Es ist jedenfalls der unglücklichste Zeitpunkt für Becker, um seine brenzlige finanzielle Lage schonungslos ausgebreitet zu sehen, so kurz vor dem Turnier in Wimbledon. Becker ist dort, bei einem der mythischsten Sportwettbewerbe der Welt überhaupt, eine Legende, ein Liebling des Publikums. „Ich bin stolz, ein Teil Wimbledons und seiner großen Geschichte zu sein“, hat Becker oft genug betont. Er ist auch ein Nachbar in Wimbledon. Seine Villa liegt nur ein paar Hundert Meter vom Centre-Court entfernt, er ist in fünf Minuten mit dem Auto an den Eingangstoren. Dankbar sei er, ein Haus direkt neben diesem Ort, der ihm so viel bedeute, gefunden zu haben, sagt er: „Ich fühle mich sehr wohl, die Menschen hier lassen mich einfach gut leben.“

 

Einige Jahre lang blieb in Wimbledon stets ein frappierender Befund: Während Becker in Deutschland als strauchelnder, abgestürzter Held galt, nicht zuletzt nach merkwürdigen Fernsehauftritten wie beim Scherzbold Oliver Pocher, blieb er für die Briten eine durch und durch seriöse Erscheinung – was vor allem mit seinen Auftritten als BBC-Kommentator zu tun hatte. Auftritte, bei denen er mit Anzug und Krawatte klug die Wimbledon-Partien analysierte, charmant die Persönlichkeiten der neuen Stars aufblätterte und natürlich über vergangene Zeiten mit alten Sportsfreunden wie John McEnroe plauderte. Die Deutschen kannten diesen britischen Becker nicht, und die Briten kannten den deutschen Becker nicht. Irritierend war die Szene für jene, die Becker hier wie dort erlebten.

Wo ist das ganze Geld geblieben?

Nun fragt man sich, wie Becker es wegsteckt, wenn ihn die meisten Fans und die ganze Tennis-Karawane in Wimbledon anstarren werden, mit eher konsterniertem Blick. Und der Rätselfrage: Wo ist das ganze Geld des Champions geblieben? Wie konnte es zu dieser Notlage kommen? Und warum hat Becker die Dinge nicht geregelt vor diesem Toptermin, vor dem Turnier, bei dem er noch eine ganz große Rolle spielt, wenn auch nicht mehr auf dem Centre-Court? Nur Becker weiß es, oder er weiß es eben auch nicht.

Ein wenig erinnert das Drama an die jahrelangen Auseinandersetzungen, die sich Becker mit den deutschen Finanzbehörden um millionenschwere Steuerforderungen geliefert hatte. Rund 15 Jahre ist das alles schon her, aber doch ziemlich aktuell. Denn auch seinerzeit hatte Becker nicht geglaubt, dass es zum Äußersten käme, einem Prozess gar gegen ihn, gegen die sportliche Lichtgestalt des Landes. Und doch sah er sich vor Gericht gestellt. Die Bundesrepublik Deutschland gegen Boris Franz Becker hieß das Match, es war eine demütigende Szene. Becker kam mit einer Bewährungsstrafe davon, er hatte das auch der geräuschlosen Assistenz und Dealmacher-Qualitäten von Vertrauten wie Hans-Dieter Cleven zu verdanken, dem Ex-Generaldirektor der Schweizer Metro-Holding und Vermögensverwalter der milliardenschweren Beisheim-Gruppe.

Tiriac hielt Becker den Rücken frei

Und wer hilft jetzt? Wer könnte ihm zur Seite stehen? Becker hatte viele Jahre keineswegs immer herausragende Berater und Manager an seiner Seite. Ion Tiriac, der mit allen Wassern gewaschene Rumäne, war der erste seiner engen Weggefährten. Becker lernte fast alles von ihm, Tiriac hielt Becker den Rücken frei, machte Verträge und Becker zum Multimillionär. Und er hielt ihn zur Disziplin an, auf und neben dem Court. Später, in den 1990er Jahren, folgte der Münchner Medien-Impresario Axel Meyer-Wölden in der Rolle des Geschäftsbesorgers nach. Er holte Becker aus der ersten Lebens- und Schaffenskrise heraus und füllte auch Beckers Konten wieder ordentlich auf. Mayer-Wölden arbeitete mit den ganz Großen der Sport-, Musik- und Showbranche. Zu seinen Klienten gehörten Placido Domingo und Michael Jackson. Becker imponierte das, er vertraute ihm fast bedingungslos. Als Meyer-Wölden 1997 starb, gerade mal 56 Jahre alt, riss der Verlust eine große Lücke in Beckers Leben. Eigentlich bis heute. Denn Partner wie Tiriac und Meyer-Wölden hatte Becker danach nie mehr. Nicht jedenfalls Leute aus dieser Liga, die bestens wissen, wie die Branche tickt. Und die im Zweifelsfall eine Ahnung davon haben, mit wem man Geschäfte machen sollte – und mit wem vielleicht besser nicht.

Es ist jedenfalls der unglücklichste Zeitpunkt für Becker, um seine brenzlige finanzielle Lage schonungslos ausgebreitet zu sehen, so kurz vor dem Turnier in Wimbledon. Becker ist dort, bei einem der mythischsten Sportwettbewerbe der Welt überhaupt, eine Legende, ein Liebling des Publikums. „Ich bin stolz, ein Teil Wimbledons und seiner großen Geschichte zu sein“, hat Becker oft genug betont. Er ist auch ein Nachbar in Wimbledon. Seine Villa liegt nur ein paar Hundert Meter vom Centre-Court entfernt, er ist in fünf Minuten mit dem Auto an den Eingangstoren. Dankbar sei er, ein Haus direkt neben diesem Ort, der ihm so viel bedeute, gefunden zu haben, sagt er: „Ich fühle mich sehr wohl, die Menschen hier lassen mich einfach gut leben.“

Einige Jahre lang blieb in Wimbledon stets ein frappierender Befund: Während Becker in Deutschland als strauchelnder, abgestürzter Held galt, nicht zuletzt nach merkwürdigen Fernsehauftritten wie beim Scherzbold Oliver Pocher, blieb er für die Briten eine durch und durch seriöse Erscheinung – was vor allem mit seinen Auftritten als BBC-Kommentator zu tun hatte. Auftritte, bei denen er mit Anzug und Krawatte klug die Wimbledon-Partien analysierte, charmant die Persönlichkeiten der neuen Stars aufblätterte und natürlich über vergangene Zeiten mit alten Sportsfreunden wie John McEnroe plauderte. Die Deutschen kannten diesen britischen Becker nicht, und die Briten kannten den deutschen Becker nicht. Irritierend war die Szene für jene, die Becker hier wie dort erlebten.

Wo ist das ganze Geld geblieben?

Nun fragt man sich, wie Becker es wegsteckt, wenn ihn die meisten Fans und die ganze Tennis-Karawane in Wimbledon anstarren werden, mit eher konsterniertem Blick. Und der Rätselfrage: Wo ist das ganze Geld des Champions geblieben? Wie konnte es zu dieser Notlage kommen? Und warum hat Becker die Dinge nicht geregelt vor diesem Toptermin, vor dem Turnier, bei dem er noch eine ganz große Rolle spielt, wenn auch nicht mehr auf dem Centre-Court? Nur Becker weiß es, oder er weiß es eben auch nicht.

Ein wenig erinnert das Drama an die jahrelangen Auseinandersetzungen, die sich Becker mit den deutschen Finanzbehörden um millionenschwere Steuerforderungen geliefert hatte. Rund 15 Jahre ist das alles schon her, aber doch ziemlich aktuell. Denn auch seinerzeit hatte Becker nicht geglaubt, dass es zum Äußersten käme, einem Prozess gar gegen ihn, gegen die sportliche Lichtgestalt des Landes. Und doch sah er sich vor Gericht gestellt. Die Bundesrepublik Deutschland gegen Boris Franz Becker hieß das Match, es war eine demütigende Szene. Becker kam mit einer Bewährungsstrafe davon, er hatte das auch der geräuschlosen Assistenz und Dealmacher-Qualitäten von Vertrauten wie Hans-Dieter Cleven zu verdanken, dem Ex-Generaldirektor der Schweizer Metro-Holding und Vermögensverwalter der milliardenschweren Beisheim-Gruppe.

Tiriac hielt Becker den Rücken frei

Und wer hilft jetzt? Wer könnte ihm zur Seite stehen? Becker hatte viele Jahre keineswegs immer herausragende Berater und Manager an seiner Seite. Ion Tiriac, der mit allen Wassern gewaschene Rumäne, war der erste seiner engen Weggefährten. Becker lernte fast alles von ihm, Tiriac hielt Becker den Rücken frei, machte Verträge und Becker zum Multimillionär. Und er hielt ihn zur Disziplin an, auf und neben dem Court. Später, in den 1990er Jahren, folgte der Münchner Medien-Impresario Axel Meyer-Wölden in der Rolle des Geschäftsbesorgers nach. Er holte Becker aus der ersten Lebens- und Schaffenskrise heraus und füllte auch Beckers Konten wieder ordentlich auf. Mayer-Wölden arbeitete mit den ganz Großen der Sport-, Musik- und Showbranche. Zu seinen Klienten gehörten Placido Domingo und Michael Jackson. Becker imponierte das, er vertraute ihm fast bedingungslos. Als Meyer-Wölden 1997 starb, gerade mal 56 Jahre alt, riss der Verlust eine große Lücke in Beckers Leben. Eigentlich bis heute. Denn Partner wie Tiriac und Meyer-Wölden hatte Becker danach nie mehr. Nicht jedenfalls Leute aus dieser Liga, die bestens wissen, wie die Branche tickt. Und die im Zweifelsfall eine Ahnung davon haben, mit wem man Geschäfte machen sollte – und mit wem vielleicht besser nicht.

Becker hatte sich später immer wieder gegen das große Spekulationstheater um ihn gewehrt, auch gegen die zuletzt gängige These, er sei wieder bei sich angekommen – im Tennis, wo er sich am besten auskenne. Er sagte dazu: „Die wenigsten wissen doch, was in meinem Leben passiert, heute wie vor 30 Jahren. Deshalb gibt es auch immer wieder die unmöglichsten Theorien zu Boris Becker – was er warum tut.“ Im Übrigen, so Becker, wäre sein Leben ärmer gewesen, „wenn ich nicht andere Herausforderungen angenommen hätte“. Ob er das auch jetzt noch so sieht? Vermutlich schon, denn er kann bei diesem Thema, bei der Bewertung seines Lebens abseits des Centre-Courts, ziemlich trotzig sein. Er neigt auch dazu, den Geschäftsmann Becker zu verklären. Eins aber spürt man nun und sowieso immer und überall bei Becker: jene Faszination, die ihn als Tennisprofi umgab und die er selbst so beschrieb: „Bei mir weiß man nie, was kommt.“ Auch jetzt nicht, in seinem 50. Lebensjahr.