schluss wohl erlaubt sein: Was um alles in der Welt hat DJ Bobo auf diesem Auto zu suchen? Ist er so was wie das neue „Wappentier“ der Schweiz und musste unbedingt irgendwo untergebracht werden? Also bitte, das ist echt etwas zu viel des Guten.

Schönste Krimifloskel: „Das macht doch alles überhaupt keinen Sinn!“, sagt Zunftbruder Anton Moser (Ingo Ospelt) über den Mord an Schäublin.

Heimliche Stilikone: Ganz klar: das quietschgelbe Huhn-Kostüm, in dem ein schwer von der Feierei gezeichneter Narr tagelang im Flur des Polizeireviers rumvegetiert.

Gefühlter Moment, in dem der Fall gelöst ist: Eigentlich sollte man spätestens nach der Parkhaus-Szene Bescheid wissen. Die Hintergründe bleiben aber noch etwas länger im Dunkeln.