Im Verfahren gegen drei mutmaßliche Dschihadisten aus Stuttgart trägt ein Polizeibeamter Texte aus den Kurznachrichten der Angeklagten vor. Darin sprechen die Beschuldigten eine eindeutige Sprache.

Lokales: Christine Bilger (ceb)

Stuttgart - Die Verfahrensbeteiligten im Prozess gegen drei mutmaßliche Dschihadisten sind am Mittwochmorgen kurz irritiert gewesen: Der 24-jährige Angeklagte Ismail I. kam mit dem Arm in der Schlinge und einem Pflaster an der Stirn in den Verhandlungssaal. Gegen ihn und zwei weitere junge Männer wird wegen der Vorbereitung einer terroristischen Straftat im Ausland verhandelt. Sein Auftritt mit Bandagen erinnerte an einen unschönen Zwischenfall: Vor ein paar Wochen war Ismail I.s 38-jähriger Mitangeklagter aus Mönchengladbach, der ebenfalls in Untersuchungshaft sitzt, von kurdischen Mithäftlingen verprügelt worden. Den Männern wird vorgeworfen, dass sie nach Syrien in den bewaffneten Kampf ziehen wollten – vermutlich in einer Unterorganisation des IS, der auch gegen Kurden kämpft. Daher kam der Groll der Männer in der Justizvollzugsanstalt.

 

Ismail I. , der sich wie immer bestens gelaunt präsentierte, erklärte seine Blessuren anders: Er sei in seiner Zelle ausgerutscht und hingefallen, gab er als Anekdote in der Verhandlungspause zum Besten. Nicht bei allen Verfahrensbeteiligten räumte er damit die Zweifel, nicht doch in eine handfeste Auseinandersetzung geraten zu sein, vollends aus.

Polizei wertet Text-Nachrichten auf dem Handy aus

Neben dieser Irritation am Morgen gab es noch den einen oder anderen Moment, in dem man sich wundern konnte über das, was vorgetragen wurde. So etwa bei der Aussage eines Polizeibeamten der Staatsschutzabteilung. Er berichtete von den Text-Nachrichten auf dem Handy des 24-jährigen Angeklagten Ismail I., der gemeinsam mit dem 38-Jährigen im November 2013 auf dem Weg nach Syrien war, als ihn die Stuttgarter Kriminalpolizei an der Autobahn 8 stoppte und festnahm. Ein Freund schrieb, er werde sich beim Ego-Shooter-Spielen nun immer vorstellen, er sei Ismail I. Dazu kam noch der Kommentar: „Ich freu mich, Habibi, dass Du das durchziehst.“ Der Polizeibeamte erkannte darin die Zustimmung des Freundes zum Plan des 24-Jährigen, in Syrien in den Kampf zu ziehen: „Warum sonst geht jemand nach Syrien?“, fügte er hinzu. „Na, um humanitäre Hilfe zu leisten“, rief der Angeklagte dazwischen. Er hatte schon mehrfach erklärt, er habe einige Ausrüstungsgegenstände nur besorgt, um Zivilisten im Bürgerkriegsland Syrien damit zu unterstützen.

Der Hauptangeklagte gibt sich wie immer gut gelaunt

Eine klare Sprache herrschte auch im Austausch mit dem zehn Jahre älteren Bruder, der ebenfalls auf der Anklagebank sitzt, weil er Geld für den Auszug in den sogenannten Heiligen Krieg beschafft haben soll. Der 34-Jährige fragte in einer Kurzmitteilung, ob der jüngere „Bastarde und Schweinesöhne“ jage. „Ich werde keine Gnade zeigen“, lautete die Antwort. Für die Beamten war dies eine ebenso eindeutige Aussage wie die Reaktion eines Kollegen des Ismail I., den sie am Arbeitsplatz aufsuchten, um mit ihm über den Beschuldigten zu reden. „Ist er tot?“, habe der Kollege sofort gefragt, als die Polizisten nach ihm fragten.

Nächste Woche wird im Prozess ein Terrorismusexperte gehört, außerdem sind Familienmitglieder der angeklagten Brüder geladen. Ob sie aussagen werden, ist allerdings noch nicht bekannt.