Korrespondenten: Martin Dahms (mda)

Bezahlen in einem spanischen Restaurant oder Café ist ein Schauspiel in drei Akten. Erster Akt: Der Kellner bringt auf einem Holz- oder Metalltellerchen die Rechnung. Während er die Bestellung prompt aufgenommen und das Bestellte schnell gebracht hat, lässt er sich mit der Rechnung Zeit. Schließlich kommt er, stellt das Tellerchen mit der Rechnung auf den Tisch und geht wieder weg. Zweiter Akt: Man legt das Geld auf das Tellerchen. Der Kellner kommt, nimmt das Tellerchen und geht wieder weg. Dritter Akt: Der Kellner kommt mit dem Wechselgeld auf dem Tellerchen und geht wieder weg. Man nimmt sich das Wechselgeld und lässt so viel Trinkgeld auf dem Tellerchen, wie man mag.

 

Es ist ein intimer Akt

Das Tellerchen hat einen gewaltigen Vorzug: Man muss dem Kellner nicht ins Gesicht sagen, ob man ein Großkotz oder ein Knauser ist. Die Trinkgeldzahlung ist, was sie sein sollte: ein intimer Akt. Der Gast kann zehn Cent Trinkgeld hinterlassen, wenn er das für angemessen hält, und der Kellner muss kein freundliches Gesicht dazu machen. Der Gast kann aber auch zehn oder 15 Prozent der Rechnung als Trinkgeld hinterlassen, und auch hier muss der Kellner keinen überschwenglichen Dank bezeigen.

Es gibt keine goldene Trinkgeldregel. Höchstens diese: Man zahlt eher nicht so viel. Am meisten eher dort, wo es sowieso teuer ist – im vornehmen Restaurant. In der Bar um die Ecke reicht eine Kleinigkeit oder gar nichts. Deswegen wird man beim nächsten Mal nicht schlechter bedient. Im Taxi rundet man auf, dem Kofferträger im Hotel gibt man einen Euro. Wenn man’s nicht tut, ist’s auch in Ordnung.