Zum Saisonstart wurden die Schilder von touristischen Strecken für Radler im Rems-Murr-Kreis erneuert. Die Touren führen durch Streuobstwiesen, malerische Ortsmitten und bieten tolle Ausblicke.

Rems-Murr: Eva Schäfer (esc)

Hoch auf der Leiter stand Friedhelm Messow kürzlich, um nahe der Bühlstraße ein neues Schild in Fellbach an der Radroute Richtung Waiblingen anzubringen. Das Schild „Wein und Kelterroute“ hatte er in der Hand – ein Hinweis auf eine Strecke, die Lust aufs Radeln im Kreis machen soll. Auch die „Höhenroute“, „Schurwald-Radroute“ und „Korber-Kopf-Route“ werden derzeit von Messow vervollständigt.

 

Warum sind die neuen Schilder nötig? Derzeit werden in einigen Fällen Schilder ersetzt, teilt Daniel Hoefer, Tourismusbeauftragter des Landratsamts, mit. Es sei nicht unüblich, dass jährlich etwa ein bis drei Plaketten pro Route verschwinden. Typischerweise würden verblasste Plaketten ausgetauscht. Die Zerstörung oder Entwendung kompletter Schilder – etwa der Haupt- und Zwischenwegweiser – komme selten vor. Dann würden diese durch die Ämter in den Kommunen (für kommunale Radwege), die Straßenmeistereien des Landkreises (für das Radnetz des Landkreises) oder über die Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg NVBW (für das Radnetz BW) ersetzt.

Was sind touristische Routen? Mit dem Begriff „touristische Routen“ werden die Wege bezeichnet, die primär auf den Freizeitwert ausgerichtet sind. Dazu zählten an erster Stelle die vom ADFC zertifizierten Landesradfernwege Remstal-Radweg, Stromberg-Murrtal-Radweg, Württemberger Weinradweg und Hohenzollern Radweg und zu einem kleinen Anteil der Neckartal-Radweg. Ergänzt werden diese durch diverse, den „Remstal-Schleifen“ ähnliche Routen im Schwäbischen Wald, in der Backnanger Bucht und im Remstal. Dazu kämen noch viele lokale Radrunden der Kommunen und mit dem Deutschen Limes-Radweg der längste der Radwege durch den Kreis.

Welche Routen sind „Alltagsrouten“? Mit „Alltagsrouten“ seien die Wege gemeint, die Teil des Alltagsradwegenetzes sind und abzielen, Orte direkt und schnell zu verbinden. Einfach ausgedrückt: „Wenn ich meiner Tour folge und mich an den grünen Wegweisern orientiere, ohne speziellen Touren-Plaketten zu folgen, bewege ich mich auf dem Alltagsradwegenetz oder dem Radnetz BW“, so Hoefer. Die Übergänge zwischen Alltags- und Freizeitrouten seien oft fließend. Viele Freizeitrouten nutzten teilweise oder größtenteils das Alltagsnetz oder Radnetz BW.

Gibt es Highlights, die sehr gefragt sind? „Im Remstal sind es sicherlich die vielen Orte mit Bezug zu Wein, Museen und Galerien sowie die Fachwerkstädte“, sagt Hoefer. Wer im Schwäbischen Wald unterwegs ist, suche eher das Naturerlebnis an sich, kulturhistorische Denkmäler wie die vielen gut erhaltenen Mühlen oder besucht am Unesco-Welterbe Limes Stationen.

Wann wurden einzelne Routen kreiert? Der Remstal-Radweg als zertifizierter Landesradfernweg ist ein Ergebnis der interkommunalen Gartenschau 2019, während der Stromberg-Murrtal-Radweg vor ungefähr einem Jahrzehnt aus verschiedenen regionalen Radwegen von Karlsruhe bis nach Gaildorf entstanden ist.

Wie lang sind die Routen und was ihre Besonderheiten? Die Wein- und Kelterroute über 28 Kilometer hat 210 Höhenmeter. Die einfachste der vier „Remstal-Schleifen“ führt zum Museumsweinberg unterhalb der Yburg und bietet schöne Ausblicke ins Neckartal. Die Korber-Kopf-Route führt über 19 Kilometer und 230 Höhenmeter über die Weinberge und entlang der Streuobstwiesen rund um Winnenden, Korb und Schwaikheim. Die Höhenroute mit 26 Kilometern und 350 Höhenmetern bietet eine Alternative zum Remstal-Radweg im Tal, indem er eine Tour mit Weitsicht darstellt. Während die anderen drei Radwege hauptsächlich durch Streuobst- und Weinlandschaften führen, ist die Schurwald-Radroute über 26 Kilometer und 350 Höhenmeter die waldreichste Route und damit ein Tipp für heiße Tage. Infos unter: www.remstal.de und www.schwaebischerwald.com

Ist eine neue Strecke vorgesehen? „Wir arbeiten eng mit unseren Touristikern, den Kommunen und lokalen Akteuren wie den Ortsgruppen des ADFC zusammen, um den Bedarf für neue Freizeitrouten zu ermitteln. Dabei legen wir als Landkreis den Schwerpunkt eher auf Qualität statt Quantität. Unser Ziel für die kommenden Jahre ist es somit, die Qualität der bereits bestehenden Routen zu optimieren, bevor wir neue Routen ausweisen“, sagt Hoefer.

Nimmt der Radtourismus zu? Ja. Das werde auch von der Studie des ADFC, der Radreiseanalyse, belegt. Demnach nutzten zwei Drittel der Deutschen das Rad für Ausflüge und Reisen. Die Landesradfernwege seien sehr beliebte Ziele.

Kommen Radtouristen aus anderen Bundesländern hierher? „Definitiv, auch hier spielen die zertifizierten Landesradfernwege eine große Rolle“, so Hoefer. Viele wählten gezielt einen oder mehrere der Radwege aus und erkunden die Region. Inzwischen seien mehr als die Hälfte der verkauften Räder Pedelecs, das führe dazu, dass auch Touren, die früher eher sportlich Ambitionierten vorbehalten waren, nun für ein breiteres Publikum attraktiv seien.

Ein persönlicher Tipp für eine Radstrecke Auch wenn es ihm schwerfalle, sich auf einen Tipp festzulegen, sei er ein Fan des Stromberg-Murrtal-Radwegs, so Hoefer. Der Radweg sei unter den Landesradfernwegen noch so etwas wie der Geheimtipp und biete alleine in unserem Landkreis ein unglaublich vielfältiges Landschaftserlebnis.

Orientierung ohne technische Hilfsmittel Obwohl die Zahl der Radreisenden, die die Beschilderung nutzen, zurückgehe, bleibe sie mit zwei Dritteln aller Radreisenden gemeinsam mit Apps das wichtigste Orientierungsmittel. Zur Qualität einer Route gehöre, so Hoefer, dass sie für jeden auch ohne technische Hilfsmittel erlebbar bleibe.