Der umstrittene Pater John Bashobora aus Uganda tourt mehrmals im Jahr durch Polen, um vor Gläubigen Exorzistengottesdienste zu halten. Die kommen zu Zehntausenden – und hoffen auf Erleuchtung.

Warschau - Ein Singsang schwillt vom Fußballstadion an und ebbt wieder ab. Kirchengesänge, ein Gospelchor, Gebete. Immer und immer wieder. „Jesus ist im Stadion“, verkündet ein mannshohes Transparent am Parkplatz. Doch gekommen ist nicht Jesus, sondern Pater John Baptist Bashobora. Der umstrittene Priester aus Uganda fliegt Jahr für Jahr, meist im Frühling, Sommer, Herbst und Winter, für eine Art Exorzistentour nach Polen und leitet dort charismatische Massengebete.

 

„Ihr könntet das auch selber machen, ihr braucht eigentlich keinen Priester aus Uganda“, nimmt der Teufelsaustreiber aus dem fernen Afrika die Kritik in der weltoffenen Hauptstadt Warschau gleich selbst auf. Dann sagt er: „Doch das ist Gottes Plan.“ Fast 60 000 Gläubige sind an diesem Tag zu seiner mehr als zehnstündigen Messe ins Nationalstadion gepilgert, das Polen im Jahr zuvor eigens für die Fußball-EM errichtet hatte. Auch das Sportministerium ist froh, wenn neben Popgrößen auch andere Stars – und seien es Exorzisten – dabei helfen, das teure Gebäude zu finanzieren. „Sie haben uns ausgelacht, aber dieser Besucherstrom beweist, dass wir recht haben“, schreibt etwa eine rechtskatholische Internetseite triumphierend. Sie, das sind die angeblichen Antichristen, jene wachsende Zahl von Polen, die statt gottesstaatlichen Anwandlungen und kirchlicher Bevormundung ein modernes Land europäischen Zuschnitts möchten.