Der VfB Stuttgart könnte an diesem Donnerstagabend wohl endgültig den Startplatz für die Champions League klar machen – ohne etwas dafür tun zu müssen. Möglich macht das das Uefa-Performance-Ranking. Wir erklären den Zusammenhang.

Sport: Philipp Maisel (pma)

Die internationalen Wettbewerbe stehen vor einer der grundlegendsten Änderungen ihrer Geschichte. Champions League, Europa League und auch Conference League lassen das System mit den Gruppen hinter sich, spielen ab der kommenden Saison in einer Art Ligasystem. Alle Teilnehmer bekommen acht Gegner aus verschiedenen Töpfen zugelost, aus allen Ergebnissen entsteht eine große Tabelle. Damit das so geschehen kann, werden die Teilnehmerzahlen verändert. Künftig nehmen 36 Teams am Wettbewerb teil.

 

Diese zusätzlichen Plätze sind also zu vergeben. Und hier kommt das Uefa-Performance-Ranking ins Spiel. Das wurde eingeführt, um die neuen Plätze zu besetzen. Und funktioniert so: Die zwei Plätze gehen an die zwei Verbände mit der besten kollektiven Leistung ihrer Vereine in den Uefa-Vereinswettbewerben der Männer. Die Werte für die Rangfolge errechnen sich über die Verbands-Clubkoeffizienten der letzten (also aktuell laufenden) Saison, der ermittelt wird, indem die Summe der Clubkoeffizienten-Punkte jedes Clubs eines Verbandes durch die Anzahl der teilnehmenden Vereine dieses Verbandes dividiert wird. Punkte gibt es für Unentschieden, Siege und das Weiterkommen im Wettbewerb. Die zwei Verbände an der Spitze der Rangfolge erhalten je einen direkten Startplatz in der Ligaphase („European Performance Spots“) für den nächstbesten Club in der nationalen Liga, der nicht schon direkt für die Ligaphase qualifiziert ist. Für die Bundesliga heißt das, dass auch der fünfte Tabellenplatz sicher die Champions-League-Teilnahme bedeuten würde. Jener Platz also, auf den der VfB Stuttgart noch maximal abrutschen könnte, würden RB Leipzig und Borussia Dortmund noch an den Schwaben vorbeiziehen.

Deutschland liegt vor England in der Rangliste

Aktuell führt Italien mit einem Durchschnittswert von 18,428 Punkten, direkt dahinter ist Deutschland notiert (17,642), gefolgt von England (16,875). Da am Mittwochabend Manchester City (gegen Real Madrid) bereits ausgeschieden ist, hat England aktuell nur noch den FC Liverpool, Aston Villa und West Ham United im Rennen um noch mehr Punkte. Liverpool hat das Europa-League-Hinspiel gegen Atalanta Bergamo allerdings mit 0:3 verloren, West Ham unterlag Leverkusen im Hinspiel mit 0:2. Lediglich Aston Villa (2:1 im Hinspiel gegen OSC Lille in der Conference League) hat noch gute Aussichten auf das Weiterkommen und damit noch weitere Punkte.

Bedeutet im Umkehrschluss: Scheiden am Abend zwei der drei englischen Vertreter aus, sind die Chancen, dass England Deutschland noch vom zweiten Platz des Performance-Rankings verdrängt, eigentlich nur noch theoretischer Natur. Oder, etwas zugespitzter formuliert: Der VfB kann am Abend in die Champions League kommen – während er auf dem Sofa sitzt. Mindestens Platz fünf und die Europa-League-Qualifikation haben die Schwaben seit dem vergangenen Wochenende ja bereits sicher.