Die Intendantin Susanne Heydenreich will im Stuttgarter Theater der Altstadt nicht nur unterhalten – auch wenn das fürs Budget der Bühne eigentlich gut wäre.

Kultur: Adrienne Braun (adr)

Stuttgart – Auf dem Spielplan stehen die großen Klassiker wie „Faust II“ oder „Nathan der Weise“. Aber das Theater der Altstadt im Westen steht auch für gute Unterhaltung und ambitionierte Stücke. Eine schwierige Gratwanderung für die Intendantin Susanne Heydenreich, zumal das Geld in dem Theater am Stuttgarter Feuersee immer hinten und vorne fehlt und sie gern Sand ins Getriebe wirft.
Frau Heydenreich, im Schauspiel Stuttgart steht im nächsten Jahr ein Intendantenwechsel an, am Theater Rampe auch. Hätten Sie nicht Lust, auch mal etwas anderes zu machen oder das Theater zu wechseln?
Doch, das ich habe immer wieder überlegt. Diesen Absprung hätte ich vielleicht früher machen sollen. Ich habe mich ein paar Mal ausgestreckt in Richtung Freilichtbühnen, aber war dann doch nicht unfroh, dass es nicht geklappt hat. Bei mir herrscht eine sehr enge Beziehung zu diesem Haus. Wenn ich kontinuierliche Arbeit leisten will, kann ich das am besten an einem Haus, das ich gut kenne, in einer Stadt, die ich gut kenne. Bis 1996 bin ich selbst herumgezogen und habe viele Erfahrungen gemacht, die ich hier gut einbringen kann. Aber ich bin keine Nomadin.

Und was tut man gegen die Routine?
Wenn man Abend für Abend Dienst nach Vorschrift macht, ist das eine Art Routine. Wir haben viel zu wenig Geld, als dass es Routine werden könnte. Wir kämpfen permanent ums Überleben und versuchen, mit wenig Geld möglichst gutes Theater zu machen.

Wofür steht das Theater der Altstadt künstlerisch?
Es ist ein kleiner Stadttheaterbetrieb mit Repertoire. Wenn man es platt sagt: Es ist für jeden etwas dabei. Wir müssen für viele Menschen etwas bringen, um unsere Wirtschaftlichkeit zu halten. Wirtschaftlich sind wir. Wir spielen ein Drittel unseres Etats ein und haben eine Platzauslastung von siebzig Prozent. Wahrscheinlich sagt die Stadt auch deshalb: Die brauchen gar nicht mehr.

Die Stadt hat schon zweimal geholfen, das Theater zu entschulden. Ist es jetzt in den schwarzen Zahlen?
Wir haben immer noch Schulden. Aber wir machen keine neuen Schulden. Es wird ja alles teurer, nur die Gagen steigen nicht. Jeder von uns Kollegen hat mindestens noch einen Nebenjob. Das ist nicht schlimm, aber manchmal fragt man sich schon: Warum arbeitet man so viel und kriegt später trotzdem so wenig Rente?