Der Kurzauftritt des US-Präsidentschaftskandidaten Donald Trump in Mexiko City hat das Land sehr erschüttert.

Korrespondenten: Klaus Ehringfeld (ehr)

Mexiko City - Es war ein kurzer Besuch, der vermutlich lang anhaltende Konsequenzen haben wird. Jedenfalls für Mexikos Staatschef Enrique Peña Nieto. Die Blitzvisite des republikanischen Kandidaten für die US-Präsidentschaft Donald Trump hat Mexiko am Mittwoch fast wie ein Erdbeben erschüttert. Die leicht verletzlichen Mexikaner lehnten fast einhellig die Einladung ihres Staatchefs an den Mann ab, der für die Bevölkerung des lateinamerikanischen Nachbarlandes nichts als Verachtung gezeigt und die Menschen pauschal verunglimpft hatte.

 

Trump soll sich entschuldigen

In den sozialen Netzwerken und in den Medien herrschte helle Aufregung, nachdem am Dienstagabend bekannt geworden war, dass Trump die Einladung annehmen würde, die Peña Nieto an ihn und an Hillary Clinton ausgesprochen hatte. „Das Dilemma ist: Entweder entschuldigt sich Trump aufrichtig bei den Mexikanern oder Peña Nieto verliert das bisschen Zustimmung, das er noch hat“, schrieb Héctor Aguilar Camín, einer der bekanntesten Intellektuellen des Landes über den Kurznachrichtendienst Twitter.

Der mexikanische Präsident steckt in einem historischen Umfragetief und die Einladung an Trump war der Versuch, Initiative zu zeigen, den Staatsmann zu geben und von Skandalen, der lahmenden Konjunktur und vor allem dem erneut dramatischen Anstieg von Gewalt und Morden abzulenken. Schließlich musste Peña Nieto am Donnerstag seinen jährlichen Rechenschaftsbericht vor dem Parlament ablegen. Allerdings ging der Schuss für den mexikanischen Staatschef nach hinten los.

Respekt für die Landsleute

Trump entschuldigte sich nicht, trat bei der gemeinsamen Pressekonferenz hinterher wie der Hausherr auf und beharrte darauf, dass er im Falle eines Wahlsieges eine Mauer entlang der 3200 Kilometer langen Grenze bauen lassen werde. „Wer die Mauer bezahlt, darüber sprechen wir das nächste Mal“, sagte Trump mit Arroganz. Dagegen wirkten die Versuche Peña Nietos, Respekt für seine Landsleute einzufordern, fast hilflos. „Die Mexikaner in den USA tragen zum Wohlstand des Landes bei. Es sind gute Menschen, die Familie und Gesetze achten. Sie verdienen jeden Respekt“.

Der politische Beobachter Ariel Moutsatsos hält dann auch die Einladung an und den Besuch von Trump für verfehlt. „Für Peña Nieto kann diese Einladung ein historischer Fehler gewesen sein. Heute ist Trump der klare Sieger, denn er hat einen Staatschef getroffen und von seinen Thesen nichts zurückgenommen!“ Auch in der mexikanischen Politik ließ wütende Kritik nach dem Treffen nicht auf sich warten. Die Linkspartei PRD will Trump zur unerwünschten Person in Mexiko erklären lassen. Der Vorsitzende der konservativen Oppositionspartei PAN, Ricardo Anaya, fragte konsterniert: „Wer kommt auf eine solche Idee, Donald Trump einzuladen. Wir Mexikaner haben Erinnerungsvermögen und Würde!“

Herabwürdigender Besuch

Auch die Bevölkerung reagierte verstört auf den bizarren Besuch. „Das ist herabwürdigend für uns, dass der Präsident einen Politiker empfängt, der uns als Verbrecher bezeichnet hat“, sagt die Ärztin Alicia Cervantes. Vor seiner Nominierung zum Präsidentschaftskandidaten hatte Trump mehrfach die Menschen südlich des Rio Grande pauschal als „Vergewaltiger“, „Verbrecher“ und „Drogenschmuggler“ verunglimpft. Während die Kommentarspalten der mexikanischen Zeitungen fast täglich voll sind mit Artikeln zu Trump und der Frage, was würde sein Wahlsieg für die engen Beziehungen der Nachbarstaaten bedeuten, schwieg der Präsident fast permanent. Lediglich im März verglich er Trump in Interviews in seinen Methoden und seinem Diskurs mit den Diktatoren Hitler und Mussolini. Und nun die plötzliche Wende. Das versteht kaum ein Mexikaner.