Das Ambiente in der Tauberquelle ist liebenswert rustikal.  Dabei kommt nicht nur Schwäbisches auf den Tisch.

Stuttgart - Wem die Zeit bis zum 167. Cannstatter Volksfest im nächsten September zu langsam verstreicht, der kann ein bisschen Wasenstimmung mitten in der Stuttgarter Innenstadt erleben. Zünftige Musik, allerdings aus der Konserve, eine fesche Bedienung in Rot-weiß-kariert, Brauereifotos, rustikales Interieur und eine Speisekarte, die die Ruckizucki-Volksfestkulinarik im Bierzelt um Längen schlägt. Die Tauberquelle steht für schwäbische Tradition, und das nicht erst seit die neuen Betreiber Gabriele Czieslik und Frank Schäfer an den Start gegangen sind. Schon 1879 war das Lokal in der Torstraße/Ecke Nesenbachstraße im Stuttgarter Adressbuch zu finden. Regionaler geht es kaum: Kutteln im Trollingersößle und Kässpätzle sind selbstverständlich im Angebot, auch Rostbraten und Rinderkraftbrühe, Gaisburger Marsch und Tafelspitz gehören zu den Klassikern auf der Karte.

 

Wir machen den Maultaschentest, geröstet mit Ei, samt gemischtem Salat (9,80 Euro) - und sind begeistert. Ein Teller voll knuspriger Streifen mit reichlich Spinat-Fleisch-Füllung, deftig gewürzt, die perfekte Hausmannskost. Auch das Salatallerlei im Schälchen überzeugt: eine Mischung aus Rettich, Gurke, Radieschen, Lollo rosso und einem Klacks Kartoffelsalat wie er die Geschmacksknospen der Schwaben befriedigt: mit leichter Säure und gut temperiert, denn nichts ist schlimmer als Kartoffelsalat direkt aus dem Kühlschrank.

Nur Schwäbisches ist den Schäfers zu wenig

Uneingeschränkt zu empfehlen ist auch das Rinderfilet mit grüner Pfeffersoße, Kartoffelgratin und frischem Gemüse (19,90 Euro). Die fein gehobelten Kartoffelscheiben haben noch Biss, daran schmiegt sich eine sämige Soße, deren scharfe Körnchen beim Zerbeißen wie Feuerwerkskörper explodieren. Unter das Spektakel mischen sich grüne Zuckerschoten, Pilze und Karottenstücke. Dazu passt ein Glas Bischoffinger Grauburgunder vom Kaiserstuhl (0,25 l für 4,50 Euro), die badische Winzergenossenschaft produziert auf fruchtbarem Lössboden wunderbare Burgundersorten.

Nur Schwäbisches ist den Schäfers zu wenig, sie haben gleich noch die Tiroler Küche in die Tauberquelle mit einziehen lassen. So haben Brettljause, Schlutzkrapfen - quasi das Tiroler Pendant zu Maultaschen - und Hirschgulasch ihre Daseinsberechtigung auf der je nach Saison wechselnden Karte erhalten. Die Maroniknödel mit karamelisiertem Obst (6,50 Euro) werden auf einem Zwetschgenmusbett serviert, ein leckerer Herbstgruß, Kartoffelteigbällchen mit einem nussigen Kern.

"Schön urig soll es sein", sagt Frank Schäfer. Er hat Erfahrung mit schwäbischer Gemütlichkeit. Als Caterer ist er mit seiner Partnerin Gabriele Czieslik auf dem Weihnachtsmarkt und dem Sommerfest vertreten, mit der Tauberquelle sind die beiden sesshaft geworden. Schon in den 90ern hat Gabriele Czieslik noch unter anderen Pächtern dort bedient, und den beiden war klar: "Wenn wir mal in Stuttgart ein Lokal übernehmen, dann dieses."

Tauberquelle, Torstraße 19, Stuttgart-Mitte, Telefon 5532933, geöffnet montags bis samstags von 11.30 bis 24 Uhr, im November und Dezember auch sonntags 11.30 bis 23 Uhr, außerdem gibt es einen Biergarten und Mittagstisch, www.tauberquelle-stuttgart.de.

Über Tipps und Infos zum Thema Essen und Trinken in der Region freut sich die Redaktion (per E-Mail an d.eberhardt@stz.zgs.de)

Die Bewertung

Die Bewertung:

Küche ****

Service ****

Ambiente ****

***** = herausragend, **** = überdurchschnittlich, *** = gut, ** = Luft nach oben, * = viel zu verbessern

Die Beurteilung berücksichtigt auch das Preis-Leistungs-Verhältnis. Das günstige Lokal um die Ecke wird nach anderen Kriterien bewertet als ein Sternerestaurant. Der Test gibt Aufschluss über die Tagesform der Küche.