Julian Looman und Noomi Rapace in „Constellation“ Foto: Apple/TV+
Die einen kennen ihn aus „Emily in Paris“, die anderen aus „The Mallorca Files“. Jetzt spielt Julian Looman in der Science-Fiction-Serie „Constellation“ einen Mann, der eine Affäre mit einer Astronautin hat – oder auch nicht.
Als die Astronautin Jo (Noomi Rapace) nach einer Weltraummission zur Erde zurückkehrt, ist dort irgendwie nichts mehr, wie es war. Was ist im All passiert? Und hatte sie vorher wirklich eine Affäre mit ihrem Boss Frederic? Wir haben einen gefragt, der es wissen sollte: den Österreicher Julian Looman, der in dem Sci-Fi-Achtteiler „Constellation“ (Apple TV+) den Chef der Astronautin spielt.
Herr Looman, viele Szenen in „Constellation“ spielen auf der Raumstation ISS. Frederic Duverger, den Mann, den Sie darstellen, darf aber nicht ins All. Macht Sie das traurig?
Wenn man in einer Serie mitspielt, die größtenteils im All spielt, ist es natürlich schade, dass man selbst nicht auch im Weltraum ist. Ich weiß aber auch, wie schwierig der Dreh für die Kolleginnen und Kollegen war. Es brauchte eine lange Vorbereitung, und es war aufwendig, diese Zero-Gravity-Szenen hinzubekommen, es konnten jeden Tag immer nur wenige Sekunden gedreht werden. Hinzu kam, dass das mitten im Sommer in der größten Hitze stattfand. Darum beneide ich die Schauspielerinnen und Schauspieler nicht – auch wenn es schon großartig aussieht, wenn man ihnen in der fertigen Serie zusehen kann, wie sie herumschweben.
Julian Looman ist zwar Österreicher, spielt aber lieber – wie hier in „Constellation“ – auf Englisch als auf Deutsch. Foto: Apple TV+
Zum Beispiel Noomi Rapace, die die Astronautin Jo spielt. Mit ihr hat Frederic eine Affäre, oder?
Na ja, es ist kompliziert. Fest steht nur, dass er der Chef der ESA, der European Space Agency, und damit der Chef der Astronautin Jo ist. Wir erfahren zwar, dass die beiden etwas verbindet, was über eine berufliche Verbindung hinausgeht und das eine Art Affäre sein könnte, aber dann kommt es auf der ISS zu einem Unfall, wodurch sich irgendetwas verhakt, und Jo kommt in einer anderen Realität zur Erde zurück. Auf einmal lautet die Frage: Was stimmt? Wer bildet sich was ein? Treffen hier zwei Parallelrealitäten aufeinander? Es ist schon spannend, sich vorzustellen, dass man abends schlafen geht, und am nächsten Tag wacht man auf und erkennt den eigenen Mann oder die eigene Frau nicht mehr. In diesem Feld spielt „Constellation“ und lässt den Zuschauern viel Platz, sich selbst etwas vorzustellen.
Julian Looman Foto: Nadine Poncioni
Das klingt tatsächlich ganz schön kompliziert.
Ich selbst mag als Zuschauer Filme oder Serien, die mich herausfordern, die mich zum Denken anregen. „Constellation“ ist keine Serie, die man schnell mal nach einer durchzechten Nacht einfach so wegschaut. Sie verlangt Aufmerksamkeit.
Ist es für Sie als Schauspieler auch anstrengend, in solchen internationalen Produktionen mitzuspielen, in denen Sie nicht Deutsch, sondern Englisch sprechen müssen?
Gott sei Dank muss ich meine Texte ja nicht selbst schreiben, die schreibt jemand für mich – und ich muss die nur lernen. Wahrscheinlich brauche ich doppelt so lang wie meine englischen Kollegen, um meine Texte zu lernen. Und wenn man mal einen Hänger oder Blackout hat, kann man sich als Native Speaker besser retten. Trotzdem spiele und arbeite ich lieber auf Englisch, weil ich die Sprache direkter finde. Ich finde es witzigerweise sogar leichter, auf Englisch zu spielen, als auf Deutsch.
Julian Looman in „Constellation“ Foto: Apple TV+
Warum?
Ich habe die Theorie, dass für mich im Deutschen die Worte immer emotional verknüpft sind. Wenn ich „Ich liebe dich“ sagen soll, dann schwingt da so viel mit: die Liebe zu meinen Eltern, das erste Mal, als ich das zu meiner ersten Freundin gesagt habe, und vieles mehr. Wenn ich „I Love You“ sage, kann ich das ohne diesen emotionalen Ballast sagen. Und mein Zugang zum Schauspiel ist, dass es oft genug ist, einen Satz einfach zu sagen. Man muss nur darauf vertrauen, dass dieser Satz ankommt.
Muss man eigentlich akzentfrei Englisch sprechen können, um Rollen bei internationalen Produktionen zu bekommen?
Ich spiele ja auch in der britischen Serie „The Mallorca Files“ mit. Da haben wir gerade die dritte Staffel gedreht, die kommt jetzt irgendwann raus. Da ist auch alles auf Englisch. Dass ich da einen deutschen Kommissar spiele, nimmt aber den Druck etwas raus. Da muss ich nicht perfekt Englisch sprechen. Max Winter darf ruhig einen Akzent haben. Ich spreche da einfach so gut Englisch, wie ich kann. Ich bin zwar nicht akzentfrei, aber ich habe einen europäischen Akzent, den man nicht ganz genau zuordnen kann. Ich könnte aus Schweden, Deutschland, Holland oder der Schweiz stammen. Und das ist viel wert. Damit kann man mich vielfältig einsetzen.
Julian Looman mit Elen Rhys in „The Mallorca Files“ Foto: BBC
Gibt es eigentlich irgendwelche Gemeinsamkeiten zwischen Frederic Duverger und Max Winter?
Eine lustige Frage. Ich glaube nicht. Nein. Frederic ist ein sehr ernsthafter Typ, Max sucht dagegen bei allen Problemen mit Humor nach einer Lösung. Humor ist sein Ventil und sein Ding – und so eine Herangehensweise prägt einen Menschen schon sehr in seinen Grundzügen.
Sie haben ursprünglich musikalisches Unterhaltungstheater studiert. In ihren letzten Projekten durften Sie aber weder singen noch tanzen. Vermissen Sie das?
Nein. Ich glaube, ich bin entbehrlich für die Musicalwelt. Ich lebe meine Musikalität jetzt lieber mit meinen Kindern aus.
Julian Looman und „Constellation“
Person Julian Looman wurde als Sohn einer Österreicherin und eines Holländers 1985 in Wien geboren. Er studierte Schauspiel, Gesang und Tanz. Zunächst übernahm er vor allem Musicalrollen. Seit 2019 ermittelt er als Max Winter in der britischen Serie „The Mallorca Files“, 2021 war er in der Netflix-Erfolgsserie „Emily in Paris“ und in der Sky-Miniserie „Die Ibiza Affäre“ zu sehen.
Serie Die Serie „Constellation“ ist am 21. Februar bei Apple TV+ gestartet. Bisher wurden fünf von acht Episoden veröffentlicht. Die weiteren Episoden erscheinen immer mittwochs. Zu den Regisseuren der Science-Fiction-Dramas zählt Oliver Hirschbiegel. Die Hauptrolle spielt Noomi Rapace.