Das Ressentiment hat in politisch aufgeheizten Zeiten Konjunktur. Es ist ein Indiz für schwärende Demütigungen. Droht jetzt die große Entladung?

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Martin Gerstner (ges)

Stuttgart - Das muss jetzt einfach sein: ein Einstieg mit Nietzsche. Wir brauchen ihn, denn der kalte Nihilist und radikale Gottesverneiner beschreibt ein Gefühl, das unsere Zeit überschwemmt – als Kampfbegriff und dunkle Triebfeder für Radikalismen und Populismen aller Art. In seinem Werk „Menschliches, Allzumenschliches“ beschreibt Nietzsche das Ressentiment als Selbstvergiftung durch gehemmte Rache: „Einen Rachegedanken haben und ausführen heißt, einen heftigen Fieberanfall bekommen, der aber vorübergeht: einen Rachegedanken aber haben, ohne Kraft und Mut, ihn auszuführen, heißt ein chronisches Leiden, eine Vergiftung an Leib und Seele mit sich herumtragen.“