Beim neuen Bodensee-Tatort geht es ganz schön blutig zu. Kein Wunder also, dass Kommissarin Klara Blum irgendwann die Verdächtigen ausgehen.

Stuttgart - Sie sind nichts für empfindliche Mägen, die Mordmethoden, die sich der Killer im neuen Tatort vom Bodensee ("Das schwarze Haus", 20.15 Uhr, ARD) einfallen lässt. Zuerst stirbt der Maler Martin Neumann durch einen Stromschlag aus seinem eigenen Sicherungskasten. Tot liegt er im Schnee im Hof seines idyllischen Häuschens, bis ihn die Polizei schon steifgefroren entdeckt. Ebenso perfide dahingerafft wird Galeristin Simone von Sallari (Constanze Weinig): Als die Hobby-Jägerin sich auf ihrem Freisitz niederlassen will, bricht der unter ihr zusammen - und sie endet aufgespießt auf einer unter den Hochsitz geschobenen Egge. Kommissar Kai Perlmann (Sebastian Bezzel) spricht den Zuschauern aus dem Herzen, als er sagt: "Irgendwas Furchtbares tobt sich hier gerade aus."

 

Klara Blum (Eva Mattes) und ihr Kollege Perlmann ermitteln im Umfeld der Opfer und werden misstrauisch, als sie herausfinden, dass offenbar die Romane des Autors Ruben Rath (Hannes Jaenicke) als Vorbild für die Morde dienen. Und genau dieser Ruben Rath kannte beide Opfer, saß er doch mit ihnen im Vorstand einer örtlichen Künstlerkolonie. Doch wieso sollte er seine Mitstreiter ermorden? Und dann auch noch die Ermittler durch die Verwendung seiner Bücher auf seine Spur bringen?

Wirbel um die schöne Susanne

Oder hat vielleicht die schöne Susanne Gauss (Annika Blendl) etwas mit den Mordfällen zu tun? Immerhin waren sowohl Neumann als auch die lesbische von Sallari hinter ihr her. Und was ist mit Raths Sohn Ferry (Jonathan Müller), der unter dem Asperger-Syndrom, einer Art von Autismus, leidet? Auch er hat anscheinend ein Auge auf Susanne Gauss geworfen. Als dann auch noch ein Anschlag auf Ruben Rath geschieht, stehen Blum und Perlmann vor einem Rätsel. Haben die Morde etwa doch nichts mit Liebe und Leidenschaft zu tun?

Dieser Tatort hat alles, was einen spannenden Krimi ausmacht - blutige Morde, Liebe, Begehren und Sex, Neid und Wahnsinn. Außerdem kommt auch eine gewisse Komik nicht zu kurz. Wenn Perlmann zum dritten Mal durch Klara Blums Haus sprintet, um seine Chefin vom illegalen Angeln abzuhalten ("Monatskarte Ufer 15 Euro, Monatskarte Boot 30."), dann erinnert das - wahrscheinlich nicht ganz ohne Absicht - an "Und täglich grüßt das Murmeltier".

Zu viele Tote

Doch wie immer gibt es auch ein paar Wermutstropfen. Die Figur des Ferry Rath ist leider etwas missglückt, denn Jonathan Müller gelingt es irgendwie nicht so ganz, dessen Asperger-Syndrom überzeugend rüberzubringen.

Und es gibt noch ein Problem: Irgendwann stapeln sich in der Gerichtsmedizin derart viele Leichen (sogar ein Hund ist dabei), dass der Geschichte die Figuren ausgehen - und die Frage nach dem Mörder eigentlich schon gelöst ist, wenn man sich die übriggebliebenen Mohikaner mal genauer ansieht. Das macht denn auch die Spannung in der letzten halben Stunde ein wenig zu nichte - schade drum.

Alles in allem ist "Das schwarze Haus" aber ein durchaus sehenswerter Tatort. Man sollte vorher allerdings nicht zu reichlich gegessen haben.

Schönste Krimifloskel: "Ich habe eine schlechte Nachricht für Sie." (Blum).

Schlimmster modischer Fehlgriff: Simones blonde Perücke - sieht ein bisschen aus wie von einer Maus angeknabbert.

Gefühlte Minute, in der der Fall gelöst ist: In Minute 62. Das fiese Grinsen verrät den Killer.

Der Tatort "Das schwarze Haus" ist am 16. Oktober um 20.15 Uhr in der ARD oder in der ARD-Mediathek zu sehen.