Auch in der kommenden Saison öffnet die Stuttgarter Intendantin Eva Hosemann ihr Theater Rampe für neue Ideen und Projekte.  

Kultur: Adrienne Braun (adr)

Stuttgart  - Es könnte China oder Chile sein, Tonga oder Tuvalu, die Welt ist groß. Aber auch das Theater hat seine Moden - und deshalb heißt das große Thema dieser Tage: Afrika. Viele Bühnen und freie Gruppen strecken derzeit ihre Fühler gen Afrika aus. Nun auch das Stuttgarter Theater Rampe. Stephan Bruckmeier, ehemals Co-Intendant am Haus, hat in Nairobi ein Slum-Theater-Ensemble gegründet für Laien und Profis. In der nächsten Spielzeit werden 21 Kenianern nach Stuttgart reisen mit "The Dream of Getting a Job", einer Revue mit Schauspiel, Tanz, Musik und Film. "Kein Stück über die armen Afrikaner, kein Betroffenheitstheater", sagt Bruckmeier, "sondern ein sehr politisches Stück, das eine Brücke schlägt zwischen Afrika und Europa."

 

Die Rampe schlägt viele Brücken. Inzwischen hat die Intendantin Eva Hosemann das eigene Ensemble ganz abgeschafft, weil das Geld nicht für ein ausreichend großes Schauspielteam reichen würde. Stattdessen kooperiert sie - mit Jena, Bremen und Berlin, mit festen Häusern und freien Gruppen. Das heißt: die Produktionen können aus mehreren Töpfen finanziert, aber schlussendlich auch in mehreren Städten gespielt werden. "Das bringt enorme künstlerische Impulse", sagt Eva Hosemann, "und es trägt den Geist der Rampe in andere Theater und Städte." Und, könnte man ergänzen, es ermöglicht dem Theater in Stuttgart, einen sehr vielfältigen Spielplan anzubieten.

Zum letzten Mal heißt es: "Sechs and the City"

Zum sechsten und damit letzten Mal findet im Oktober das Autorenprojekt "Sechs and the City" statt. Sechs Stuttgarter Autoren werden hierfür wieder Miniaturen schreiben, die dann hoch oben auf dem Fernsehturm aufgeführt werden. Mit dabei ist diesmal Elisabeth Kabatek, die erfolgreiche Autorin der schwäbischen Romane "Laugenweckle zum Frühstück" und "Brezeltango". Michael Gaedt von der Kleinen Tierschau schreibt ein Stück, Felix Huby, außerdem der aus Albanien stammende Beqë Cufaj und Simon Rost. Die Krimiautorin Christine Lehmann wird ihre Buchheldin Lisa Nerz auf die Bühne schicken.

"Miteinander ist das Thema dieses Hauses", sagt Eva Hosemann - und tatsächlich kann man in der nächsten Saison vielen interessanten Persönlichkeiten und Künstlern in der Rampe begegnen. Die Musikerin Helen Schneider kommt. Sie wird zwei Wochen lang in der Rampe auf der Bühne stehen in "Verwandlung", einem Musikprojekt zu einem Text von Anne Sexton. Helen Schneider interessiert sich schon lang für die amerikanische, feministische Dichterin - und über den Stuttgarter Bassisten Mini Schulz kam der Kontakt zur Rampe. Hosemann wird "Verwandlungen" inszenieren, ein Stück über "das Scheitern des beschädigten Menschen, der beschädigten Frau", wie Hosemann es nennt, "sehr ironisch und böse".

Nächstes Jahr feiert das Theater ein Jubiläum

Der erfolgreiche Theatermacher Marc von Henning wird wieder an der Rampe arbeiten, das Stuttgarter Ensemble TART-Produktion wird gemeinsam mit der Choreografin Nina Kurzeja eine Performance über Macbeth herausbringen. Max Schumacher und Hiroko Tanahashi, beide Stipendiaten der Akademie Schloss Solitude, werden einen Tanz-Theater-Abend entwickeln über den Kanon "C A F F E E", außerdem wird ihr Stück "The Four of the Gas Station", das schon auf der Solitude zu sehen war, in der Rampe laufen - gespielt wird in einem VW-Käfer im Hof des Theaters. Über das Sterben der Bienen geht es dagegen in einem Stück von Alexej Schipenko, während Bizets "Carmen" in einer abgespeckten Version in der Rampe aufgeführt werden soll - mit nur zwei Instrumenten soll die Geschichte von Liebe und Leidenschaft erzählt werden.

Im nächsten Jahr steht außerdem ein Jubiläum an. 1992 ist die ehemalige Studentenbühne im Zahnradbahnhof eingezogen und in ein professionelles Theater umgewandelt worden. In einer Gala will die Rampe die Geschichte Revue passieren lassen. Eva Hosemann wird sich währenddessen schon auf ihren Abschied vorbereiten. Wie berichtet, wird sie ihren Vertrag nicht verlängern und die Rampe 2013 verlassen.