Beim Tennis-Jugendcup sorgt die 14-jährige Shanay Biouk aus dem Iran für internationales Flair. Ihr Traum ist es, irgendwann einmal die French Open zu gewinnen.
In 23 Sprachen steht „Willkommen“ auf einem Banner am Eingang des Geländes des TSC Renningen. Der Jugendcup, der mit der 25. Auflage und dem 50-jährigen Bestehen des Clubs ein doppeltes Jubiläum feiert, wird immer internationaler. Aus knapp 50 Nationen kommen die Teilnehmer des Turniers. Eine besonders weite Anreise hatte Shanay Biouk, die aus der zweitgrößten iranischen Stadt Mashhad mit rund vier Millionen Einwohnern stammt. Wegen der politischen Verhältnisse wohnt sie jedoch seit einiger Zeit mit ihrer Familie in Istanbul.
Die 14-Jährige stammt aus einer echten Tennis-Familie. Ihr Vater Iman spielte in der ersten iranischen Liga und auf nationalen Turnieren. „Reisen ins Ausland waren mir nicht erlaubt“, erzählt er. Seine Liebe zum Tennis hat er an seine Tochter Shanay, deren Coach er mittlerweile ist, sowie an den siebenjährigen Sohn weitergegeben. „Ich habe mit vier Jahren zum ersten Mal einen Tennisschläger in der Hand gehabt, seit meinem sechsten Lebensjahr trainiere ich jeden Tag“, erzählt Shanay Biouk, die sehr gut englisch spricht. „Sie ist schon mit zwei Jahren mit ihrem Puppenwagen über den Tenniscourt gefahren“, ergänzt der Vater schmunzelnd die noch früheren Berührungspunkte des Teenagers mit dem weißen Sport.
Anders als ihr Vater hat Shanay Biouk die Möglichkeit, bei Turnieren im Ausland anzutreten. 2019 bestritt sie ihr erstes Turnier in Nizza. In diesem Sommer ist der Jugendcup, wo sie in der U 14 im Einzel und im Doppel antritt, eines von fünf Turnieren, das die Iranerin in Deutschland spielt. Zuvor hat sie in Waiblingen, Ulm und Augsburg aufgeschlagen, nach dem Jugendcup ist ein Start in Regensburg geplant. Im Mai gewann die 14-Jährige bei einem Turnier erstmals Punkte für die ITF-Junior-Rangliste und wird derzeit knapp unter Rang 3000 gelistet.
Shanay Biouk hofft, beim Tennis-Europe-Turnier in Renningen in der U 14 endlich einmal ins Finale zu kommen. „Ich habe zuletzt unglaublich viele Halbfinals verloren“, erzählt die Iranerin, die an Position vier gesetzt ist. Auch in der vergangenen Woche in Augsburg kam für sie im Doppel mit ihrer türkischen Partnerin das Aus in der Vorschlussrunde – allerdings in der U-16-Konkurrenz. Die junge Frau beschreibt sich selbst als aggressive Spielerin mit einem starken Aufschlag, die aber auch gut in der Defensive agieren kann. Ihr großes Vorbild ist Roger Federer. „Die Qualität seiner Vorhand hätte ich auch gerne“, meint Shanay Biouk, die darüber hinaus die gesamte Persönlichkeit des Schweizers schätzt. Ihr großer Traum ist es, die French Open in Paris zu gewinnen. „Im Iran gab es nur Ascheplätze. Das ist der Belag, auf dem ich groß geworden bin, und der mir am meisten liegt“, erläutert sie.
Auch für die Zeit nach der Tenniskarriere hat sie Pläne. „Ich könnte mir vorstellen, Zahnärztin zu werden“, erzählt die 14-Jährige, die sehr reflektiert wirkt. Wo sie dann leben und arbeiten wird, weiß sie heute noch nicht. „Das hängt von der Entwicklung im Iran ab“, sagt sie. Die Einladung des iranischen Verbandes in die U-14- und U-16-Nationalmannschaft hat sie abgelehnt, über Details spricht sie nicht. Dass ihr iranischer Pass zum Nachteil gereichen kann, musste sie kürzlich bei einem Turnier in Kanada erfahren, wo man ihr ein Visum verweigerte.
Umso mehr freut sie sich, zum ersten Mal beim Jugendcup am Start sein zu dürfen. Ihr erstes Einzel gegen Jana Hecker gewann sie mit 6:2 und 6:0. In Renningen, Rutesheim und Warmbronn fühlt sie sich rundum wohl. „Die anderen Turniere in Deutschland zuvor hatten einen guten Standard. Aber hier ist vom Essen bis zum Shuttle Service alles perfekt organisiert“, loben Vater und Tochter.
