Knackige Dialoge, einige wenige brenzlige Situationen: auch wenn man über die Herkunftsgeschichte der Kommissarin Eva Saalfeld (Simone Thomalla) staunt, wirkt der „Tatort“ aus Leipzig ein wenig konstruiert.

Kultur: Adrienne Braun (adr)

Leipzig - Wären sich die beiden Frauen in die Arme gefallen? Hätten sie bei einem türkischen Tee alte Geschichten ausgetauscht? Als die Kommissarin Eva Saalfeld endlich ihre kleine Schwester kennenlernen soll, wird diese prompt in ein Auto gezerrt und entführt. Brutaler geht es kaum, mit den Tätern scheint nicht zu scherzen zu sein.

 

Beim „Tatort: Türkischer Honig“ (Mittwoch, 1. Januar, um 20.15 Uhr im Ersten oder in der ARD-Mediathek) staunt man, aus welchen Verhältnissen die Kommissarin (Simone Thomalla) kommt: Ihr Vater sitzt im Knast, sie selbst hat ihn hinter Gitter gebracht, weil er „mit dreckigen Geschäften Millionen gescheffelt hat“. Ist die Entführung der Schwester nun die Rache, seine Rache? Oder stecken seine Gegenspieler dahinter?

Der Leipziger „Tatort“ führt in die türkische Community – mit der auch die Ermittler eng verstrickt sind. Die kleine Schwester Julia (Josephine Preuß) hat einen türkischen Laden und hilft ihrem türkischen Onkel, auch der Kollege auf dem Revier kann mal eben Telefonate auf Türkisch erledigen. Aber diese Welt scheint auch brutal und gefährlich zu sein – „hier laufen Leute rum, die benutzen das Messer nicht nur zum Kuchenschneiden“, heißt es einmal.

Abgründe tun sich auf - aber vor allem bei der Kommissarin Saalfeld, denn dieser „Tatort“ kreist vor allem um sie und ihre Geschichte – was auf Kosten des Falls geht. Knackige Dialoge, einige wenige brenzlige Situationen – und ansonsten recht konstruierte Verstrickungen.

Schönste Krimifloskel: „Wenn du mit der ganzen Sache was zu tun hast, dann krieg ich dich mit dem Arsch“, sagt Hauptkommissar Andreas Keppler (Martin Wuttke), der mit dem Verdächtigen am liebsten Raki säuft und im Cabriolet durch die Stadt rauscht.

Heimliche Stilikone: Gibt es nicht. Die Ausstattung hat sich alle Mühe gegeben, unauffällig und alltäglich (man könnte auch sagen: langweilig) zu sein.

Gefühlter Moment, in dem der Fall gelöst ist: Am Schluss ist zwar ein Täter überführt, ein friedliches Ende bedeutet das nicht. Wut, Hass, Ablehnung regieren wohl weiterhin in dieser düsteren Welt.