Wie in Stein gemeißelt sind sie, die Erinnerungen, die Karl Gress im persönlichen Gespräch schildert. Erinnerungen an ein Sportlerleben bei der SKV Rutesheim, das seinesgleichen sucht. Man hört die Begeisterung heraus, mit der der rüstige Senior noch im hohen Alter von 91 Jahren für seinen Verein und den Sport lebt.

Rutesheim - Wie in Stein gemeißelt sind sie, die Erinnerungen, die Karl Gress im persönlichen Gespräch schildert. Erinnerungen an ein Sportlerleben bei der SKV Rutesheim, das seinesgleichen sucht. Man hört die Begeisterung heraus, mit der der rüstige Senior noch im hohen Alter von 91 Jahren für seinen Verein und den Sport lebt. Auch wenn es an manchen Stellen zwickt und zwackt und er so ganz allmählich auch mal den Tischtennisschläger auf die Seite legen muss. Die Energie ist immer noch zu spüren, die Gress über viele Jahrzehnte hinweg im Sport aufgebracht hat und die ihn zu zahlreichen Erfolgen auf überwiegend breitensportlicher Ebene geführt hat. „Acht Mal bin ich Vereinsmeister im Tischtennis gewesen, vier Mal im Einzel und die anderen Male im Doppel“, sagt er voller Stolz.

 

Und dass er es immer noch spielen kann, stellt der rüstige Rutesheimer, der jetzt an Weihnachten seinen Geburtstag feiert, auch gleich in der gut besuchten Halle beim Jugendtraining unter Beweis. Mit dem zwölfjährigen Silas Widmaier, einem SKV-Talent aus der U 18-Bezirksklassemannschaft, stellt er ein ungleiches, weil gleich mehrere Generationen übergreifendes Doppel. Gespannt erwartet er die Aufschläge der Gegner. Diese, allesamt im Jugendalter, staunen dann auch nicht schlecht, als Karl Gress mit seinen antiken und auch schon ziemlich verschlissenen Noppenbelägen einen doch recht unangenehmen Schnitt in die Bälle bringt.

Nach dem Krieg fand der in Bratislava geborene Karl Gress den Weg ins Schwabenland. „Anfangs war es nicht leicht, hier Fuß zu fassen“, erinnert er sich, doch schon damals war es die Leidenschaft für den Sport, die dem gelernten Schreiner die Integration leichter machte. Gress war ein begeisterter und sehr talentierter Fußballer, zumeist in Funktion des Linksaußens. „In den Anfangsjahren bei der SKV war es nicht leicht, an Sportkleidung und die genagelten Fußballschuhe zu kommen. Ich musste mir immer alles ausleihen“, sagt er. Später, in den Fünfzigerjahren, stand mehr und mehr die Begeisterung für den Tischtennissport im Vordergrund. Der damals jedoch ein Mauerblümchendasein hegte. Gress: „Unsere Pläne, eine Tischtennisabteilung ins Leben zu rufen, sind im ersten Versuch gescheitert. Es stand damals nur die Festhalle zur Verfügung, und diese war bereits durch Damengymnastik belegt, da wurden wir mit unserem Vorhaben abgewiesen.“ So spielte Karl Gress einige Jahre in Ditzingen, wo er mit seinem Team unter anderem den Aufstieg in die Landesliga schaffte – damals eine der höchsten Ligen im Amateurbereich.

1965 fand der sportbegeisterte Gress dann den Weg zurück nach Rutesheim. Zu diesem Zeitpunkt war der Weg frei für die Gründung der Tischtennisabteilung, die er mit einigen anderen Vereinskollegen in die Wege leitete. Neben seinen sportlichen Aktivitäten als Mannschaftsspieler engagierte sich der begeisterte Briefmarken- und Münzsammler auch bei Veranstaltungen des Gesamtvereins. Auch heute noch ist er beim Rutesheimer Fleckenfest der örtlichen Vereine beim Aufbau der Stände zugange. „Er ist sicherlich eine besonders treue Seele“, sagt dann auch Helmut Bolay, der zweite Vorsitzende der SKV.

Dass die nachfolgenden Generationen vom Schaffen und Werken des 91-Jährigen profitieren, kann Dieter Henle bestätigen. Der 61-jährige ist stellvertretender Tischtennis-Abteilungsleiter und ist über Karl Gress zum Tischtennissport gekommen. „Wir haben in Karls Haus die ersten Schläge gemacht“, erinnert sich Dieter Henle, der gut mit dessen Sohn Karl-Heinz befreundet war. Dieser wohnt mittlerweile im Badischen, während Vater Karl der SKV stets treu blieb. Und bis vor kurzem noch regelmäßig am Trainingsbetrieb teilnahm. Lange Jahre war er im Punktspielbetrieb Leistungsträger der dritten Mannschaft, die zumeist in der Kreisklasse um die Meisterschaft mitmischte. Für seine zahlreichen Einsätze auf Bezirks- und Verbandsebene bekam Karl Gress, der sich hinsichtlich seiner Spielweise als Allrounder bezeichnet, vom Tischtennisverband Württemberg-Hohenzollern die Spielermedaille in Gold verliehen. Zudem ist er langjähriger Absolvent des deutschen Sportabzeichens. Nach einem leichten Herzinfarkt vor zwei Jahren muss der drahtige Rentner in Sachen Tischtennis etwas kürzer treten. „Dabei ist zuhause rumliegen gar nicht so meine Sache“, sagt Gress, der sich nach dem Tod seiner Frau vor sechs Jahren allein um den Haushalt kümmert, selbst einkauft und weiterhin die zahlreichen Bekanntschaften im Vereinsleben pflegt. Auch in der katholischen Kirchengemeinde St. Raphael ist er nach wie vor aktiv.

Geht es um wahre Vereinstreue, dann ist Karl Gress ein Musterbeispiel. Mit der SKV Rutesheim beging er sozusagen die eiserne Hochzeit, da er seit 65 Jahren im Verein aktiv ist. Und Tischtennis in Rutesheim ist ohne das Gründungsmitglied sowieso nur schwer denkbar. Im Verein hofft man, noch zahlreiche Jahre auf die moralische und tatkräftige Unterstützung des engagierten Unikums. Diese Hoffnung beruht auf Gegenseitigkeit. „Trotz meines Alters möchte ich dem Verein weiterhin behilflich sein, wo es geht“, sagt Karl Gress. Das Vereinsengagement lässt bei Karl Gress auch im hohen Alter nicht nach.