Die Eltern und die Schulleitung des Dillmann-Gymnasiums wollen vernünftige Aufenthaltsräume für die Kinder. Der Platz ist da, doch Zeit will kein Schüler freiwillig in dem „gläsernen Schlauch“ verbringen, wie Rektor Birk die Räume nennt.

S-West - Die verglasten Räume zum Schulhof hin sehen wenig einladend aus. Zum Teil dienen sie als Lager und sind mit alten Möbeln vollgestellt, manche stehen einfach leer. An den Decken sind Löcher, der Kiosk hat zu, seit das Gesundheitsamt ihn geschlossen hat. Im Winter ist es kalt und zugig, die Heizung funktioniert zwar, die Wärme entflieht jedoch durch die unisolierten Fensterfronten. Trotzdem sitzen ab und zu Schüler in einem der Aufenthaltsräume oder sie machen ihre Hausaufgaben auf den Schulgängen. Ganz einfach, weil sie keine Alternativen haben.

 

„Für eine offene Ganztagsschule bietet das Gebäude zu wenig Platz“, sagt Manfred Birk, Rektor am Dillmann-Gymnasium. Die Schüler verbringen viel mehr Zeit in der Schule als 1958, dem Eröffnungsjahr des heutigen Schulgebäudes. Sie essen dort zu Mittag und müssen auch Zeit bis zum nächsten Unterricht überbrücken. Zudem ist es gewollt, dass sich die Unter- und die Mittelstufe in den Pausen außerhalb des Gebäudes aufhält. „Für eine Rhythmisierung des Alltags brauchen wir Aufenthaltsräume“, so Birk.

Die Räume werden momentan nicht oder falsch genutzt

Die verglasten Räume, der „gläserne Schlauch“, wie Birk ihn nennt, bietet Potenzial. „Die Räume sind da, werden aber entweder gar nicht oder falsch genutzt“, sagt Rupert Kellermann, einer von drei Vorständen des Elternbeirats. Deshalb sind die Eltern mit der Schulleitung aktiv geworden und haben das Projekt Chillmanns ins Leben gerufen. „Wir haben die Schüler befragt, was sie sich wünschen“, sagt die Elternbeiratsvorsitzende Cornelia Plarre. Daraus sind Pläne entstanden. „Wir haben Architekten in der Elternschaft, die das übernommen haben“, sagt Plarre. Sie berücksichtigen den Denkmalschutz und beziehen energetische Sanierungsmaßnahmen sowie die Raumgestaltung ein. „So, wie der Plan vorliegt, wären wir bei etwas mehr als 500 000 Euro“, sagt Kellermann. Die Hälfte davon, so schätzt er, wären notwendige Sanierungsarbeiten, die ohnehin erledigt werden und dann auch von der Stadt bezahlt werden müssten. „Wir kennen das Sanierungsprogramm leider nicht und wissen auch nicht, wann es soweit ist“, sagt Kellermann. Bis dahin können die Räume nicht gestaltet werden. Die Eltern hoffen, dass es sich nicht noch Jahre hinzieht.

Allerdings bleibt ihnen so auch Zeit, Geld für das Vorhaben zu sammeln. „Wir motivieren alle und beziehen alle mit ein“, sagt Kellermann. Die Schüler könnten einen Spendenlauf im nächsten Sommer organisieren. Der Erlös des jüngsten Kunstmarkts geht an das Chillmann-Projekt. Auch der Dillmann-Verein und die Dillmann-Stiftung werden um Unterstützung gebeten, sowie die Eltern. „Wir sind eine aktive Eltern-Schule, das bedeutet, die Eltern sind oft hier und sehen deshalb die Notwendigkeit“, sagt Kellermann.

Schüler zeigen, was für sie ein Chillmann ist

Um den Dillmann-Schülern das Projekt lebhafter vor Augen zu führen, hat im vergangenen Schuljahr ein Wettbewerb stattgefunden mit der Frage „Was ist ein Chillmann?“. Entstanden sind Videos, Fotos, ein Limonaden-Etikett, eine Tasche und gebackene Chillmänner. Ein Teil der Exponate ist in einer Vitrine ausgestellt.

Die Aufteilung des gläsernen Schlauchs stellen sich Eltern, Rektor und Schüler so vor, dass er von einem ruhigeren Bereich zur Erholung und zum Lernen in eine Aktivzone übergeht. Dabei soll es zwischen Innen und Außen Verbindungen geben. „Die Architektur gibt das so vor“, sagt Karin Kohls, ebenfalls aus dem Vorstand des Elternbeirats. „Die Böden und die Decke sind innen und im überdachten Außenbereich identisch.“ Es soll eine Schulbibliothek geben, die seit Jahren im Keller lagert und eine Schülerbibliothek, in welche die Schüler ihre ausgelesenen Bücher und Magazine bringen können.

Die Schüler brauchen keinen Schnickschnack

Es folgen ein Lernzimmer und eine Aufenthalts- und Ruheraum. „In diesem soll es Sitzmöbel auf einem Podest geben“, sagt Cornelia Plarre. Das Podest hat einen praktischen Nutzen. Es dämmt die Kälte, die vom Boden ausgeht, und es lassen sich Kabel und Leitungen für die Technik darin verstecken. Im Aktivraum könnten ein Tischkicker oder ein Billardtisch stehen, zusätzlich soll es einen Raum für die Schülermitverwaltung geben, der auch von der Oberstufe genutzt werden kann. Im überdachten Außenbereich und auf dem Schulhof sind Holzpodeste als Sitzmöglichkeiten vorgesehen.

Die Gestaltung der Räume ist eher nüchtern. „Die Schüler brauchen weniger als wir anfangs gedacht haben“, sagt Kellermann. Tatsächlich geht es um Rückzugsräume zum Ausruhen oder eben neudeutsch „zum Chillen“. Mehr wollen die Schüler in den Pausen gar nicht machen. Nicht mehr als sich erholen für den nächsten Unterricht. Und die Eltern wünschen sich, dass dies in Räumen passiert, in denen kein „unangenehmes Chaos“ herrscht, wie es momentan der Fall sei, so Kellermann.