Die Stadt Ludwigsburg hat in der Stadtbibliothek ein Service-Center Ukraine eingerichtet. Auch hier packen Ehramtliche mit an.
Seit fast zwei Wochen ist das Service-Center Ukraine in Betrieb. Den Weg in die Stadtbibliothek, wo das Center untergebracht ist, weisen auf dem Asphalt aufgemalte gelb-blaue Striche, die die ukrainische Flagge symbolisieren.
Im Center bekommen die Geflüchteten eine so genannte Erstberatung. Sie können sich anmelden und erhalten Unterstützung bei der Suche nach einem Platz zum Wohnen. Damit die Verständigung klappt unterstützen fünf ehrenamtliche Dolmetscher die Mitarbeiter der Stadtverwaltung. Überhaupt würde ohne Ehrenamt vieles nicht gehen. „Die Hilfsbereitschaft ist wahnsinnig groß – auch die Bereitschaft zu spenden“, berichtet Renate Schmetz.
Die meisten Geflüchteten organisieren sich selbst
406 Geflüchtete aus der Ukraine haben sich, Stand Dienstag, in der Barockstadt angemeldet. „90 Prozent von ihnen sind Frauen“, informiert die Erste Bürgermeisterin Renate Schmetz. Der Großteil organisiere sich selbst, komme über Verwandte und Bekannte nach Ludwigsburg und lebe dann auch in einer selbst organisierten Unterkunft. Einige reisen aber auch mit Hilfe von Flüchtlingshelfern an, die einen Bezug zu Ludwigsburg haben. Wiederum andere werden der Kommune über die Landeserstaufnahme zugeteilt.
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Aktuell gibt es 682 Plätze für Geflüchtete – nicht eingerechnet die 312 Plätze, die die Geflüchteten oder die Stadt organisiert haben. „Uns wurden 136 Wohnungen angeboten. Das Engagement aus der Bürgerschaft ist toll“, freut sich Renate Schmetz.
Zimmer in Hotels sind Übergangslösungen
In neun Hotels in der Stadt können derzeit 379 Menschen untergebracht werden, 45 Plätze von ihnen sind bereits belegt. Allerdings sind das nur Übergangslösungen, denn es fehlt die Möglichkeit zu kochen. Die Zimmer wurden zunächst für die Monate April und Mai angemietet. Darüber hinaus werden aktuell drei Standorte für den Aufbau von Modulbausystemen geprüft. „Klar ist: Wir müssen mittelfristig noch Unterkünfte bauen“, so Schmetz.
Auch russische Mitbürger sollen sich wohlfühlen
Denn auch wenn es Notfallpläne gibt, die eine Belegung von Turnhallen vorsehen und die Ausstattung dafür bereits bestellt ist: Für die Kommune ist es das letzte Mittel der Wahl, das betonte Renate Schmetz im Bildungs und Sozialausschuss erneut. Und sie mahnte einmal mehr, alle Geflüchteten nicht aus dem Blick zu verlieren und darüber hinaus dafür zu sorgen, dass sich sowohl die russischen als auch die ukrainischen Mitbürger wohl in der Stadt fühlen.
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Letztere sind vor allem zwischen 18 und 65 Jahre alt. An den Grundschulen wurden bislang 15 Kinder aufgenommen, 16 sind es an weiterführenden. Besonders die Integration der kleinen Kinder ins Betreuungssystem stellt die Stadt vor Herausforderungen. Weil die Kitas voll sind, behilft man sich mit Spielgruppen. Die erste ist bereits gestartet.
Ins Krankenhaus Marbach ziehen Geflüchtete
Im gesamten Landkreis sind, Stand Montag, 3 192 Personen registriert. Damit habe der Kreis aktuell mit 1,64 Prozent seine Quote übererfüllt, erklärt der Sprecher des Landratsamtes, Andreas Fritz. Man habe deswegen in dieser Woche keine ukrainischen Geflüchteten von Seiten des Landes in die vorläufige Unterbringung aufnehmen müssen.
Lediglich 124 Menschen sind in Unterkünften des Landkreises, der Rest hat privat eine Bleibe gefunden. Ungeachtet dessen habe man bereits mehr als 500 Plätze neu geschaffen, etwa durch das Anmieten des Best Western Plaza Hotels in Ditzingen oder durch die vorübergehende Nutzung des ehemaligen Krankenhauses in Marbach.
„Die Kostenerstattung für die vorläufig untergebrachten Geflüchteten ist über das Flüchtlingsaufnahmegesetz gesichert“, erklärt Andreas Fritz. Das Land übernehme auch für privat untergebrachte Geflüchtete die Kosten für die Sozialleistungen, etwa Unterstützung bei Lebensunterhalt und Wohnung.
Hilfe für die Ukraine
Studium
Die Akademie für Darstellende Kunst Baden-Württemberg (ADK) nimmt in den kommenden Tagen acht ukrainische Studierende aus Charkiw und Kiew auf. Sie sind bereits auf dem Weg nach Ludwigsburg. Wer kann bei der Betreuung, bei Übersetzungen und mit Wohnraum in Ludwigsburg und der näheren Umgebung helfen? Angebote und Rückfragen an: ukraine@adk-bw.de (Ansprechpartner: Wulf Twiehaus). Die Studierenden sprechen Englisch, Ukrainisch und Russisch. Die ADK bietet den Studierenden die Möglichkeit, ihr Studium fortsetzen zu können.
Spende
Die vier beruflichen Schulen in Ludwigsburg werden am kommenden Samstag, 9. April, von 8 bis 13 Uhr Kuchen, Suppe und Grußkarten auf dem Wochenmarkt in Ludwigsburg verkaufen. Der gesamte Erlös des Verkaufs wird dann an die „Aktion Deutschland Hilft“ weitergegeben.