„Die Frau mit einem Schuh“ ist leicht skurril und schwer österreichisch: Nina Proll und Karl Fischer spielen Provinzpolizisten, die mit einer zerstückelten Leiche konfrontiert werden.

Steiermark - Das „Herzkino“-Stammpublikum dürfte etwas überrascht sein: Als Alternative zur Fußball-WM zeigt das ZDF keinen seiner üblichen Sonntagsfilme, sondern den österreichischen Krimi „Die Frau mit einem Schuh“. Zwar hat das ZDF den Dialekt der Figuren etwas entschärft, trotzdem können zumindest Norddeutsche bei einigen Dialogen bloß erahnen, wovon die Menschen reden. Wer Karl Fischer nur als gutmütigen Stichwortgeber von Uwe Kockisch aus den Verfilmungen der Donna-Leon-Romane aus Venedig kennt, wird sich erst mal an seinen ausgeprägten Dialekt gewöhnen müssen.

 

Der Geschichte kann man dennoch folgen: In der tiefen Provinz tauchen nach und nach verschiedene Körperteile einer Frau auf. Die unterforderte Inspektorin Franzi (Nina Proll) freut sich, dass sie endlich mal einen richtigen Fall hat; ihr Kollege Michi (Fischer), ein Gemütsmensch, hätte lieber weiter seine Ruhe.

Eine einsame und etwas verwirrt wirkende alte Dame hat irgendwann beobachtet, wie eine junge Anhalterin in einen blauen Kombi gestiegen ist. Den einzigen Wagen dieser Art fährt Werkstattbesitzer Gerry. Und weil der etwas zwielichtig anmutende Mechaniker von Schurkendarsteller Johannes Kirsch verkörpert wird, drängt er sich als Verdächtiger geradezu auf. Aber Gerry führt eine ausgesprochen leidenschaftliche Ehe mit seiner attraktiven Frau (Edita Malovcic), und den Kombi stellt er regelmäßig Kunden zur Verfügung, wenn eine Reparatur mal länger dauert.

Franzi ahnt zwar, dass die Leichenteile in irgendeinem Zusammenhang mit dem ebenfalls zwölf Monate zurückliegenden Ausbruch eines weiblichen Häftlings aus dem nahen Frauengefängnis stehen, aber eine DNS-Überprüfung ergibt keine Übereinstimmung.

Für Liebhaber schräger Filmkunst

„Die Frau mit einem Schuh“ ist der letzte Film von Michael Glawogger (Buch und Regie), der im Jahr der ORF-Ausstrahlung bei Dreharbeiten in Liberia an Malaria gestorben ist. Er hat zwar einige Dramen und Komödien gedreht, sein internationales Renommee aber verdankt er in erster Linie der mehrfach ausgezeichneten Dokumentarfilmtrilogie, bestehend aus „Megacities“ (1998), „Workingman’s Death“ (2005) und „Whore’s Glory“ (2011). Seine Spielfilme waren eher etwas für Liebhaber schräger Filmkunst; „Contact High“ (2009) zum Beispiel ist eine völlig überdrehte Drogenkomödie, in der mitunter die pure Anarchie herrscht.

Davon kann beim „Landkrimi“ naturgemäß keine Rede sein. Die Filmabteilung des ORF hat zwar ein größeres Herz für skurrilen Humor, als ARD und ZDF bei Koproduktionen mitunter lieb ist, aber diesmal beschränkt sich Glawoggers Faible für bizarre Zeitgenossen auf die Nebenfiguren. Deren Auftritte wirken prompt wie kleine Exkurse, die mit der eigentlichen Handlung nicht das Geringste zu tun haben. Bloß eine Gastrolle spielt auch Hary Prinz als Chefinspektor aus der Stadt, mit dem Franzi ein paar mal flirtet. Eigentlich ist sie verheiratet; der arbeitslose Gatte (Robert Palfrader) ist zwar ein begnadeter Koch, aber ansonsten langweilt er sie nur noch.

Diese Nebenschauplätze waren Glawogger so wichtig wie die Krimihandlung, die in den Hintergrund gedrängt wird. Die Dialoge befassen sich zumindest anfangs mehr mit Michis verschwundener Aktentasche und seinen lebensphilosophischen Betrachtungen als mit beruflichen Dingen. Stimmung und Tonfall ähneln den „Schwarzach 23“-Krimis im ZDF, ohne deren Qualität zu erreichen. Bildgestalterisch setzt Glawogger wenige Akzente, wichtig für die Atmosphäre des ruhig dahinfließenden Films ist dagegen die zwar rockige, aber sehr entspannte Gitarrenmusik von Norbert Wally. Musikalischer Höhepunkt wird ein Karaokeauftritt Michis mit dem Song „Unchain my Heart“. Sollte Karl Fischer das tatsächlich selbst gesungen haben: alle Achtung.