Bis Ende des Jahres soll die größte Leinwand der Welt fertig sein. Dann will der Traumpalast Leonberg seinen Anbau mit dem Imax-Saal eröffnen.

Leonberg - Tische und Stühle stehen zwar vor dem Restaurant, doch es sind keine Kunden da, der Laden ist zu. Genauso wie das Leonberger Kino. Die Glasfassade, die sonst abends bunt ausgeleuchtet ist, glänzt in der Sonne und spiegelt den blauen Himmel. Doch außer Bauarbeitern verirrt sich gerade niemand hier her. „Seit 17. März sind wir geschlossen“, sagt Marius Lochmann, der den Leonberger Traumpalast leitet.

 

Die Corona-Pandemie hat auch die Kino-Branche voll erwischt. „Wir gehen davon aus, dass die Schließung uns alles in allem zwischen ein und drei Millionen Euro kosten wird“, sagt Lochmann über die Lochmann-Filmtheaterbetriebe, die sein Vater Heinz in Rudersberg gegründet hat und zu denen acht Traumpalast- sowie zwei weitere Kinos und ein Filmverleih gehören. Einige wenige Mitarbeiter habe man entlassen müssen, der Rest sei in Kurzarbeit Null oder auf zehn Prozent reduziert.

Autokino in Corona-Zeiten

Den Kopf lässt die Kino-Familie aber nicht hängen. „Wir werden am 8. Mai in Schorndorf ein Autokino aufmachen“, sagt Marius Lochmann. Ob das auch eine Idee wäre für Leonberg? „Wir machen jetzt erst mal Schorndorf. Und dann kann man mal schauen, was in Leonberg möglich ist“, sagt er diplomatisch. Er sei auf jeden Fall begeistert davon, wie die Kunden dem Traumpalast die Stange halten und weiter Gutscheine kaufen. Auch wenn nicht klar ist, wann sie diese dann einlösen können.

Neben und hinter dem Kino wird indes fleißig gearbeitet. „Wir liegen gut im Zeitplan. Das Wetter kommt uns entgegen“, sagt der Kino-Chef. Für das neue Parkhaus hinter dem Traumpalast wird gerade noch das Fundament fertiggestellt. Beim Imax-Anbau wird schon am ersten Obergeschoss gearbeitet. „Wir hoffen, dass wir als nächstes die Decken fertig betonieren können. Danach werden die Wände weiter hochgezogen“, sagt Marius Lochmann.

Über der Baustelle ragt ein roter Kran in den Himmel. „So hoch wie der Ausleger wird ungefähr der Kinosaal“, sagt Lochmann. 26 Meter wird der Anbau am Ende messen. Und diese Größe braucht er auch. Schließlich soll darin die größte Leinwand der Welt errichtet werden: 23 Meter hoch und etwa 40 Meter breit. Der Saal mit 560 Sitzplätzen wird zudem mit der neuesten Imax-Technologie ausgestattet. Die leicht gebogene und mit Silber beschichtete Leinwand soll dem Kinobesucher den Eindruck vermitteln, mitten im Geschehen zu sein.

Kino-Chef Marius Lochmann vor einem Plakat, dass den Imax-Anbau am bestehenden Traumpalast zeigt, der gerade gebaut wird. Eröffnung soll noch in diesem Jahr sein. Foto: factum/Granville

Die Grundzüge des Imax-Saals stehen bereits. Ebenso die des zweiten neuen Kinos im Anbau. Doch statt Sitzplätzen soll es hier einmal Betten für einen ganz besonderen Filmgenuss geben. „Hier wäre Platz für 110 bis 120 Sitze. Wie viele Betten es letztlich werden, müssen wir noch sehen. Da muss ja Platz dazwischen sein. Schließlich will man nicht neben einem Fremden liegen“, sagt Marius Lochmann und lacht. Im Slalom geht es um Stangen herum durch die Baustelle. Die Betonwände sind nackt, die Decken teilweise noch aus Holz. Doch der Kino-Chef hat eine klare Vorstellung im Kopf, wie es einmal aussehen soll, wenn alles fertig ist:

Eingang ins Foyer mit Kassen, an denen es Tickets, Getränke und Snacks geben wird. Zwei Treppen und ein Aufzug, die zu den Sälen führen. „Auf diese Seite kommt die Bowlingbahn“, erklärt er. Die Anlage mit 18 Bahnen wollen die Lochmann Filmtheaterbetriebe selbst betreiben. Im ersten Stock dann der Blick in den Bettensaal, der noch kein Dach hat. Dahinter soll ein italienisches Restaurant mit separatem Eingang Platz finden.

Noch sind die künftigen Dimensionen nur erahnbar. Das erste Stockwerk schließt momentan bei etwa sieben Metern Höhe ab. Noch einmal 19 Meter drauf? Das ist gerade nur schwer vorstellbar. Doch die Plakate, die den Architektenentwurf zeigen und ringsherum am Bauzaun hängen, lassen die Dimensionen erahnen. Ganz am Rand ist der bestehende Traumpalast zu sehen. Nur getrennt durch einen schmalen Durchgang schließt das neue Foyer im gleichen – ebenfalls gläsernen – Stil an. Doch statt konkav geschwungen wird der neue Teil konvex sein. Zusammen ergibt es dann eine Wellenoptik.

Premiere für James Bond?

Bis November soll alles fertig sein. Ob die Corona-Pandemie bis dahin überstanden ist und alles wieder normal läuft? Marius Lochmann kann nur mit den Schultern zucken. „Wir beobachten die ganze Sache. Wir müssen schauen, mit welchen Auflagen wir dann wieder öffnen dürfen. Und ob die Leute dann überhaupt noch kommen“, sagt der Kinoleiter. Davon hänge auch ab, ob es für das Imax eine große Eröffnungsfeier geben wird.

Wegen Corona wurde der Start des neuen „James Bond“ auf den 12. November verschoben. Foto: Universal Pictures Germany/Nicole Dove

„Wir wollen auf jeden Fall dafür bereit sein“, sagt Lochmann. Dabei könnte ihm die Coronakrise sogar einen Herzenswunsch erfüllen. Kurz, nachdem die Imax-Pläne vorgestellt worden waren, hatte er sich zur Eröffnung das 25. James-Bond-Abenteuer „Keine Zeit zu sterben“ gewünscht. Damals war man noch von einer Eröffnung im Frühjahr 2020 ausgegangen. Doch verschiedene Vorgaben im Planungs- und Genehmigungsverfahren hatten den Baustart verzögert. Wegen Corona haben die Produzenten den Kinostart des Films aber auf den 12. November verschoben. Perfekt für die Imax-Premiere.