Die 20-jährige Malmsheimerin feiert über die Sprint-Distanz mit dem neunten Platz in Hamburg ein glänzendes Debüt in der WM-Serie. Seit vier Jahren lebt und trainiert die Nationalkader-Athletin in Saarbrücken.

Renningen - Irgendwie hatte sie wohl niemand so wirklich auf der Rechnung. Auch ZDF-Mann Wolf-Dieter Poschmann nicht, der den sechsten von acht Wettbewerben der Triathlon-WM-Serie in Hamburg kommentierte und erst zum Schuss bemerkte, dass nach der Siegerin und Gesamtführenden Anne Haug sowie der achtplatzierten Anja Knapp mit Hanna Philippin auf Rang neun auch noch eine dritte Deutsche unter den besten zehn ins Ziel kam. Die Malmsheimerin selbst, zum ersten Mal überhaupt bei einem Wettbewerb dieser Güteklasse dabei, kann es ihm nachsehen. Schließlich hatte sie selbst nicht mit solch einem Resultat bei ihrem Debüt gerechnet. „Ich habe gehofft, dass es vielleicht ein Platz in den Top 25 wird“, sagte die 20-Jährige. Schließlich hatte sie wegen einer Oberschenkelzerrung auch noch eine vierwöchige Laufpause einlegen müssen.

 

Bei dem Rennen über die Sprintdistanz benötigte sie 10:10 Minuten für das Schwimmen (750 Meter). Das bedeutete nach der ersten Disziplin Platz 38. „Ich habe mich schon verbessert im Schwimmen“, entschuldigt sich Hanna Philippin fast dafür. Weil die Startnummern nach der Platzierung in der WM-Rangliste vergeben werden und sie als Neuling der Serie noch nicht punkten konnte, erhielt Philippin die viertletzte Nummer, musste ganz außen vom Ponton starten und hatte dementsprechend einen längeren Weg. Auf dem Rad (20 Kilometer) hielt sie sich in einer Gruppe mit rund 20 Konkurrentinnen. Nach 30:18 Minuten kam sie auf Platz neun liegend zum letzten Wechsel. Im Ziel entschied schließlich der Sprint. Die Italienerin Alice Bretto und die Kanadierin Sarah-Anne Brault hielt Philippin in Schach, Teamkollegin Anja Knapp hatte mehr Reserven. 16:58 Minuten über fünf Kilometer standen bei der Renningerin zu Buche, insgesamt 58:19 Minuten, knapp über eine Minute mehr als bei Siegerin Anne Haug.

Das Ergebnis ist kein Zufallsprodukt. Vor vier Jahren verließ Hanna Philippin das Elternhaus in Malmsheim wegen der besseren Förderung Richtung Sportinternat in Saarbrücken. Dort machte sie im vergangenen Jahr ihr Abitur. „Am Anfang war es schon schwer, so weit von Freunden und Verwandten weg zu sein“, hatte Hanna Philippin 2011 im Rückblick gesagt. Mit der Bronzemedaille bei der Junioren-WM in Peking, dem Europameistertitel dieser Altersklasse und der nationalen Meisterschaft war es das bislang erfolgreichste Jahr ihrer Karriere.

Diese Meriten sind jedoch kein Garant dafür, später auch mit den Profis mithalten zu können. Hanna Philippin scheint dieser Sprung zu glücken. Mittlerweile wohnt sie im Haus der Athleten am Olympiastützpunkt in Saarbrücken, trainiert dort 20 bis 25 Stunden wöchentlich. Dazu absolviert sie ein Fernstudium im Fach Internationales Management in Ansbach. „Wenn man sich einen Zeitplan macht, dann klappt das ganz gut“, sagt die Athletin. Durch ihren B-Kader-Status wird sie finanziell von der Deutschen Sporthilfe unterstützt. Mit Sponsorengeldern sowie ihren Starts für den Bundesliga-Spitzenreiter und deutschen Mannschaftsmeister Ejot TV Buschhütten bessert Hanna Philippin dieses Einkommen auf.

Ihr Trainer ist Dan Lorang, der auch den Olympiasieger von 2008, Jan Frodeno, betreut. Lorang ist zudem für das U-23-Nationalteam verantwortlich. Bei der U-23-Europameisterschaft in diesem Jahr im holländischen Holten bescherte ihm sein Schützling Philippin als beste Deutsche Rang zwölf und Teamgold. Die Wettkämpfe in dieser Altersklasse sind aber nur noch Orientierungspunkte. Philippin: „Mein Trainer hat gesagt, ich gehöre jetzt zu den Großen. Ich trainiere wie die Großen, also soll ich auch keinen Respekt vor ihnen haben.“ Das kann die 20-Jährige und damit Jüngste im Nationalteam nun schon wieder beim nächsten Rennen der WM-Serie am letzten August-Wochenende in Stockholm beweisen, für das sie sich mit der Platzierung in Hamburg qualifiziert hat. Am 31. August steht dann die Deutsche Meisterschaft in Hannover auf dem Programm, bevor es am 12. September zur U-23-Weltmeisterschaft nach London auf die Olympiastrecke geht. Das Fernziel heißt Rio de Janeiro. Philippin: „Olympia 2016 ist ein Traum – darauf wird hingearbeitet.“