Nach Mesut Özils Rücktritt aus der Nationalelf mischen sich auch Politiker aus der Türkei in die Debatte ein. Mustafa Yeneroglu von der Regierungspartei AKP kritisiert die Bevormundung von Deutschtürken.

Istanbul - Nach dem Rücktritt von Fußball-Nationalspieler Mesut Özil kritisiert der in Deutschland aufgewachsene Abgeordnete der türkischen Regierungspartei AKP Mustafa Yeneroglu die „weitverbreitete Bevormundung von Deutschtürken“. Die deutsche Debatte konzentriere sich vor allem auf Özils Foto mit Präsident Recep Tayyip Erdogan. Migranten solle „das einseitige deutsche Bild von Erdogan“ aufgezwungen werden - jenen, die nicht spurten, würde der Weg zum Ausgang gewiesen.

 

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„Özil gibt Deutschtürken eine Stimme“

Die Affäre zeige, dass „die deutsche Öffentlichkeit bei der Frage der Achtung der Binnen-Identität von Millionen Migranten noch nicht“ weit sei, sagte Yeneroglu - gerade, wenn sie als Türkeistämmige zu ihren Wurzeln stünden. „Özil gibt ihnen eine Stimme. Deswegen ist er mit seiner Erklärung zur Legende geworden.“

Deutschtürken unterstützen Erdogan

Ein Großteil der Deutschtürken unterstütze Erdogan, sagte Yeneroglu. Bei der Präsidentschaftswahl am 24. Juni hatten nach offiziellen Angaben rund 64,8 Prozent derer, die gewählt hatten, für Erdogan gestimmt. In Deutschland schnitt Erdogan deutlich besser ab als im Gesamtergebnis. Die Wahlbeteiligung lag dort aber nur bei 46 Prozent.

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„Türken aus dem Herzen gesprochen“

Özil habe Yeneroglus und seiner eigenen Generation aus dem Herzen gesprochen, fand der Politiker. „Trotz 92 Länderspielen immer noch Bürger auf Bewährung? Das geht natürlich nicht.“ Jetzt komme es auf die Reaktion des DFB an. Sollte der Verband auf Özils Vorhaltungen nicht eingehen, würden sich „gerade türkische Jugendliche in Deutschland in Zukunft gut überlegen, ob sie das schwarz-rot-goldene Trikot überstreifen oder den Halbmond tragen“.