Der Tierschutzverein wählt auf einer fast harmonischen Sitzung den Maichinger Markus Hess zum neuen Vorsitzenden. Eine Besetzung der vakanten Tierheimleiterstelle ist jedoch nicht in Sicht

Böblingen - Selten ist eine Mitgliederversammlung des Böblinger Tierschutzvereins so harmonisch abgelaufen wie am Montagabend. Zwar gab es heftige Diskussionen über das Thema Katzenkastration, aber keine so bösen Überraschungen wie die Kampfkandidaturen im vergangenen Jahr. Da war der Vorstand heftigst von einigen Mitgliedern kritisiert und die Vorsitzende Petra Erbes kurzerhand abgesetzt worden. Doch auch ihre Nachfolgerin Maren Ruffo hielt es nicht lange. Bereits nach zwei Monaten verkündete sie ihren Rückzug. Deshalb musste nun nach zehnmonatiger Vakanz der Posten erneut besetzt werden, ebenso der des Schriftführers und zweier Ausschussmitglieder. Alle vier Ämter wurden ohne Diskussionen mit Personen besetzt, die der noch verbliebene Vorstand, die zweite Vorsitzende Simone Reichert-Leone sowie die Kassiererin Sarah Casoria, vorschlugen.

 

Überraschend war die Wahl des neuen Vorsitzenden: der Maichinger Markus Hess ist keiner der bekannten Akteure des Vereins, sondern erst seit wenigen Monaten als Gassigeher im Tierheim aktiv. Doch er bringe als langjähriges Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr Maichingen viel Vereinserfahrung mit, warb Hess für sich. Sein Hauptziel sei, „dass wir wieder in der Presse und Öffentlichkeit dastehen, wie es sich gehört: als gut funktionierender Verein“, sagte der 42-Jährige, der Berufsfeuerwehrmann in Stuttgart ist.

Streit und ständiger Personalwechsel prägen das Bild

Diese Aufgabe dürfte nicht einfach werden. Streit, Intrigen und ständiger Wechsel sowohl in der Vereinsführung als auch bei der Tierheimleitung bestimmten in den vergangenen Jahren das Bild vom Verein und vom Tierheim. Die finanziellen Probleme im Tierheim hat man – vor allem dank des Landkreises, der seinen Zuschuss von 60 000 Euro auf 250 000 Euro im Jahr erhöhte – mittlerweile im Griff. Auch die Spenden und Erbschaften fließen wieder. Aktuell verfügt der Verein über ein Guthaben von einer guten halben Million Euro. Hinzu kommen mehrere vermietete Immobilien, die Einnahmen bescheren. 110 000 bis 150 000 Euro fließen pro Jahr in den Betrieb des Tierheims, hinzu kommen Investitionen. So soll in diesem Jahr das Hundehaus umfassend saniert werden.

Nicht gelöst ist nach wie vor die Personalfrage der Tierheimleitung. Die drei letzten Leiterinnen blieben jeweils nur wenige Monate. Dazwischen gab es immer wieder Zeiten ganz ohne Chef. Die Besetzung der zurzeit wieder vakanten Stelle war jedoch kein Thema der Mitgliederversammlung. Es ist vor allem der Landkreis, der als Mitgesellschafter darauf drängt, die Stelle wieder zu besetzen. „Wie das aber aussehen soll, darüber gibt es erhebliche Differenzen zwischen uns und dem Tierschutzverein“, sagt der Vizelandrat Wolf Eisenmann, der im Aufsichtsrat des Tierheims sitzt – gemeinsam mit drei Kreisräten sowie vier Mitgliedern des Tierschutzvereins.

Stelle der Tierheimleitung weiter unbesetzt

Auch die Geschäftsführung wird paritätisch gemanagt: Zwei Geschäftsführer – Jürgen Baumann vom Tierschutzverein sowie Björn Hinck vom Landratsamt – teilen sich die Aufgabe. Bei Personalfragen, aber auch bei anderen Themen seien sich die beiden nicht immer einig, sagt Eisenmann und kündigt an: „Wir werden intern eine Kreislinie finden. Dann setzen wir uns mit den Vereinsleuten wieder zusammen.“

Von der Idee, den Posten der Tierheimleitung mit einem Tierarzt zu besetzen, müsse man sich wohl verabschieden, sagt Eisenmann. „Wir haben es mehrfach probiert, doch es scheint nicht zu funktionieren.“ Der Kreis als Hauptgeldgeber wünsche sich „vor allem eine straffe Leitung. Ein gutes Herz für Tiere allein reicht nicht“, stellt Eisenmann klar.