Stellenabbau, Vorstandswechsel, Namensrechte verkauft – bei der ehemaligen Siemens-Tochter Gigaset geht es derzeit recht turbulent zu.

München - Man kann nicht gerade behaupten, dass die jüngste Zeit bei der ehemaligen Siemens-Tochter Gigaset eine vorweihnachtlich ruhige gewesen wäre. Vorstandswechsel, massiver Stellenabbau und eine ungewisse Zukunft sind eine recht unbefriedigende Zwischenbilanz für ein Unternehmen, das der damalige Unternehmensschef Charles Fränkl Anfang des Jahres in einem Interview noch als „die beste Geschichte der Stadt“ gepriesen hatte. Kurz vor Ende 2015 sieht es eher nach einer sehr traurigen Story aus.

 

Wer etwas über Hintergründe bei dem in München ansässigen und im nordrhein-westfälischen Bocholt produzierenden Hersteller von schnurlosen Telefonen erfahren will, trifft oft auf Schweigen. Recht viel mehr als „keine Insolvenzgefahr“, kann man Sprechern des Unternehmens derzeit nicht entlocken. Wenn es stimmt, wäre das schon etwas – gemessen an den Vorkommnissen. Ende November hat die angeblich beste Geschichte der Stadt die Trennung von 550 der noch 1250 Beschäftigen weltweit bis 2018 angekündigt. Gut die Hälfte davon sollen in Deutschland gehen, vor allem im Werk Bocholt. Betriebsräte und IG Metall hoffen, dass Kündigungen vermieden werden können.

Die wertvollen Namensrechte sind verkauft worden

Vor wenigen Tagen dann kam völlig überraschend und ohne jede Begründung die Nachricht vom sofortigen Aus für die beiden Topmanager Fränkl und des Finanzchef Kai Dorn. In der offiziellen Mitteilung dazu fehlt sogar die sonst übliche Floskel vom gegenseitigen Einvernehmen. Es wirkt wie ein Rauswurf. Hinzu kommt, dass der chinesische Multimillionär Sutong Pan, den Fränkl 2013 ins Haus geholt hatte und der seit mittlerweile gut drei Viertel der Anteile hält, die wertvollen Namensrechte an eine seiner Firmen in Singapur hat verkaufen lassen. Das dürfe man aber nicht so verstehen, dass nun werthaltige Bestandteile von Gigaset in Sicherheit gebracht würden, weil vielleicht doch eine Gefahr bestünde, dass das Schiff sinkt, wird im Unternehmen versichert.

Überwiesen hat Pan die 29 Millionen Euro für die Namensrechte übrigens immer noch nicht. Das habe sich eben irgendwie verzögert, heißt es. Das Geld fließe schon noch. Was nicht schlecht wäre, weil vor allem damit der Stellenabbau finanziert werden soll. Nach vorne geht bei Gigaset schon länger nichts mehr. Von 420 Millionen Euro Jahresumsatz 2012 haben die Münchner sich kontinuierlich auf 326 Millionen Euro nach unten gehangelt, weil der Kernmarkt mit schnurlosen Telefonen darbt. Für 2015 ist nach letzten Prognosen nochmals mit einem Zehntel weniger Erlös, aber operativem Gewinn zu rechnen. Ob das noch stimmt und ob die Kosten für den Stellenabbau unter dem Strich nicht auf alle Fälle rote Zahlen erwarten lassen?

Die Fußballer vom FC Bayern machen Werbung

Gigaset schweigt und verweist auf Anfang nächsten Jahres. Dann wollen sich der neue Firmenchef Klaus Weßing, der einmal Werksleiter in Bocholt war, und der neue Finanzchef Hans-Henning Doerr, der zuletzt in der Startup-Szene gemanagt hat, erstmals öffentlich äußern. Vielleicht können sie dann erklären, warum der im Sommer von ihren Vorgängern ausgehandelte Vertrag mit dem FC Bayern München eine gute Idee war. Dem Vernehmen nach fünf Millionen Euro jährlich zahlt Pans Firma in Singapur dafür, dass die Bayern-Stars mit Gigaset-Handys telefonieren.

Produziert werden die Mobiltelefone in China. An der Pan-Firma in Singapur, die das Handy-Geschäft steuert, ist Gigaset in München mit 15 Prozent beteiligt. Nur in diesem überschaubaren Umfang käme das Geschäft mit den Smartphones, die unter dem Markennamen Gigaset und als „engineered in Germany“ beworben werden, also dem deutschen Aushängeschild zu Gute – falls die neuen Handys gut auf dem Markt ankommen sollten. Das Gros des Geschäfts mit den Smartphones hat sich der Investor Pan gesichert.