Levi Hägele, seine Freundin Lisa Raichle und deren Mutter Angela Raichle wissen, dass der Kontakt zu den ebenso neugierigen wie unbefangenen Ziegen wohltuend wirken kann. „Sie sind sehr menschenbezogen, und das nicht nur, weil zwei von ihnen mit der Flasche aufgezogen wurden“, sagt Lisa Raichle. Die Gruppe kommt mit ihrer Leiterin Barbara Schmid von der Bushaltestelle und wird von Pfarrer Christoph Schweizer, dem Vorsitzenden der Esslinger Krankenpflegevereine, begrüßt.
Mit Tieren hat die Gruppe Erfahrung
Dann betreten die Teilnehmerinnen die Wiese und gehen auf die Ziegen zu. Mit Tieren haben sie Erfahrung, denn über das Projekt „Begegnung Mensch-Tier“ hat die Gruppe schon eine Schäferin im Remstal und einen Bauernhof am Jägerhaus in Esslingen besucht. Ein SWR- Bericht über den Besuch im Remstal gab für Angela Raichle den Anstoß für ihre Einladung. Und Barbara Schmid, die Leiterin der Fuge, ist gerne darauf eingegangen. „Ich schätze Levi und seine Helferinnen sehr, weil sie die Arbeit mit den Tieren so lieben“, sagt sie.
Begeistert füttern die älteren Damen in der nächsten halben Stunde die Ziegen mit den Karottenstreifen, die Angela Raichle vorbereitet hat. „Was für schöne Tiere“, sagt eine Frau und bürstet Nina das weiche, weiße Rückenfell. „Es gibt auch Ziegenyoga“, erzählt eine andere Dame lachend. „Da steigen einem die Zicklein aufs Dach und treten im wahrsten Sinne des Wortes gegen Rückenschmerzen an.“
Die Ziegen sorgen für Heiterkeit
An diesem Tag indes ist es die Aufgabe der Tiere, für Heiterkeit zu sorgen und Vertrauen aufzubauen. „Sie haben so eine starke Ausstrahlung von Ruhe und Reinheit. Das tut einem gut“, meint eine der Besucherinnen. 26 Ziegen besitzt Levi Hägele im Moment. Schon an vielen Sonntagen haben die Zwergziegen am Helmensbergweg ihren kleinen und großen Besucherinnen und Besuchern beim Streichelvormittag ein Lächeln ins Gesicht gezaubert. Aber den „Lernort Ziegenwiese“ gibt es im Moment nicht, weil die Herde im alten Steinbruch unterhalb des Segelflugplatzes zur Landschaftspflege eingesetzt wird. Doch die Burenziegen machen eine Ausnahme und schaffen es mit ihrer zutraulichen Art, das Selbstvertrauen von Menschen mit psychischen Beeinträchtigung zu stärken.
Barbara Schmid weiß um die positive Wirkung der tiergestützten Therapie auf traumatisierte und psychiatrisch veränderte Menschen. „Tiere nehmen einem nichts krumm“, sagt sie. In ihrer Gegenwart gelingt es vielen Menschen, sich zu entspannen und Kraft zu tanken. Bei Menschen mit Demenz sorgt die Begegnung mit den Tieren für positive Erinnerungen an ihre Kindheit.
Die derzeitige Gruppe der Fuge vereint allerdings weniger Menschen mit demenziellen Veränderungen als solche, die unter starker Erschöpfung leiden und sich aus dem gesellschaftlichen Leben zurückgezogen haben. „Die soziale Isolation hat nach Corona sehr zugenommen“, berichtet die Leiterin Barbara Schmid von ihren Erfahrungen. „Unsere Gruppe bietet Sicherheit und hilft, sich wieder neu auf andere Menschen einzulassen“, erläutert sie.
Alle vier Wochen trifft man sich zu einem Ausflug, der entweder in die Natur oder zu einer kulturellen Einrichtung führt. Nach ihrem Besuch auf der Ziegenwiese am Helmensbergweg setzen die Damen den Nachmittag mit einer Wanderung in die Stadt fort und lassen den Ausflug in einem Café ausklingen. Hägeles Burenziegen dürfen noch ein wenig am Helmensbergweg bleiben. „Wir haben publik gemacht, dass man heute noch zum Streicheln vorbeikommen kann“, sagt Lisa Raichle. Sprich: Sie warten noch auf weitere Besucherinnen und Besucher.
Fuge – Hintergrund und Angebote
Das Projekt
„Fuge“ steht für „Freiwillige unterstützen gerontopsychiatrisch erkrankte Esslingerinnen und Esslinger“. Das Angebot ist ein Kooperationsprojekt der Esslinger Krankenpflegevereine und bietet Menschen die Möglichkeit, Gemeinschaft zu erfahren.
Angebote
Über die Fuge organisieren die Krankenpflegevereine zum Beispiel einen Besuchsdienst und die Esslinger Erkundungstouren. Das Projekt „Begegnung Mensch-Tier“ wird von Miteinander-Füreinander, dem Nachfolgeverein des evangelischen Krankenpflegevereins Sulzgries, zunächst für zwei Jahre finanziell unterstützt. Ermöglicht wird das durch Gelder aus der Lore-Mackh-Stiftung.
Informationen
Wer sich weitergehend über Levi Hägeles Ziegen informieren möchte, findet auf Instagram (levis.ziegen) nicht nur viele Fotos der niedlichen und neugierigen Tiere, sondern es gibt auch zahlreiche Beiträge.
Mehr zu Fuge unter:
www.krankenpflegevereine-esslingen.de/fuge