Der Kommissare Perlmann und Blum ermitteln in der Penner-Szene: Der Bodensee-„Tatort: Côte d’Azur“ versucht sich als Milieustudie. Ein Experiment, das leider misslingt.

Konstanz - Der Titel „Côte d’Azur“ hält nicht, was er verspricht. Triste Obdachlosen-Kulisse statt Jetset-Ästhetik: Côte d’Azur heißt ironischerweise nur die heruntergekommene Baracke am Konstanzer Rheinufer, in der eine Gruppe alkohol- und drogenabhängiger Obdachloser Unterschlupf findet. In dieses Milieu tauchen die Kommissare Klara Blum (Eva Mattes) und Kai Perlmann (Sebastian Bezzel) ein, um den Mörder von Vanessa Koch – zu Lebzeiten Teil der Gruppe – zu finden.

 

Diese Suche gerät im dicht gestrickten Handlungsverlauf allerdings ins Abseits. Vielmehr geht es zunächst um das angespannte Verhältnis zwischen Blum und Perlmann. Der Kommissar muss sich von seiner Kollegin vorwerfen lassen, einem Hinweis auf den Fundort des Säuglings der Ermordeten nicht nachgegangen zu sein. „Frau Blum, Sie haben ein Problem mit mir, ich habe ein Problem mit mir, wie soll ich mich da entspannen?!“, bellt Perlmann ob seines schlechten Gewissens. An schlechter Laune und Sarkasmus mangelt es dem Bodensee-„Tatort“ sowieso nicht. „Frau schwanger, Frau säuft, Kind gaga“ konstatiert etwa der Kinderarzt Doktor Schwenker, der sich um die Genesung des halb erfrorenen Säuglings bemüht (herrlich abgebrüht und süffisant: Barnaby Metschurat).

Klara Blum versucht indes, das Vertrauen der drogenabhängigen Franzi zu gewinnen, um Hinweise auf den Mörder zu bekommen. Friederike Linke spielt diese zwar in ihrer Trostlosigkeit überzeugend, dennoch trieft dieser Nebenplot nur so vor Sozialschmalz. Auch die anderen Charaktere aus der Penner-Baracke sind holzschnittartig gezeichnet. Was eine Art Milieustudie sein soll, gerät zum Abziehbild. Dass auch noch die Geschichte des steinreichen Musikproduzenten eingestreut wird, bringt das Klischeefass zum Überlaufen.