Mörder-Raten gehört zum Tatort dazu. Am Sonntag hat es die ARD den Zuschauern aber leicht gemacht - indirekt verriet sie ihn schon in der Vorschau.

Stuttgart – Worum geht es in deutschen Fernseh-Krimis? Richtig, um Verbrechen. Vorzugsweise um einen Mord, den es aufzuklären gilt. Wenn man es spannend machen will, ist es besonders wichtig, den Täter erst gegen Ende zu enttarnen. Das müsste eigentlich auch die ARD wissen.

 

Nicht so beim Tatort „Todesbilder“, der am Sonntagabend lief. Zwar wird auch in diesem Fall der Mörder Franz Mohr (Andrej Kaminsky) im Film erst kurz vor Schluss entlarvt - doch er war schon Tage zuvor präsent. So lange zeigt die ARD nämlich online ein großes Bild, auf dem der Mörder neben Kommissarin Eva Saalfeld (Simone Thomalla) zu sehen ist - und zwar in der entscheidenden Szene am Ende des Krimis, wenn der Mörder ihr ein Messer an den Hals hält.

Dasselbe Bild ist auch neben der Inhaltsangabe zu sehen. Hat die Verwunderung an dieser Stelle noch nicht eingesetzt, fängt sie hier an: Der Name des Mörders (Franz Mohr) taucht in der Inhaltsangabe gar nicht auf.

Schon am Sonntagabend war die Verwirrung bei Tatort-Fans perfekt. "Die Welt ist aus den Fugen", schrieb etwa Thorsten Faas zynisch auf Twitter. "Jetzt wird die Lösung des Tatorts schon vorab auf der Tatort-Seite verkündet".

Beschwerde im Tatort-Forum

Die ARD findet auf Nachfrage von Stuttgarter Zeitung Online nicht, dass aus diesem Bild eine Lösungsvermutung hervorgehe, es sei vielmehr ein Bild mit einer Szene ausgewählt worden, auf dem die Kommissarin bei ihrer Arbeit zu sehen sei. Tatsächlich zeigt es eben nicht nur die Kommissarin, sondern auch den Mörder in jener entscheidenden Situation – was aufmerksamen Zuschauern auch auffiel: „also selten sowas dämliches gesehen, wie das ard-vorschaubild mit der thomalla mit dem messer an der kehle vom tatsächlichen mörder“, ist im Forum auf der Tatort-Seite zu lesen. Und die Bildunterschrift tut ihr Übriges: der Name des Mörders wird genannt – fällt er zum ersten Mal im Film, steht die Lösung doch eigentlich schon fest. Seltsame Krimitaktik.

Wer trotzdem noch zuschauen will, findet "Todesbilder" in der ARD-Mediathek.