Tierschutz in Stuttgart Die Taubenpaste beschäftigt die Gerichte

Um Nopaloma bahnen sich Rechtsstreitigkeiten an. In Stuttgart prozessieren der Hersteller und eine Vertriebsfirma gegeneinander. Friedrich Wurster hatte auf der Basis des umstrittenen Mittels eigens eine Firma gegründet.
Weil im Schönbuch - Die grundsätzliche Geschäftsidee hatte Friedrich Wurster keineswegs allein: möglichst schnell die erste Million zu verdienen. Mit dieser Verheißung wurde im Jahr 2013 ein neues Mittel gepriesen „wie auf Tupperware-Partys“, sagt Wurster. Ziel des Veranstalters war, dass die Gäste möglichst viele Kartuschen einer Paste namens Nopaloma kauften, als Grundlage ihres künftigen Reichtums. Ziel von Nopaloma ist, Tauben von Fassaden fernzuhalten. Wurster kaufte und gründete auf dieser ersten Grundlage gleich eine Firma, die Einheit 3 in Weil im Schönbuch.
Allerdings hat Nopaloma inzwischen Tücken. Wegen der angeblichen Wunderpaste bekam beispielsweise ein Abteilungsleiter der Berliner Verkehrsbetriebe Post. Er hatte das Mittel in Bahnstationen verteilen lassen. Was das Bezirksamt Berlin-Marzahn als Tierquälerei mit einer Geldstrafe ahndete. Nopaloma verklebe Vögeln das Gefieder, so dass sie hilflos zugrunde gingen. Allerdings sprach das Amtsgericht Tiergarten den Mann später frei von Schuld – bemerkenswerterweise, denn die Berliner Senatsverwaltung hat Nopaloma rundweg verboten. Wogegen Wurster sinngemäß einwendet, dass auch nicht der Hammer verboten werde, wenn jemand mit ihm ein Tier erschlägt.
Erfunden wurde Nopaloma am Durolanweg in Jever
Sein Geschäft lief gut an. Die Auftraggeber wurden rasch namhaft: In der Kundenliste stehen der VfB Stuttgart, die Domverwaltung Worms, die Robert-Bosch-Klinik Stuttgart, Einkaufszentren. Sie alle erfreuten sich der Taubenfreiheit. Allerdings besuchten in der Gefolgschaft der Einhheit 3 stets Tierschützer die Auftraggeber, um anzuklagen: Das Mittel lasse Tauben genau wie andere Vögel bewegungsunfähig verenden. Der Hersteller behauptet hingegen, die Paste sei den Tieren nur unangenehm. Erfunden wurde Nopaloma am Durolanweg im friesischen Jever. Zur Präsentation des neuen Produkts kam im April 2013 gar die damalige Bürgermeisterin Angela Dankwardt. Das örtliche Lokalblatt widmete der Klebepaste schon in der Überschrift „Ein Loblied“. Fortan wurde sie in den Deutschen Isolahn-Werken hergestellt.
Vier Jahre deutete auch in Jever alles auf glänzende Geschäfte hin. Sogar der Online-Handelsriese Amazon hatte Nopaloma im Programm. Das ist Vergangenheit. Jüngst hat die Tierschutzorganisation Peta dem Isolahn-Geschäftsführer das Eingeständnis abgerungen, sein Produkt habe Tieren geschadet – samt einem Bedauern. Dem folgte der Zusatz, dass sein Betrieb schuldlos sei. Eine Stuttgarter Vertriebsfirma habe sein Mittel vertragswidrig weiterverkauft. Von Anfang an sei vorgeschrieben gewesen, dass die Paste mit Folie bedeckt wird.
Was Wurster „eine Lüge“ nennt. Er zählte zur Kundschaft. Allenfalls, dass Nopaloma mit Sand bestreut werden sollte, sei besprochen worden. Dies habe er an Eides statt versichert – für ein anderes Gerichtsverfahren. Seit vergangener Woche streiten sich der Hersteller und die Ex-Geschäftsführerin eben jener Vertriebsfirma vor dem Stuttgarter Landgericht. Andere Prozesse dürften folgen. Peta hat eine erste Strafanzeige erstattet und weitere angekündigt. Zudem ist Streit um Schadenersatz zu erwarten. Bei größeren Bauten dürfte das Entfernen von Nopaloma an die 50 000 Euro kosten, schätzt Wurster.
Der Streit um die Paste tobt bundesweit
Der Streit um die Paste tobt bundesweit. Behörden sind beteiligt, Stadt- und Landesverwaltungen. Weshalb sogar Wurster „dem Produkt Nopaloma nur noch eine geringe Halbwertzeit“ vorhersagt. Der Imageschaden sei irreparabel. „Hätten wir unser Geschäft nur darauf aufgebaut, müssten wir jetzt die Tür zuschließen.“
Inzwischen ist die Einheit 3 mit anderen Methoden im Geschäft. Wurster beteuert, er sei den Tierschützern nicht Gram. „Es ist gut, wenn einen jemand sensibilisiert“, sagt er, obwohl er die Ächtung von Nopaloma für übertrieben hält. Richtig angewendet, sei die Paste für Vögel nicht gefährlicher als Spikes oder Netze. „Wenn man es an Hinz und Kunz verkauft, kommt es natürlich zu Fehlanwendungen“, sagt er. Als Ersatz hat sein Unternehmen ein Verfahren erdacht, das auf dem Gegenteil von Klebrigkeit beruht. Wurster lässt Bleche schräg an Anflugstellen montieren. Bei Landeversuchen rutschen die Tauben auf ihnen ab.
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