Das SEMF in Stuttgart soll sich als internationales Hallen-Techno-Festival etablieren - wir haben die Macher interviewt. Zweiter Teil unserer Kolumne.

Stuttgart - Große Techno-Events sind ziemlich rar in Stuttgart. Das liegt nicht in erster Linie an eventuell schnell erbosten Anwohnern, sondern eher an mangelnden Austragungsorten mit entsprechender Kapazität. Außerdem muss der Location-Betreiber natürlich bereit sein, seine Räumlichkeiten für eine Techno-Party herzugeben. Da gibt es auch 20 Jahre nach dem Durchbruch von Techno in Deutschland Berührungsängste. 

 

Martin Elbert hat sich mit Tome Aulicky und Cristoforo „Krize“ Marrazzo vom Büro Südwind darüber unterhalten, warum das SEMF 2011 in der Neuen Messe stattfindet und mit was einem Aufwand ein derartiges Spektakel verbunden ist. 

Warum findet das SEMF dieses Jahr zum ersten Mal in einer Halle statt, und warum habt Ihr euch für die Neue Messe entschieden und nicht zum Beispiel für die Schleyerhalle?

Tome Aulicky: Die Entscheidung für die Halle ist im Grunde leicht gefallen. Im Winter gibt es einfach fast kaum größere Events in diesem Sektor, und da wir schon Sommererfahrung haben, wollten wir dieses Spektrum auch abdecken. Und für ein Sommerdate 2011 in der Messe war einfach die Zeit nicht mehr vorhanden. Generell wollen wir in Zukunft ein Sommer-Open-Air und ein Winter-Indoor-Event mit dem SEMF durchführen. Wir haben die Messe gewählt, weil wir zum einen auf unbespielte Locations stehen. Das hat schon Flair, wenn dort noch kein einziges Event vorher stattgefunden hat in dieser Richtung. Zum anderen sind es so vielschichtige Aspekte, die zu der Entscheidung für eine Location führen. Das hat ja auch mit der anderen Seite etwas zu tun. 

Cristoforo „Krize“ Marrazzo: Ein Aspekt ist natürlich, dass wir vor Ort auf der Messe die Möglichkeit haben, langfristig zu wachsen. Das hieße, es stehen noch acht Hallen und Bereiche bereit, für erweitertes Feiern in allen Richtungen, Kooperationen zu schließen oder neue Wege zu gehen. Dazu kommt die spezielle und freshe Architektur. Wir haben mit der Messe selbst einen mehrjährigen Projektplan. Und am 3. Dezember steigt sozusagen der Pilot dazu.

Wie schwierig war es, die Neue Messe von eurem Konzept zu überzeugen? Allein anhand der Geschichte des SEMF sieht man, dass es scheinbar nicht ganz einfach ist einen Location-Betreiber für ein Techno-Event zu gewinnen. 

Tome: Es gehören eben schon immer zwei Parteien zu solch einem Projekt, die dieses auch mögen müssen. Und im elektronischen Sektor muss zugegeben viel Überzeugungsarbeit geführt werden. Scheinbar hat es gefruchtet.

Krize: Man muss aber auch sagen, dass die Messe grundsätzlich Interesse gezeigt hatte, solche qualitativ hochwertigen und speziellen Events stattfinden zu lassen. Dabei sind sie an Langfristigkeit, Nachhaltigkeit und Professionalität interessiert. Und nachdem wir Mitbewerber durch unser Konzept und Vorarbeit aus dem Rennen schlagen konnten, hat sich jetzt die Fügung so ergeben. Und wir versuchen das beste draus zu machen. Aber grundsätzlich ist es natürlich nicht einfach.

 

Ihr versprecht ziemlich viel, allen voran das „erste elektronische „Open Air“-Indoor-Festival im Winter mit 100prozentiger Wettergarantie“. Wie kann man sich das im Detail vorstellen?

Krize: Zuviel wollen wir natürlich nicht verraten. 100prozentige Wettergarantie können wir natürlich nur Innen garantieren (lacht). Solange uns ein Dauerfrost keinen Strich durch die Rechnung macht, können sich die Gäste in gewissen Bereichen auf echtem Naturrollrasen breit machen und tanzen. Dazu bieten wir einige Specials und Visuals von namhaften Artists aus der Szene. Wir geben alles, um unseren Besuchern einen tollen, erlebnisreichen Abend zu verschaffen. 

Wie groß ist allgemein der Aufwand, auch im direkten Vergleich zu den letzten zwei SEMF-Partys? Von welchem Planungszeitraum reden wir?

Tome: Der Aufwand ist immer immens und mit vielen schlaflosen Nächten verbunden. Der Planungszeitraum liegt bei ungefähr einem halben Jahr im Voraus. Wobei man sich auch schon vorher gedanklich damit beschäftigt. Also gehen da im Jahr schon einige Monate dafür drauf. 

Wie steht es um die Sicherheit? Seit der Love Parade sind bei sämtlichen Großveranstaltungen, sei es Wasen oder Konzert, die Vorschriften verschärft worden. 

Tome: Da ist die Messe Stuttgart mit ihrer Infrastruktur super aufgestellt und die Auflagen sind auch ziemlich streng gehalten. Einigen wird das sicher aufstoßen, aber Sicherheit geht nun mal vor. Ausschließen kann man nie etwas, aber wir fühlen uns gut vorbereitet, zumal alle Stellen in diesem Punkt kooperativ und professionell zusammenarbeiten. 

Krize: Was sich natürlich auch im Eintrittspreis widerspiegelt (44 Euro plus VVK-Gebühren, d. Red.). Unsere Sicherheitskosten sind enorm. Aber wie gesagt, Safety first!

Welche Zukunft hat das SEMF?

Tome: Hoffentlich eine rosige und gute, wir fühlen uns in dieser Location irgendwie zu Hause angekommen, nachdem wir ja so etwas wie ein Wanderzirkus waren. Somit planen wir zukünftig schon gezielt in diese Richtung. Zunächst wir wollen aber dieses Event gut über die Bühne bringen, so dass alle glücklich und zufrieden sind, und dann sehen wir weiter. Grundsätzlich klingt es aber schon sexy: SEMF - Stuttgart Electronic Music Festival @ Messe Stuttgart, zumal wenn man die Location schon einmal gesehen hat. 

Krize: Es ist für uns ein Herzblutprojekt, in das wir unsere volle Energie reinstecken und das stetig wachsen und sich weiterentwickeln soll. Wir wollen das SEMF national wie international etablieren und für eine Nacht in Stuttgart eine bunte Mischung an guter elektronischer Musik Interessenten zusammenzubringen. So beschränken sich die Ticketverkäufe nicht mehr nur auf den süddeutschen Raum. Wir erwarten Besucher aus allen Teilen Deutschlands, sowie Italien, Schweiz, Österreich, Frankreich, UK, Rumänien, Lichtenstein und Belgien.  

Martin Elbert, der Autor unserer Kolumne "Techno mit Semf, bitte" ist langjähriger Autor im Bereich Nightlife, schreibt unter anderem für das Stadtmagazin LIFT und betreibt das Blog Kessel.TV. Am Wochenende ist er als DJ RAM aktiv.

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