Vor 13 Jahren installierte Michael Hildwein das erste Telefon- und Fernmelde-Museum in Deutschland. Heute kann er auf über 450 Telefone aus der ganzen Welt blicken.

Remchingen/Pforzheim - Welche er am liebsten hat? Diese Frage sollte man Michael Hildwein am besten nicht stellen. Es sind einfach zu viele. Mehr als 450 Telefone aus aller Herren Länder und Epochen hat er in seinem Telefon-Museum in Remchingen bei Pforzheim gesammelt. „Ich mag sie irgendwie alle gerne“, meint der Mann schulterzuckend. Ob ein japanisches Münztelefon aus den 60er Jahren, ein Porzellantelefon aus Rumänien, ein Fernsprecher im Bauhausstil oder ein echt antikes Teil um 1910 – allerhand Kurioses versammelt sich in dem Museum. Schon allein das Gebäude ist speziell. Es handelt sich um das frühere Stellwerk an den Bahngleisen Wilferdingen-Singen. Vor 13 Jahren kaufte Hildwein der Bahn das Gebäude ab, sanierte es und installierte das erste private Telefon- und Fernmelde-Museum in Deutschland.

 

Zupass kam dem Mann aus dem Enzkreis, dass er als gelernter Nachrichtengeräte-Mechaniker vom Fach ist. So hat er Teile der alten Relaistechnik der ehemaligen Hauptpost Karlsruhe dort installiert. Überall blinkt, klackt und klingelt es. „Ich hatte schon immer ein Faible für Technik“, meint Hildwein, der eine Person, die etwas in die Vergessenheit geraten ist, besonders schätzt. Philipp Reis nämlich – der Physiklehrer aus Gelnhausen hatte vor rund 150 Jahren das erste funktionsfähige Telefon konstruiert. Mittels einer Stricknadel, einer Geige und der Blase eines Hasen bastelte er am 26. Oktober 1861 auf kuriose Weise das erste Telefon der Welt. Die Meriten sammelten wie so oft in der Geschichte jedoch andere ein.

1876, zwei Jahre nach dem Tod von Reis, meldete Alexander Graham Bell in den USA das Telefon zum Patent an. Fortan wurde sein Namen mit der Erfindung des Telefons in Verbindung gebracht, der Name von Reis verblasste. „Wenn man so will ist Philipp Reis ein tragischer Held. Aber so ist das nun mal in der Welthistorie. Die einen tüfteln und schaffen Bahnbrechendes, die anderen werden berühmt“, meint Hildwein, der auch als wandelndes Lexikon der Telefongeschichte durchgehen könnte.

Fündig wird er auf Flohmärkten oder Auktionen

Der Nachrichtentechniker sammelt im Übrigen auch öffentliche Münztelefone, die in der Fläche immer mehr abnehmen. Auch Handys hat er selbstverständlich in seiner Sammlung. Besonders beliebt bei den Besuchern seien die ganz alten Fernsprecher, wie man sie in Schwarz-Weiß-Filmen aus den 30er Jahren kennt. Schon zaubert der Sammler einen sogenannten Kuhfuß von 1925 aus seiner Kollektion. Also ein Telefon, das noch nicht Hörer und Mikrofon in einem Element kennt – sein ältester Fernsprecher stammt im Übrigen aus dem Jahr 1900. Auch der mehr oder weniger gescheiterten Ära der Bildtelefone widmet sich der Remchinger in seinem Museum. Riesige, klobige und irgendwie futuristische Apparaturen, die aus einer komplett anderen Epoche zu kommen scheinen. „Letztlich hat sich das nie durchgesetzt. Es war einfach viel zu teuer, die Bildqualität zu schlecht. Hinzu kam, dass der Gegenüber ja auch so ein Gerät brauchte, aber wer will sich schon so einen Riesenkasten ins Wohnzimmer stellen“, meint er schmunzelnd. Heutzutage sei das mit Skype, Webcam und Internet ohnehin kein Problem mehr. Sofort ins Auge fällt einem, sofern man in den 70er Jahren aufgewachsen ist, das klassische, dunkelgrüne Telefon der Post mit der quadratischen Tastatur, welches das Gerät mit der Wählscheibe einst ablöste.

Michael Hildwein hat sogar eine Goldversion des Klassikers in seinen Regalen. So manches Designstück findet sich in seinem mit viel Charme eingerichteten Museum. Längst erkennt er schon allein an der Fabrikation, aus welchem Erdteil ein beliebiges Telefon stammt. Die Objekte seiner Begierde findet er zumeist auf Flohmärkten oder Auktionen. Woher seine Telefonsammelwut überhaupt herrührt? „Wenn ich als Kind mit meiner Oma telefoniert habe, dann habe ich mich immer gefragt, wie meine Oma in das kleine Telefon kommt“, meint der Badener grinsend. Dieses Rätsel hat er mittlerweile gelöst

Weitere Informationen unter www.michas-telefonmuseum.de