Einer von ihnen ist Stilianos Filippidis. Seine Modeschneiderei befindet sich direkt an der neuen Endhaltestelle. Seit 1994 schneidert der Mann, der bei der Arbeit stets das Schneidermaßband um den Hals hängen hat, die Kleidung der Menschen aus Dürrlewang und dem Umkreis.

 

„Die Dürrlewanger sollen doch froh sein“, sagt einer seiner Kunden von der Rohrer Höhe. Filippidis steht hinter seiner Ladentheke, nimmt gerade das Maß einer Hose und muss lachen. Sein Kunde könne ja nicht mal ahnen, wie es in Dürrlewang während der dreijährigen Bauzeit zuging. Von einer „Katastrophe“ spricht der Schneider: „Die Straßen waren morgens frei und nachmittags plötzlich gesperrt. Man wusste nie, was einen erwartet. Oft mussten ich und meine Kunden weite Umwege fahren, um zu meinem Laden zu gelangen“, sagt er. Für viele Anwohner seien die Umleitungen so unerträglich gewesen, dass sie über einen naheliegenden Feldweg den Heimweg abgekürzt hätten: „Die hat die Polizei dann erwischt und sofort Strafzettel verteilt“, berichtet Filippidis.

SSB hält die Strecke für rentabel

Auch viele Kunden, die in die Schneiderei des gebürtigen Griechen ein- und ausgehen, sind nicht gut auf die neue Endhaltestelle zu sprechen. Manch einer verzieht entnervt den Mund, andere winken nur ab. Darunter auch der 69-jährige Kurt Ramsaier. Er habe von Anfang keinen Grund für eine Bahnverbindung nach Dürrlewang gesehen: „Denn mit dem Bus hat ja alles prima geklappt“, sagt der Rentner. Dann staunt er immer wieder über das dafür ausgegebene Geld: „25 Millionen Euro!“, sagt er und schüttelt fassungslos den Kopf. Dabei sei die S-Bahn in Rohr ja gleich ums Eck.

Laut SSB-Pressesprecherin Susanne Schupp zeige eine Wirtschaftlichkeitsuntersuchung für die Strecke nach der – wie es im schönsten Verwaltungsdeutsch heißt – Verfahrensvorschrift der „Standardisierten Bewertung von Verkehrswegeinvestitionen des ÖPNV“ aber, dass der Ausbau durchaus lohne. Die Rechnung habe sogar den höchsten Wert erzielt, der bisher in Stuttgart für Stadtbahnprojekte nachgewiesen wurde. „Mittelfristig sollen 6000 Fahrgäste transportiert werden“, so Schupp.