Mit einem technischen Trick schalten sich die Täter auf fremde Telefonnummern auf. In diesem Fall trifft es die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg.

Lokales: Christine Bilger (ceb)

Stuttgart - Die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg warnt auf ihrer Internetseite vor betrügerischen Anrufen. Das ist an und für sich noch nicht ungewöhnlich. Das Brisante an dem aktuellen Fall: die Verbraucherschützer müssen vor ihrer eigenen Telefonnummer warnen. Denn irgendjemand hat es sich zur Masche gemacht, mit der Nummer der Verbraucherzentrale anzurufen und seine Opfer mit unterschiedlichen Begründungen dazu zu bringen, ihm Geld zu überweisen. Entweder droht der Anrufer mit Zwangsgeldern, Pfändungen oder dergleichen, oder er verspricht dem Angerufenen, er könne durch das Abonnieren einer Zeitschrift aus einer Gewinnspielreihe aussteigen, die sonst kostenpflichtig werden würde.

 

Die Methode, mit der sich der Anrufer auf die Nummer der Verbraucherschutzzentrale aufschaltet, nennt sich „Call ID Spoofing“. Das Englische spoof heißt parodieren: der Anrufer imitiert mit seinen technischen Möglichkeiten, am einfachsten auf dem Weg der Internettelefonie, eine andere Rufnummer, die dann beim Angerufenen angezeigt wird. Das kann eine tatsächlich existierende oder eine vom Täter frei erfundene Telefonnummer sein.

Problem seit mehr als einem Jahr bekannt

Die Masche des Betrügers, der sich ausgerechnet die Nummer der Stuttgarter Verbraucherschutzzentrale ausgesucht hat, ist seit mehr als einem Jahr bekannt. „Es gab mehrere Anzeigen, die wir an die Staatsanwaltschaft weitergegeben haben“, sagt ein Polizeisprecher. Dem Betrugsdezernat sei kein Fall bekannt, in dem jemand bezahlt habe. Es habe auch Meldungen aus anderen Bundesländern gegeben, wo ebenfalls mit der Stuttgarter Nummer angerufen wurde.

Das Problem sei seit mehr als einem Jahr bekannt, sagt Niklaas Haskamp, der Pressereferent der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. Die Maschen würden sich ändern. Mal gebe sich der Anrufer als Staatsanwaltschaft Stuttgart aus, ein anderes Mal behaupte er, im Namen der Bundesnetzagentur anzurufen. Auch Fantasiebehörden wie ein „Inkasso- und Vollstreckungsamt in Stuttgart“ oder eine „Vollstreckungsbehörde der Verbraucherschutzzentrale Baden-Württemberg“ seien schon genannt worden. Im Gegensatz zur Polizei, bei der nur Betrugsversuche registriert wurden, meldeten sich bei der Verbraucherzentrale auch Geschädigte. „Zwar meldet sich bei uns nur die Spitze des Eisbergs und nicht all jene, welche gleich aufgelegt oder den Betrüger sonst irgendwie abgewimmelt haben“, sagt Haskamp. Dennoch würde seine Institution täglich von falschen Anrufen in ihrem Namen erfahren.

Betrüger kannte Kontendaten der Opfer

Das Problem, dass ein Betrüger die echte Nummer der Verbraucherzentrale verwende, gebe es nur in Baden-Württemberg. Dass diebische Absichten mit dem guten Namen der Einrichtung glaubwürdig gemacht werden sollen, sei ihm schon mehrfach von Kollegen aus anderen Bundesländern zugetragen worden. In einigen Stuttgarter Fällen habe der Täter nach der Begleichung einer Gebühr die Aufnahme in ein „Verbraucherschutzprogramm“ zugesagt. In mehreren Fällen habe der Betrüger auch die Kontendaten der Opfer gekannt.

„Die Verbraucherzentrale ruft grundsätzlich nicht ungefragt bei Verbrauchern an, erfragt keine persönlichen Daten und macht auch am Telefon keine Verkaufsangebote“, erläutert Niklaas Haskamp. Wer den Anrufer und den beschriebenen Vorgang nicht kenne, solle keine Verträge abschließen und keine Daten oder Bankverbindungen preisgeben.