Von 2021 an übernimmt die Esslinger Stadtmarketing und Tourismus Gesellschaft die Organisation eines Sommerfests. Deren Chef Michael Metzler will Wege gefunden haben, um Esslinger Wirten „natürliche und legale Bewerbungsvorteile“ zu verschaffen.

Entscheider/Institutionen : Kai Holoch (hol)

Esslingen - Die Frage ist doch, wie gehe ich mit langjährigen Partnern um, die mit hoher Qualität und hohem Engagement über 30 Jahre ein Leuchtturmprojekt in Esslingen geschaffen haben?“ Daniela Hemminger-Narr, Stadträtin der Freien Wähler, hat die Antwort auf ihre rhetorische Frage wenig später am Montagabend präsentiert bekommen: Mit Ausnahme der Freien Wähler hat der Esslinger Gemeinderat beschlossen, das bisher von der Zwiebelfest-Gesellschaft organisierte Traditionsfest abzuschaffen und durch eine städtische Veranstaltung zu ersetzen.

 

Zweimal dürfen die Zwiebelfestwirte noch ihr Fest ausrichten. Denn zwei Jahre braucht Michael Metzler, der Chef der Esslinger Stadtmarketing und Tourismusgesellschaft (EST), noch, um das Nachfolgeprojekt an den Start zu bringen. Im August 2021 soll dann der neue Sommerhock seine Premiere feiern.

Fehlende Rechtssicherheit soll der Hauptgrund sein

Metzler begründete die geplante Übernahme, die sich die Stadt einen Zuschuss in Höhe von 150 000 Euro kosten lässt, am Montag im Gemeinderat vor allem mit der fehlenden Rechtssicherheit bei der aktuellen Konstruktion. Bis vor wenigen Jahren sei es kein Problem gewesen, den Zwiebelfestwirten den Marktplatz für ihre Veranstaltung zu überlassen, weil es keine anderen Bewerber für den zentralen Platz in Esslingen gegeben habe. Seit sich die Festwirte aber mit einem ehemaligen Zwiebelfestwirt überworfen hätten und dieser sich seinerseits um den Marktplatz beworben habe, stehe die Stadt vor der Frage, wem man den Marktplatz geben müsse. Entweder könne man ein Rotationsprinzip einführen, das Los entscheiden lassen oder eben selber als neutraler Veranstalter einspringen und so für absolute Rechtssicherheit sorgen.

Was Metzler im Gemeinderat nicht erwähnte, ist die Tatsache, dass die EST die Neuorganisation des Zwiebelfests hinter dem Rücken der bisherigen Zwiebelfestwirte organisiert hat und aus Sorge davor, dass etwas von diesen Plänen an die Öffentlichkeit geraten könnte, auf die Einbindung von Fachleuten verzichtet hatte. Das aktuelle Konzept bedürfe deshalb sicher noch der Überarbeitung, merkte ein Stadtrat am Montag süffisant an.

Bisherige Zwiebelfestwirte sollen Bewerbungsvorteil haben

Anders als zunächst angenommen, sieht Metzler jedoch keine Notwendigkeit mehr, die Vergabe der geplanten 23 Lauben an voraussichtlich neun bis elf Wirte europaweit auszuschreiben. Eine EU-Ausschreibung sei nicht nötig, erklärte er im Gemeinderat. Man habe vielmehr inzwischen Wege gefunden, um Esslinger Gastronomen „natürliche und legale Bewerbungsvorteile zu verschaffen“. Dabei seien die bisherigen Wirte des Zwiebelfests herzlich eingeladen, sich um die Teilnahme zu bewerben. Wegen ihrer großen Erfahrung hätten sie möglicherweise sogar bessere Chancen, sich bei dem transparenten Bewerbungsverfahren durchzusetzen, als andere Wirte, die ebenfalls interessiert sind.

Aber nicht nur bei den Wirten sollen die Esslinger dominieren. Auch soll mithilfe einer Quote festgelegt werden, wie viel Esslinger Weine die Wirte auf ihren Karten anbieten müssen. Zudem will Michael Metzler die lange Sekttradition würdigen.

Geplant ist zudem ein kulturelles Beiprogramm, bei dem auch Esslinger Künstler einen Beitrag leisten sollen. Das Fest soll nicht nur auf dem Marktplatz, sondern zusätzlich auch auf dem Rathausplatz stattfinden, die Lauben dabei jeweils in der Platzmitte angeordnet werden.