Korrespondenten: Martin Dahms (mda)

Die Skandinavier sind zurückhaltend, was das Trinkgeld angeht. Vielerorts wird nicht mehr erwartet, als ein freundliches und häufiges „Tack“, Takk“ oder „Tak“, „Danke“ auf Schwedisch, Norwegisch und Dänisch. Wer seine Zufriedenheit ausdrücken möchte, darf den Betrag im Restaurant gerne aufrunden oder ein paar Münzen auf der Theke liegen lassen. Wer jedoch gar kein Trinkgeld zahlt, zeigt damit nicht, dass er unzufrieden war.

 

Schweden bildet dabei eine Ausnahme. Hier hat es sich etabliert, im Restaurant und in Taxen Trinkgeld zu zahlen. Es gelten ähnliche Regeln wie in Deutschland und zehn Prozent als angemessen. Eine Stolperfalle gibt es, wenn man in Bars und Restaurants mit Karte zahlen möchte. Die meisten Schweden machen das so. Sie zahlen sogar den Kaugummi im Kiosk elektronisch.

Obacht beim Kartenlesegerät

Im Restaurant bringt der Kellner das Kartenlesegerät oft direkt an den Tisch. Zahlt der Gast mit Kredit- oder EC-Karte, steckt der Kellner diese ins Gerät und hält es dem Gast hin. Auf dem Display kann der die Summe lesen, die ihn Speis’ und Trank gekostet haben. In einigen Restaurants ist das Gerät so programmiert, dass der Gast nun die Summe eingeben soll, die er am Ende bezahlen möchte. Gibt er kein Trinkgeld, wiederholt er die Zahl auf dem Display. Oder er addiert den Betrag, den er extra zahlen möchte, etwa 400 Kronen statt der angezeigten 367 Kronen. Wer das nicht gewöhnt ist, denkt, die PIN-Nummer sei gefragt. Er gibt eine vierstellige Zahl ein – eine viel zu hohe Summe. Doch keine Sorge: Der Kellner wird den Gast auf den Fehler hinweisen.

Es gibt keine goldene Trinkgeldregel. Höchstens diese: Man zahlt eher nicht so viel. Am meisten eher dort, wo es sowieso teuer ist – im vornehmen Restaurant. In der Bar um die Ecke reicht eine Kleinigkeit oder gar nichts. Deswegen wird man beim nächsten Mal nicht schlechter bedient. Im Taxi rundet man auf, dem Kofferträger im Hotel gibt man einen Euro. Wenn man’s nicht tut, ist’s auch in Ordnung.

Von „Tringelt“ und „Baksis“ – Thomas Roser berichtet aus Kroatien und Montenegro

Andere Länder, andere Trinkgeld-Sitten: Bei den Adria-Anrainern Kroatien und Montenegro wird ein Sonder-Obulus für Kellner, Friseusen und Taxi-Fahrer erwartet – im Gegensatz zum nahen Slowenien. Sprachlich ist beim Trinkgeld noch heute deutlich, zu welchen Einflusssphären die Küstenstaaten zählten. Im einst zum Habsburgerreich gehörenden Kroatien zahlt man ein „Tringelt“, in dem teilweise vom Osmanenreich kontrollierten Montenegro ein „Baksis“.

Vor allem die Gastronomen in Montenegro haben einen Ruf als eher träge Dienstleister. Über die angebliche Faulheit der Montenegriner wird in der ganzen Region gewitzelt. Doch ob lauer oder guter Service: Das Zahlen von Trinkgeld gilt in Kroatien und Montenegro als Gästepflicht.

Trinkgeld zahlen ist Gästepflicht

Die Zeiten, in denen zehn Prozent der Rechnung als feste Richtschnur für die Höhe des Trinkgelds galten, sind bei den krisengeschüttelten Nachbarn vorbei. Jeder Betrag zwischen fünf und zehn Prozent der Rechnung wird von den Beglückten meist zufrieden eingestrichen. Darunter kann es auch schon mal frostige Mienen statt einem freundlichen „Hvala“ („Danke“) geben. Geizige Gäste sind eben in keinem Wirtshaus der Welt gefragt.

Bei kleineren Beträgen tut es eine kleine Aufrundung der Rechnung. Trinkgeld kann man dem Kellner geben, es auf dem Tisch oder bei der Rechnung liegen lassen. Wer bei der Aushändigung großer Scheine ein Herausgeld erwartet, sollte allerdings nicht zu früh und zu überschwenglich danken. Dies könnte in manchen Schenken als ein „es stimmt so“ missverstanden werden – und auf diese Weise überflüssige Komplikationen sorgen.

Service-Gebühr ist versteckt – Paul Kreiner über italienische Unsitten

In italienischen Restaurants gilt die Faustregel: Wo Touristen verkehren, gibt es auch Trinkgeld; Die Italiener selber zahlen eher keine „mancia“, und in normalen Restaurants reagiert so mancher Kellner verdattert, wenn man den Rechnungsbetrag aufrundet und nach deutscher Art ein generöses „Stimmt so!“ ruft. Wer mit dem Essen sehr zufrieden war, darf am Ende den einen oder anderen Euro auf der Tischdecke liegen lassen. Die Summen, die man auch in Deutschland zahlen würde, sind mehr als ausreichend.

Eigentlich zahlt man in italienischen Restaurants sowieso eine Service-Gebühr („coperto“); die muss auf der Speisekarte ausgewiesen sein. Am besten schaut man deshalb vor der Bestellung sehr genau hin, um nach dem Dessert nicht mit bis zu 15 Prozent des Rechnungsbetrags abgezockt zu werden. In Rom und Region übrigens ist das „coperto“ verboten, es taucht aber auf den meisten Rechnungen dennoch auf, als „Brotkorb“ oder in einer anderen fantasiereichen Tarnung. Trinkgeld braucht’s dann nicht mehr.

Münzen fürs Tellerchen auf dem Tresen

In den Kaffeebars steht meistens ein Tellerchen auf dem Tresen; kleine Münzen, auch aus der Kupferliga, erfreuen die Baristi, sind aber keineswegs Pflicht. Hotelgäste können für das Zimmerpersonal, je nach Qualität und Aufenthaltsdauer, einige Euro auf dem Nachttisch liegen lassen.

Handwerker, Friseure und andere der Gastronomie ferne Dienstleister reagieren in Italien auf Trinkgeldangebote eher ablehnend; sie betrachten das als Verstoß gegen die Berufsehre. Häufig stellen sie aber auch keine Rechnungen aus; das heißt: den Staats- und Steueranteil behalten sie als informelles Trinkgeld sowieso ein.

Im Pub bloß nicht aufrunden – Paul Nonnenmacher erklärt, wie man es in Großbritannien so hält

Was ist nun: Zahlt man die 12,5 Prozent oder weigert man sich? Auf britischen Restaurant-Rechnungen begegnet einem diese Zahl oft als „Discretionary Service Charge“. Discretionary bedeutet eigentlich, dass etwas freiwillig ist. Der Trick vieler Wirte besteht darin, dieses Bedienungsgeld unten auf der Rechnung als festen Posten aufzuführen. Damit wird die Service Charge zum automatischen Aufpreis.

Wer stattdessen seinem Ober ein persönliches Trinkgeld zukommen lassen will, bittet darum, die „Service Charge“ wieder von der Rechnung zu nehmen. Ein Bargeld- „Tip“ wandert in der Regel statt in die Restaurant-Kasse in die Taschen des Personals. Zehn Prozent sind vollkommen akzeptabel. Mehr signalisiert besondere Zufriedenheit. Ähnliches gilt für Taxifahrten. Man rundet einfach etwas nach oben auf.

Manche sind dankbar fürs Zubrot

Im Pub wird, wenn man einen Drink an der Bar bestellt, kein Trinkgeld erwartet. Altmodischen Benimm-Büchern zufolge ziemt es sich, einen Barmann oder eine Barmaid gelegentlich aufzufordern, sich auf Kosten des Kunden selbst einen zu genehmigen („have one for yourself“). Aber das ist eine Tradition, die seit Sherlock Holmes Tagen außer Gebrauch gekommen ist. Ein junger australischer oder osteuropäischer Pub-Angestellter sähe einen nur komisch an.

Hoteldienern, die einem das Gepäck aufs Zimmer schleppen, drückt man ein oder zwei Pfunde in die Hand. Zwei Pfund sind auch angemessen für einen Fremdenführer, der einem im Bus die Stadt vorgeführt hat. Manche Führer, genau wie die Bedienung in der örtlichen Pizzeria verdienen nur sehr wenig und sind für ein Zugeld dankbar.

Schweden tanzt aus der Reihe – Silke Bigalke berichtet aus Skandinavien

Die Skandinavier sind zurückhaltend, was das Trinkgeld angeht. Vielerorts wird nicht mehr erwartet, als ein freundliches und häufiges „Tack“, Takk“ oder „Tak“, „Danke“ auf Schwedisch, Norwegisch und Dänisch. Wer seine Zufriedenheit ausdrücken möchte, darf den Betrag im Restaurant gerne aufrunden oder ein paar Münzen auf der Theke liegen lassen. Wer jedoch gar kein Trinkgeld zahlt, zeigt damit nicht, dass er unzufrieden war.

Schweden bildet dabei eine Ausnahme. Hier hat es sich etabliert, im Restaurant und in Taxen Trinkgeld zu zahlen. Es gelten ähnliche Regeln wie in Deutschland und zehn Prozent als angemessen. Eine Stolperfalle gibt es, wenn man in Bars und Restaurants mit Karte zahlen möchte. Die meisten Schweden machen das so. Sie zahlen sogar den Kaugummi im Kiosk elektronisch.

Obacht beim Kartenlesegerät

Im Restaurant bringt der Kellner das Kartenlesegerät oft direkt an den Tisch. Zahlt der Gast mit Kredit- oder EC-Karte, steckt der Kellner diese ins Gerät und hält es dem Gast hin. Auf dem Display kann der die Summe lesen, die ihn Speis’ und Trank gekostet haben. In einigen Restaurants ist das Gerät so programmiert, dass der Gast nun die Summe eingeben soll, die er am Ende bezahlen möchte. Gibt er kein Trinkgeld, wiederholt er die Zahl auf dem Display. Oder er addiert den Betrag, den er extra zahlen möchte, etwa 400 Kronen statt der angezeigten 367 Kronen. Wer das nicht gewöhnt ist, denkt, die PIN-Nummer sei gefragt. Er gibt eine vierstellige Zahl ein – eine viel zu hohe Summe. Doch keine Sorge: Der Kellner wird den Gast auf den Fehler hinweisen.