Im Bundesliga-Derby gegen den Hamburger SV sind die Bremer Kicker  immer besonders motiviert. Diesmal gewinnen sie 3:1.

Sport: Dominik Ignée (doi)

Hamburg - Das Tor zur Welt hat 1,8 Millionen Einwohner, die Michaeliskirche, die Außenalster und einen riesigen Hafen. Es ist der zehntgrößte des Planeten, und darauf sind die Hamburger stolz. In Bremen leben dagegen 550.000 Seelen, es gibt die Stadtmusikanten und 60 Kilometer nördlich einen nur halb so großen Hafen. Damit ist die Frage nach der Nummer eins im hohen Norden fürs Erste einmal ausreichend geklärt.

 

Im Fußball spielt die Welt aus Hamburger Sicht allerdings etwas verrückt, woran das liegt, ist eine gute Frage. Jedes Mal wenn sich die Bremer Kicker beim HSV blicken lassen, scheinen sie mit den Messern zwischen den Zähnen durch die Katakomben zu stapfen, im festen Willen, die arroganten Hamburger auf dem Platz mal wieder auf Grasnarbenhöhe zurückzustutzen.

Auch der mit dem hochgepriesenen Bayern-Gen ausgestattete Hamburger Trainer Thorsten Fink konnte nicht verhindern, dass seine launischen Diven Paolo Guerrero und Mladen Petric von den Bremern dermaßen verprügelt wurden, dass es schon nicht mehr feierlich war. 1:3 gegen Bremen. Zu Hause. Im randvollen Stadion. Sie glauben in Hamburg immer noch, über dem Volkspark schwebe der Geist von Seeler und Kaltz.

"Die Gesamtleistung stimmte"

Stattdessen geistert dort seit mehr als 20 Jahren bestenfalls eine Ansammlung teilweise hochbezahlter Mittelmaßkicker planlos über die Wiese. Und der mit dem Bayern-Gen ausgestattete Thorsten Fink, der sich mit Klopp auf Augenhöhe wähnt, obwohl er nichts anderes vorzuweisen hat als Erfolge im Schweizer Operettenfußball, redete sich das neuerliche HSV-Debakel im Nordklassiker dann auch noch schön: "Ich lasse mir jetzt von niemandem etwas aufschwatzen.

Wir haben drei, vier Fehler gemacht, aber die Gesamtleistung, die stimmte." Auch die HSV-Oberen ließen sich noch nie etwas aufschwatzen. Seit 13 Jahren hockt Thomas Schaaf auf der Bremer Bank - in dieser Zeit verheizte der HSV stattliche 14 Trainer, die erfolglos versuchten, den lahmen Rothosen Beine zu machen.

Schaafs Buben wie der ausgerechnet gegen Hamburg nach langer Zeit mal wieder überragend spielende Marko Marin kicken bald wohl in der Europa League, während der von sich selbst überzeugte Motivator Fink seine Truppe auf den elften Platz gesabbelt hat. Eine weitere Niederlage am Freitag bei Borussia Mönchengladbach könnte den Bundesliga-Dinosaurier HSV wieder dahin bringen, wo er herkommt: ins Lager der Abstiegskandidaten.