Auch einige deutsche Museen zögern, türkische Kunst zu zeigen. Eine vom Porzellanikon in Selb organisierte Ausstellung zu Arbeitswelt und Industrialisierung Anatoliens sollte eigentlich auch in Mannheim, Augsburg und Bocholt gezeigt werden, doch sprangen die Kooperationspartner dort kurzfristig ab. Der Kurator Ingo Nitzsche, der seit Jahren Ausstellungen mit jungen Künstlern aus der anatolischen Provinz organisiert, empfindet dies als das völlig falsche Signal.

 

„Heute ist es wichtiger denn je, sich für den Austausch einzusetzen“, sagt Nitzsche. „Wenn man sein Museum als Plattform für Auseinandersetzung versteht, sollte man gerade jetzt kritische türkische Künstler zeigen.“ Er würde sich da mehr Mut wünschen, sagt der Kurator und kritisiert auch die deutschen Konsulate in der Türkei, die Künstlern vermehrt die Visa zur Einreise nach Deutschland verweigern, weil bei den meist ungebundenen, jungen Leuten Zweifel am Rückkehrwillen bestünden.

Nitzsche verschweigt aber auch nicht, dass die Kooperation mit der Türkei tatsächlich immer schwieriger werde. Er werde bespitzelt, seine türkischen Partner würden befragt, bei Ausstellungen mischten sich die Behörden ein, sagt Nitzsche. Es schmerze ihn, doch vorerst wolle er nicht mehr in die Türkei reisen.