Disco! Eine dreiteilige Arte-Doku schildert den Aufstieg und Fall einer Musikrichtung, die für viele zum Lebensstil wurde.

Eingängige Tanzrhythmen, bunte Glitzerklamotten und Schmusesongs von Donna Summer oder den Bee Gees: Disco war nicht nur eine Musikrichtung, sondern auch ein Lebensgefühl. Doch Disco hatte vor allem in den frühen siebziger Jahren auch eine rebellische Note, wie diese Dokumentation zeigt: Es war der Sound der Ausgegrenzten und wurde in New York vor allem in den Underground-Bars und Clubs von Schwulen, Lesben, Schwarzen und Hispano-Amerikanern als Tanzmusik gespielt. In den Achtzigern wurde Disco dann zum kommerziellen Mainstream und zu einer sinnentleerten Pose, die bald in sich zusammenfiel.

 

Der britische Dreiteiler „Disco – Soundtrack eines Aufbruchs“, den Arte am Stück zeigt, schildert den Aufstieg und Niedergang einer Musikrichtung, an der sich bis heute die Geister scheiden – die einen lieben die Songs von Gloria Gaynor oder den theatralischen Village People und Filmen wie „Saturday Night Fever“ mit John Travolta, während die anderen Disco und alles, was damit zu tun hat, rigoros ablehnen.

Im Rausch des Rhythmus

Mit Zeitzeugen, Musikexperten, DJs und natürlich auch Künstlern von damals führt der von vielen Discohits untermalte Beitrag den Zuschauer in die schillernde Welt unter der silbernen Glitzerkugel, die damals in keiner Diskothek fehlen durfte. Beeinflusst von musikalischen Stilrichtungen wie Funk, Soul und R ’n’ B etablierte sich in den frühen Siebzigern in New York eine neue Tanzmusik. Keimzelle der neuen Bewegung war das Loft des Discjockeys David Mancuso am Broadway, wo sich regelmäßig ein buntes Volk von Tanzbegeisterten versammelte, um im Rausch des Rhythmus die Hüften zu schwingen und den trüben Alltag zu vergessen – New York war zu dieser Zeit eine von wirtschaftlichen und sozialen Krisen gebeutelte Stadt und zudem ein sehr gefährliches Pflaster mit einer enorm hohen Mordrate.

Die neue Musik breitete sich schnell in der ganzen Stadt aus, in Clubs wie dem Gallery oder dem Paradise Garage kamen Menschen jeder Hautfarbe und jeder sexuellen Orientierung zusammen, um gemeinsam das Leben und die Liebe zu feiern. Diese Vorläufer der ersten Diskotheken waren für Angehörige von diskriminierten Minderheiten auch sichere Orte, an denen sie ihren alternativen Lebensstil pflegen konnten und keine Furcht vor Repressalien haben mussten.

Legendär: das Studio 54

Von New York aus eroberte Disco dann die ganze Welt und wurde zum glamourösen Lebensgefühl eines Teils der jungen Generation, Hits wie „Soul Makossa“ von Manu Dibango, „Rock You Baby“ von George McCrae oder „Lady Marmalade“ von der Girlband Labelle eroberten weltweit die Charts, mit rauschhaften Partys in angesagten Clubs wie dem New Yorker Studio 54 feierten auch Promis wie Andy Warhol oder Mick Jagger die Ära der Glitzerkugel.

Doch mit dem Erfolg ging auch eine schrankenlose Kommerzialisierung einher, und als immer mehr lieblos und billig produzierte Tracks den Markt überschwemmten, blieb von der einst subversiven Kraft der neuen Musikrichtung nicht mehr viel übrig, wie der dritte Teil der gut gemachten Dokumentation zeigt. Disco war am Ende.

Disco – Soundtrack eines Aufbruchs: Freitag, 2. 2., 21.35 Uhr, Arte