Adnan Akcan von NAFI Stuttgart holt sich mit 46 Treffern die Torjägerkanone in der Bezirksliga.

Filder - Es ist ein neuer Rekord. 46-mal hat Adnan Akcan von NAFI Stuttgart in der abgelaufenen Bezirksliga-Saison ins gegnerische Tor getroffen – so oft wie noch kein anderer Fußballer seit die Torjägerkanone erstmalig 1993 von der Filder-Zeitung vergeben worden ist. Der bisherige Rekord lag bei 45 Treffern – erzielt von Raphael Hahn (MTV Stuttgart) in der Saison 2011/2012.

 

Suspendierung vor zwei Wochen

„Ich freue mich sehr über die Auszeichnung und über die Kanone“, sagt der 29-jährige Offensive-Allrounder Akcan, dessen größter Erfolg bislang der Gewinn der Deutschen Futsal-Meisterschaft 2014 mit NAFI war – jenem Verein, mit dem er in dieser Saison eigentlich den Aufstieg in die Landesliga angepeilt hatte, bei dem er aber vor zwei Wochen aus disziplinarischen Gründen, so die offizielle Version, suspendiert wurde. „Ich habe mich mit dem Trainer einfach nicht mehr verstanden, wir konnten nicht mehr miteinander reden. Das ist traurig und schade“, sagt der Ballermann des Stuttgarter Vizemeisters. Am Sonntag ereilte nun auch die Mannschaft um Spielertrainer Damir Bosnjak im Relegationsspiel gegen den FV Senden das vorzeitige Aus im Aufstiegskampf. Gut möglich freilich, dass Akcan in der kommenden Saison trotzdem in der Landesliga spielen wird. „Ich habe einige Angebote vorliegen – auch aus der Landesliga“, sagt der nur 1,69 Meter große und 80 Kilogramm schwere Offensivkicker.

Begonnen hat der gebürtige Stuttgarter mit türkischen Wurzeln seine Laufbahn einst bei den Bambini des TSV 07 Stuttgart. Von der E- bis zur C-Jugend trug er das Trikot der Stuttgarter Kickers, danach lief er für Heslach und Feuerbach auf. Sein erstes Aktivenjahr absolvierte er beim Türk SC Stuttgart. Es folgten die Stationen TSV Hilalspor Stuttgart, erneut Türk SC, KSG Gerlingen und FV Zuffenhausen, ehe er sich zuletzt drei Spielzeiten lang das NAFI-Trikot überstreifte. Erfolgreich. Im Sommer 2015 stand auch der Aufstieg in die Bezirksliga zu Buche.

Erfolg dank gutem Torriecher

Dass Akcan, der verlobt ist und im Stuttgarter Osten wohnt, in der abgelaufenen Runde so oft getroffen hat, führt er selbst auf seinen guten Torriecher zurück. „Ich spekuliere ganz gut und stehe deshalb auch immer richtig“, sagt der neue Torschützenkönig, der sich seinen Lebensunterhalt ansonsten als Verkäufer in einem Degerlocher Feinkostladen verdient. Die meisten Vorlagen hat er dabei von seinem Kumpel Danijel Bosnjak erhalten, mit dem er schon bei den Bambini zusammen gespielt hat. Aber auch seinem Freund und Torwart Halis Özcan hat er viel zu verdanken. „Er kann mich super motivieren. Außerdem habe ich mich immer gut gefühlt, wenn er im Tor gestanden ist. Da konnte ich noch befreiter aufspielen“, sagt Akcan, dessen schwerste Verletzung bisher ein Kreuzbandriss im Knie war. Passiert ist der beim Futsal vor vier Jahren. „Die Verletzung hat mich damals schon ziemlich runtergerissen“, sagt der Torjäger.

Erzielt hat Akcan seine 46 Tore in der abgelaufenen Runde allesamt mit dem Fuß – entweder mit dem starken linken oder aber mit dem etwas schwächeren rechten. Ein Kopfballtor ist ihm indes kein einziges gelungen. „Kopfball kann ich gar nicht“, sagt Akcan und lacht. Das sei denn aber auch seine einzige Schwäche. „Eine andere fällt mir nicht ein.“

Bei der EM schlägt das Herz für die Türkei

Einem Vorbild hat der 29-Jährige, der in seiner Freizeit gerne Tischtennis spielt und der am liebsten Mamas Lasagne isst, in all den Jahren nie nachgeeifert. „Ich bin mein eigenes Vorbild“, sagt der gläubige Mann, der vor jedem Spiel ein kurzes Gebet spricht – ein schon lange praktiziertes Ritual.

Bei der am Freitag begonnenen Fußball-Europameisterschaft schlägt sein Herz für die Türkei. Und dem Team traut er auch einiges zu. „Wenn die Jungs das Halbfinale erreichen würden, wäre das richtig schön. Ich drücke auf jeden Fall fest die Daumen.“