Die Zahl der Übernachtungen hat einen neuen Höchstwert erreicht. Vom Tourismus-Kuchen profitieren auch private Betten-Vermieter – was die Hoteliers kaum erfreut.

Leinfelden-Echterdingen - Tourismus ist inzwischen ein gewichtiger Wirtschaftsfaktor in L.-E.“, sagt Klaus Peter Wagner, Pressesprecher der Großen Kreisstadt Leinfelden-Echterdingen. Bei ihm laufen auch die Fäden in Sachen Stadtmarketing und Tourismus zusammen. Die Entwicklung der Übernachtungszahlen seit der Eröffnung der Messe löst bei ihm Freude aus. 344 765 Übernachtungen wurden in der Messestadt im vergangenen Jahr gezählt, ein neuer Rekord. Laut Angaben des Statistischen Landesamts entspricht das einem Plus von 6,1 Prozent verglichen mit dem Jahr 2011. Erstmals wurde auch die Schallmauer von mehr als 100 000 Übernachtungen ausländischer Reisender gezählt. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer beträgt inzwischen 1,7 Tage.

 

Die Zahlen seien jedoch nur ein Anhaltspunkt, erklärt Wagner. Die Statistiker zählen Ankünfte und Übernachtungen nur in Betrieben mit mehr als zehn Betten. Es gebe noch ein wesentlich größeres Angebot an Übernachtungsmöglichkeiten. Die Zahlen seien faktisch noch durch eine Dunkelziffer deutlich höher anzusetzen. Das Statistische Landesamt nennt den Kommunen als Zuschlagsfaktor dafür einen Wert von 31,4 Prozent.

Spitzenstellung in der Region

Wagner zieht daraus das Fazit: Leinfelden-Echterdingen habe in der Region eine Spitzenstellung als touristische Destination erreicht. Klassische Touristen sind dabei jedoch deutlich in der Minderzahl. Auf den Fildern übernachten vor allem Geschäftsreisende, Kongress- und Tagungsgäste, Messeaussteller und nicht zuletzt Messebesucher.

Wer ein Bett im Umfeld der Messe sucht, stößt im Internet nicht nur auf die 22 Hotels in der Stadt, sondern inzwischen zunehmend auch auf Angebote privater Vermieter. Diese tauchen in einschlägigen Suchmaschinen unter den Stichworten Ferienwohnung, Kurzzeitwohnen oder Pension auf. Einem knappen Dutzend solcher Betriebe bietet die Stadt – neben den Hotels – auf ihrer Homepage in der Kategorie Appartements und Gästewohnungen eine Plattform. Überschaubar ist das Angebot bei nur vier Privatzimmervermittlern.

Ohne Genehmigung möglich

Experten rechnen damit, dass die tageweise Vermietung von Wohnungen im Umfeld der Messe zum Missfallen der Hoteliers noch weiter zunehmen wird, lässt sich doch bei Tagessätzen zwischen 60 und 80 Euro beispielsweise für eine Zwei-Zimmer-Wohnung ein Vielfaches dessen erzielen, was bei einer herkömmlichen Wohnungsvermietung möglich wäre. „Wenn die Vermietung nur in geringem Umfang erfolgt, ist von uns keine Genehmigung erforderlich. Das fällt unter die Verwertung des eigenen Vermögens und darf zum Beispiel auch im Internet beworben werden“, sagt Jutta Rößler, die stellvertretende Leiterin des für Gewerbegenehmigungen zuständigen städtischen Ordnungsamts. Der geringe Umfang, sagt Rößler, sei allerdings nicht konkret definiert. Erkenntnisse, in welchem Umfang Wohnungen nicht dauerhaft, sondern tageweise vermietet werden, habe das Amt nicht.

Den Erfolg am Markt erklären sich Anbieter von Kurzzeitwohnungen mit dem Platzangebot. „Die private Atmosphäre einer Wohnung ist vielen unserer Gäste viel wert“, sagt Karin Funk (Villa Walter). „Wer mehrere Wochen hierher kommt, will weniger übernachten, sondern mehr wohnen“, äußert sich Antje Weiss (Das blaue Haus) ähnlich. Selbst kochen zu können, sei vielen Kunden wichtig, ergänzt sie.

Besser ausgelastet als Hotels

Zur Auslastung ihres Angebots äußern sich Anbieter von Ferienwohnungen, wie man das Angebot in Urlaubsregionen bezeichnen würde, gegenüber unserer Zeitung überwiegend sehr zufrieden. Einige erzielen durchaus Quoten, die über denen der klassischen Hotels liegen. Deren Auslastung lag im vergangenen Jahr bei genau 40 Prozent (Vorjahr: 37,7 Prozent).

Mit der gestiegenen Zahl der Übernachtungen hat sich auch der Indikator für die wirtschaftliche Bedeutung des Tourismus für die Stadt weiter verbessert. Der liegt jetzt bei 9460 Punkten, womit Wagner noch einmal den Bogen zum Tourismus als wichtiger Wirtschaftsfaktor für die Stadt spannt. Für Leinfelden-Echterdingen lasse sich über die sogenannte Umwegrentabilität ein Kaufkraftzufluss von 52,5 Millionen Euro berechnen. Leider könne man diesen Wert nur schwer in tatsächliche Steuereinnahmen umrechnen. Er sieht sich aber auf dem richtigen Weg: „Der Gemeinderat hat 2007 gefordert, die Potenziale der Messe abzuschöpfen und möglichst viel Kaufkraftzufluss zu binden. Unsere konsequente Arbeit im Stadtmarketing und in der Stadtwerbung zeigt nachhaltige Erfolge.“