Thyssen-Krupp Jobs in Aufzugwerken sind bis 2027 sicher

250 Meter hoch ist der Aufzugturm, den Thyssen in Rottweil gebaut hat. Foto: Thyssen

Die neuen Eigentümer der Thyssen-Krupp-Sparte Aufzugbau geben eine sieben Jahre währende Beschäftigungsgarantie. Darüber hinaus wurde vereinbart, dass die Ausbildung unverändert weiterläuft.

Stuttgart - Den Mitarbeitern von Thyssen-Krupp in Neuhausen/Fildern haben sich die neuen Eigentümer zwar noch nicht vorgestellt, erzählt Georgios Triantafillidis, der Betriebsratsvorsitzende des Aufzugwerks. Einen guten Eindruck dürfte das Konsortium aber bereits hinterlassen haben. Die beiden Beteiligungsgesellschaften Advent und Cinvent sowie die RAG-Stiftung haben für 17,2 Milliarden Euro Thyssens Aufzugsparte gekauft. Und die neuen Eigentümer haben sich zu weitreichenden Standort- und Beschäftigungsgarantien für die deutschen Standorte mit insgesamt 5000 Beschäftigten verpflichtet.

 

Das vermutlich wichtigste Ergebnis aus Sicht der Mitarbeiter: Die Arbeitsplätze sind sicher – bis Ende März 2027 sind betriebsbedingte Kündigungen in Deutschland ausgeschlossen. In Neuhausen profitieren davon rund 1000 Beschäftigte. Darüber hinaus wurde vereinbart, dass die Ausbildung unverändert weiterläuft. Konkret für Neuhausen bedeutet dies, dass auch künftig pro Jahr 50 junge Menschen ihre Ausbildung beginnen können, sagt Triantafillidis. Die neuen Eigentümer haben auch zugesichert, dass an den deutschen Standorten im selben Umfang wie in der Vergangenheit investiert wird. Auch Forschung und Entwicklung soll es im gewohnten Umfang geben.

Es gelten auch in Zukunft Mitbestimmungsrechte

Und der Sitz des neuen Unternehmens wird in Deutschland sein. Wichtig war dies den Arbeitnehmervertretern deshalb, weil in dem neuen Unternehmen damit auch künftig die Mitbestimmungsrechte gelten. Nicht zuletzt bleibe die betriebliche Altersvorsorge erhalten. Zudem unterliegen alle deutschen Standorte der Tarifbindung. Wie das neue Unternehmen heißen wird, ist bisher unklar. Den Namen Thyssen-Krupp dürfen die neuen Eigentümer nur zeitlich begrenzt nutzen.

Wie wichtig gerade den Beschäftigten in Neuhausen die umfangreiche Absicherung ist, zeigt ein Blick in die Vergangenheit; immer wieder standen in dem Werk in Neuhausen Arbeitsplätze auf der Kippe. Erst 2017 fielen rund 120 Stellen dem Rotstift zum Opfer. Damals wurde – nur für den Standort – schon einmal eine Beschäftigungssicherung vereinbart, die noch bis Ende September 2022 läuft. Im Gegenzug hatten die Arbeitnehmervertreter damals zugesagt, dass am Standort die 37,5-Stunden-Woche gelte, ohne Lohnausgleich. Dies sind 2,5 Wochenstunden länger als nach Metalltarif. Diese Regelung wird bis Oktober 2022 beibehalten, so Triantafillidis. Welche Arbeitszeit danach in Neuhausen gelten wird, muss noch verhandelt werden.

Trennung von weltweit 53 000 Beschäftigten

Mit dem Verkauf des Aufzuggeschäfts trennt sich der Essener Traditionskonzern von weltweit 53 000 Beschäftigten und einem Umsatz von acht Milliarden Euro. Wie das zukünftige Konzept des angeschlagenen Industriekonzerns aussehen wird, darüber ist noch nicht entschieden. „Gründlichkeit geht vor Schnelligkeit“, sagte Vorstandschefin Martina Merz am Freitag. Bis Mai wolle man ein klares Bild haben, das dann dem Aufsichtsrat präsentiert werden soll, fügte sie hinzu. Thyssen-Krupp ist künftig unter anderem in den Bereichen Stahl, Edelstahl, Schiffbau, Industrieanlagen sowie Komponenten für die Autoindustrie tätig. Einige dieser Bereiche arbeiten nicht rentabel. Doch Merz betont: „Wir glauben an das Potenzial unserer Geschäfte.“ In der Vergangenheit hätten diese zum Teil allerdings nicht die ausreichenden Mittel erhalten.

Mit dem Verkaufspreis der Aufzugsparte von 17,2 Milliarden Euro zeigt sich die Chefin des Industriekonzerns zufrieden. Man habe einen „sehr guten Verkaufspreis“ erzielt, sagte Merz. Ende Januar auf der Hauptversammlung hatte sie als möglichen Preis noch rund 15 Milliarden Euro genannt. Aber für sie sei nicht nur der Preis wichtig gewesen, sondern auch die Sicherheit, dass der Deal auch tatsächlich zustande kommt, sagte sie.

Es sind keine Probleme mit den Kartellbehörden zu erwarten

Sie hat ihre Erfahrungen. Denn die Fusion des Stahlgeschäfts von Thyssen-Krupp mit dem Tata-Konzern ist im vergangenen Jahr am Verbot der Brüsseler Wettbewerbshüter gescheitert. Diesmal sind wohl keine Probleme der Kartellbehörden zu erwarten.

Das Geld kann der Essener Konzern gut gebrauchen. Eine Sonderdividende für die Anleger aus dem erzielten Kaufpreis schloss Merz kategorisch aus. Denn die Finanzschulden türmen sich auf sieben Milliarden Euro. Ein Teil des Geldes soll nun in den Abbau der Schulden gesteckt werden. Darüber hinaus hat Thyssen-Krupp drei Geschäftsjahre in Folge Verluste gemacht. Im vergangenen Geschäftsjahr wurde bei einem Umsatz von knapp 42 Milliarden Euro ein Verlust von 260 Millionen Euro eingefahren.

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