Mimi Leder hat zweimal den TV-Preis Emmy gewonnen, als Produzentin und Regisseurin Serien wie „ER“ oder „The Leftovers“ mitgeprägt. Im Interview verrät sie, wie es ist, in „The Morning Show“ mit zwei Superstars zu arbeiten und warum sie am liebsten Frauen einstellt.

Freizeit & Unterhaltung : Gunther Reinhardt (gun)

Mimi Leder (71) stieg von der Kamerafrau zur Regisseurin und schließlich zur Produzentin auf. Sie ist neben Reese Witherspoon und Jennifer Aniston ausführende Produzentin des Seriendramas „The Morning Show“, das vom turbulenten Leben hinter die Kulissen einer TV-Nachrichtensendung erzählt. Wir haben Mimi Leder, die bei den meisten Episoden auch Regie geführt hat, zum Zoom-Interview getroffen.

 

Ms Leder, Sie sind Produzentin und Regisseurin der Serie „The Morning Show“, kommen Sie sich da manchmal selbst in die Quere?

Ja, als ausführende Produzentin kämpfe ich immer wieder mit mir selbst. Ich als Regisseurin wollte zum Beispiel ein Raumschiff haben. Ich als Produzentin habe aber gesagt: Du kannst das nicht tun, das kostet zu viel Geld. Ich habe in meiner Karriere aber gelernt, dass es immer eine Möglichkeit gibt, eine Geschichte ohne Schnickschnack zu erzählen. Als ich zum Beispiel „Projekt: Peacemaker“ gedreht haben, wollte ich unbedingt einen Kamerakran für eine spektakuläre Aufnahme haben. Mir wurde aber gesagt: Hey, wir sind in Mazedonien, da gibt es so was nicht. Also haben wir improvisiert. Und das Ergebnis war sogar besser, als es mit einem Kran geworden wäre. Wenn du wenig Geld hast, wirst du kreativ.

Mimi Leder Foto: www.imago-images.de/Charlie Steffens via www.imago-images.de

Mich erinnert die Serie „The Morning Show“ an den Film „Network“, bei dem es auch um eine TV-Nachrichtensendung geht. Ist das Absicht?

Absolut. Es freut mich, dass Ihnen das aufgefallen ist. Es gibt viele Ähnlichkeiten. Nicht nur inhaltlich. „Network“ war für mich auch eine der visuellen Inspirationen. Ich wollte einen Look haben, der an „Network“ erinnert, aber auch an „Nachrichtenfieber“, und eine ähnliche Mischung aus anspruchsvollem Drama und düsterer Komödie.

Der Film „Network“ stammt aus dem Jahr 1973, „Nachrichtenfieber“ aus dem Jahr 1987. Seither hat vor allem das Internet den Journalismus grundlegend verändert. Hat die Art von Qualitätsjournalismus, für die ihre Hauptfiguren Alex Levy und Bradley Jackson stehen, überhaupt noch eine Zukunft?

Die Welt braucht Qualitätsjournalismus. Es ist beängstigend, wie gefährlich es für Journalisten an vielen Orten der Welt ist, ihren Job zu tun. Die Welt da draußen befindet sich in einem furchteinflößenden Zustand. In Russland zum Beispiel sitzen Menschen im Gefängnis, nur weil sie ihre Meinung gesagt haben. Überall auf der Welt gibt es Probleme – und wir brauchen Menschen, die sich trauen, darüber zu berichten.

Alex Levy und Bradley Jackson werden von Jennifer Aniston und Reese Witherspoon gespielt. Mit wem von den beiden ist es einfacher zu arbeiten?

Oh, das würde ich Ihnen niemals verraten!

Ich hatte befürchtet, dass Sie das sagen würden.

Es ist aber wirklich so, dass es sehr unkompliziert ist, mit den beiden zu arbeiten. Diese Schauspielerinnen kommen stets ausgezeichnet vorbereitet ans Set. Sie haben sich ganz genau überlegt, was sie wollen, sind aber trotzdem offen dafür, geleitet und geführt zu werden. Schließlich erzählen wir alle zusammen gemeinsam diese Geschichte. Wir hatten ja auch sonst eine ganz großartige Besetzung mit Leuten wie Billy Crudup, Karen Pittman, Jon Hamm oder Mark Duplass.

Ein beeindruckendes Ensemble hatte auch die Serie „Emergency Room“, die 1994 startete, als das Goldene Zeitalter der TV-Serien begann und mit der Sie zwei Emmys gewonnen haben.

„ER“ war wegweisend. Ich fühle mich sehr geehrt, Teil dieser Show gewesen zu sein und mit der Steadicam den unverkennbaren Stil der Show miterfunden zu haben. „ER“ war sehr wichtig für meine Karriere. Es war damals nahezu unmöglich für eine Frau, bei einem Spielfilm der großen Studios Regie zu führen. Es ist immer noch nicht leicht für Frauen, aber damals war es noch schwieriger. Weil mich aber Steven Spielberg dadurch kannte, dass sein Unternehmen Amblin Entertainment „ER“ produzierte, machte er es möglich, dass ich den Film „Projekt: Peacemaker“ mit George Clooney und Nicole Kidman drehen konnte.

Wird die Film- und Fernsehindustrie immer noch von Männern dominiert?

Es hat sich ein bisschen verändert. Doch Frauen sind immer noch deutlich unterrepräsentiert. Deshalb stelle ich als Produzentin immer so viele Frauen wie möglich ein.

The Morning Show

TV-Serie
Die dritte Staffel der Serie „The Morning Show“ ist soeben bei Apple TV+ gestartet. Jeden Mittwoch wird eine neue Episode veröffentlicht. Alle Episoden der ersten beiden Staffeln sind bei dem Streamingdienst verfügbar.