Der Tatort-Abspann lief am vergangenen Sonntag bereits nach 60 Minuten – für ein paar Sekunden herrscht Verwirrung, der Fall war noch nicht aufgeklärt. Was war da los?

Der ARD-Tatort „Borowski und der Wiedergänger“ läuft von Anfang an nicht wie ein klassischer Krimi ab. Während die erste Szene zeigt, wie Firmenchefin Greta Exner (Cordelia Wege) auf jemanden einschlägt, zeigt die nächste Szene eine Party, bei der dieselbe Greta Exner mit ihrem Ehemann (Pétur Óskar) tanzt. Es folgt eine recht lange Einleitung, die das Leben der Hauptfigur beleuchtet, bis die Kieler Kommissare Klaus Borowski (Axel Milberg) und Mila Sahin (Almila Bagriacik) zum ersten Mal auftauchen. Sie sollen allerdings zunächst nicht in einem Mordfall, sondern in einem Vermisstenfall ermitteln, weil der untreue Ehemann scheinbar spurlos verschwunden ist.

 

Der Fall bleibt rätselhaft und alle üblichen Methoden, wie Verhöre und Spurenauswertungen, führen nicht zum Erfolg. Deshalb will Borowski nicht mehr weiter ermitteln – sehr zum Missfallen seiner Kollegin Sahin. „Verstehe. Was wir nicht erklären können, ist also nicht passiert. Kein Opfer, kein Verbrechen. Wir haben den Fall gelöst. Super. Läuft die Kamera eigentlich noch?“, fragt sie und läuft aus dem Verhörraum. „Schön, dass du das auch so siehst! Das war’s, Feierabend“, sagt daraufhin Borowski und drückt den Aus-Knopf an der Kamera, woraufhin die Melodie des „Tatort“-Abspanns erklingt.

Sekundenlang werden sich viele ARD-Zuschauer am Sonntagabend über dieses viel zu frühe und etwas unbefriedigende Ende gewundert haben – dann kam die Auflösung: die Hauptverdächtige Greta Exner hat auf dem Sofa „Tatort“ geschaut, der gerade zu Ende ist.

„Tatort“-Regisseur erlaubt sich „kleine Frechheit“

Regisseur Andreas Kleinert nennt diesen Gag, den er sich mit dem Publikum erlaubt hat, eine „kleine Frechheit“ und gibt zu: „Das hat uns unheimlich Spaß gemacht. Da waren wir wie Kinder, die sich gefreut haben, dass sie das jetzt einfach mal machen. Dass man nach einer Stunde denkt, das war’s. That’s it. Dafür bezahl ich meinen Rundfunkbeitrag.“ Dass es tatsächlich ein offenes Ende geben könnte, hatten sich Drehbuchautor Sascha Arango und Kleinert tatsächlich zunächst überlegt und sich dann doch für ein – ebenfalls kurioses – Finale entschieden. „Greta Exner ist zu diesem Zeitpunkt fast der perfekte Mord gelungen, deshalb der Abspann-Gag. Borowski greift tief in die Kiste und holt den Wiedergänger hervor. Er stellt sich damit in einen Schattenbereich des Rechts und setzt sie psychologisch unter Druck“, erklärt Sascha Arango.

Nicht nur den Machern, auch vielen Zuschauern dürfte der etwas andere Krimi viel Spaß gemacht haben. Da fällt der Abschied von Borowski noch schwerer. Denn nach mehr als 20 Jahren in der Rolle des Kommissars hat Axel Milberg verkündet, dass damit bald Schluss sei. Im Jahr 2025 wird er noch ein letztes Mal als Borowski zu sehen sein.