„Generation Beat-Club“: eine sehenswerte ARD-Dokumentation erinnert an die Musiksendung „Beat-Club“, die vor fünfzig Jahren startete und das Fernsehen revolutionierte.

Stuttgart - Lange Haare, kurze Röcke: in der legendären Musiksendung „Beat-Club“ war der jugendliche Zeitgeist zuhause wie sonst nirgendwo im deutschen Fernsehen. In der vor fünfzig Jahren gestarteten Liveshow gaben sich Superstars und weltberühmte Rockgruppen wie Jimi Hendrix, The Who, Santana oder Deep Purple die Ehre und begeisterten die vielen jungen Zuschauer, die den zunächst nur einmal im Monat ausgestrahlten und gerade mal dreißig Minuten dauernden „Beat-Club“ am Samstagnachmittag zu einem Riesenerfolg machten. In der an diesem Montag im Ersten zu später Stunde (23.30 Uhr) gezeigten Dokumentation „Generation Beat-Club“ kommen einige von ihnen zu Wort, darunter auch der BAP-Frontmann Wolfgang Niedecken, für den die kühne ARD-Sendung damals wie für viele seiner Altersgenossen eine wahre Offenbarung war.

 

Der von Radio Bremen in einem Garagenstudio mitten in einem Bremer Wohngebiet produzierte „Beat-Club“ startete im September 1965 mit einer ungewöhnlichen Ansage. „In wenigen Sekunden beginnt die erste Show im deutschen Fernsehen, die nur für euch gemacht ist“, wandte sich der ARD-Sprecher Wilhelm Wieben an die „lieben Beat-Freunde“ und besänftigte zur Sicherheit die älteren Zuschauer mit den Worten: „Sie aber, meine Damen und Herren, die Sie Beat-Musik nicht mögen, bitten wir um Ihr Verständnis. Es ist eine Live-Sendung mit jungen Leuten für junge Leute.“

Die empörten Eltern witterten Kulturverfall

Tatsächlich ließ der Protest der Elterngeneration, für die das Showspektakel „Zum Blauen Bock“ damals der Gipfel der Fernsehunterhaltung war, nicht lange auf sich warten. Von empörendem Kulturverfall und erschreckender Sittenlosigkeit war die Rede, der „Beat-Club“ galt als Lieblingssendung der „Gammler“ und Aufrührer, schmeckte nach „Rauschgift“ und Revolution. Seine jungen Fans machten sich freilich wenig aus derlei Kritik, im Gegenteil: „Das gehörte uns. Wir konnten uns darüber definieren“, erzählt in der Dokumentation Wolfgang Niedecken, der damals ein Teenager war und später die Kölschrock-Band BAP gründen sollte.

Moderiert wurde die Live-Sendung vor Publikum von der jungen Studentin Uschi Nerke, die mit ihren Miniröcken und hohen Lederstiefeln auch modische Trends setzte und zu Anfang meist die Auftritte von Bands ansagte, die gerade auf Deutschland-Tournee waren und einen Abstecher ins Bremer Garagenstudio machten. Als sich schon bald der enorme Erfolg der Sendung unter Managern und Künstlern herumgesprochen hatte, kamen auch Weltstars. Die Gästeliste des bis 1972 ausgestrahlten „Beat-Club“ liest sich wie ein Who is Who der damaligen Rock- und Bluesszene, auf ihr finden sich Namen wie Joe Cocker, Steppenwolf, Led Zeppelin oder Muddy Waters, und sogar die Rolling Stones waren sich nicht zu schade. In der 45-minütigen Doku werden natürlich Ausschnitte aus legendären Auftritten gezeigt und liebevoll kommentiert, außerdem geht es um die innovative Bildgestaltung des ab 1970 in Farbe gesendeten „Beat-Clubs“, die damals mit ihren wilden und psychedelisch anmutenden Effekten Maßstäbe setzte.