Der Tatort aus Fulda wird die Zuschauer spalten – wie so oft, wenn Ulrich Tukur ermittelt. „Schwindelfrei“ ist eine One-Man-Show von Kommissar Felix Murot. Der gibt den Clown – und wie von Zauberhand löst er nebenbei auch den Fall.

Fulda - „Wächter, es gibt etwas zu feiern! Mein Tumor ist weg! Kommen Sie zu mir nach Fulda, ich lade sie in den Zirkus ein!“ So beginnt „Schwindelfrei“ (Sonntag, 8. Dezember, 20.15 Uhr im Ersten und in der ARD-Mediathek), der dritte Tatort, in dem Ulrich Tukur den LKA-Chef Felix Murot verkörpert und – damit wird nun kein Geheimnis verraten – instrumentalisiert, um die geordnete Welt des üblichen Sonntagabendkrimis auf den Kopf zu stellen. Er fängt damit gleich in der ersten Szene im Hotelzimmer an: Murot schaltet den auf einem alten Röhrenfernseher beginnenden Tatort aus.

 

Nun spaziert der wundergeheilte Murot also frohlockend mit seiner Assistentin Magda Wächter (Barbara Philipp) in eine Vorstellung im Zirkus „Raxon“ und ist so gut drauf, dass er dem Bauchredner lachend die Puppe spielt, während eine Artistin ihm bezirzend vor dem Gesicht herumbaumelt.

Das sind starke Bilder, so bizarr, dass nicht nur der Zuschauer, sondern auch Murot weder seinen Augen noch seinem frisch genesenem Kopf traut. Eine Frau im Publikum kreischt während der Nummer nämlich auch noch wild rum, dann fällt auch schon der Strom aus und schwarze Handschuhe töten die hysterische Tante.

Was dann beginnt ist ein bildgewaltiges Spektakel, bei dem Justus von Dohnányi (Buch und Regie) tief in die Klamottenkiste der Gaukler und Magier greift und Schminke, Masken, Glitter und Musik ihr Werk tun lässt, ihr mal schauriges mal schönes Kunststück. Raffiniert eingewebt: Tukurs alias Murots One-Man-Show.

Wie von Zauberhand

Murot, der Mann in Anzug und mit Krawatte heuert als Pianist in der Zirkuskapelle (Tukurs Begleitband „Die Rhythmus Boys“) an, findet sich wieder zwischen dem imposanten Direktor Raxon (herrlich: Josef Ostendorf), der schönen Caja (Dorka Gryllus) und harten Jungs.

Murot singt, tanzt, musiziert, gibt den Clown – und wie von Zauberhand löst er nebenbei auch den Fall. Der muss bei so viel Tamtam natürlich völlig verblassen. Wer einen guten Krimi sehen will, darf nicht zu viel erwarten. Wer schaulustig ist, der wird die bunten Welten, die sich in den kleinen Wohnwägen der Artisten auftun, genießen. Und wen dann noch Zitate aus dem Rock-Hudson-Doris-Day-Klassiker „Bettgeflüster“ und Latein-Witze nicht stören, wird richtig Spaß haben. Eines ist am Ende jedenfalls ganz sicher: Dieser Tatort wird – wie bei Tukur üblich – die Zuschauer spalten.

Der Tatort aus Fulda im Kurzcheck

Schönste Krimifloskel: „Wo haben Sie den Revolver her?“, fragt Murot seine Assistentin. Wächter: „Das ist eine Pistole.“

Heimliche Stilikonen: Der Pudel in Pink und Murot in seinem hautengen Musikerleibchen.

Gefühlter Moment, in dem der Fall gelöst ist: Welcher Fall? Gut, der Kreis der Verdächtigen ist von Vornherein sehr klein. In der 57. Minute kann man sich dann getrost endgültig festlegen.