Die USA haben in einer Woche mehr Flugobjekte über Nordamerika abgeschossen als in der ganzen Zeitspanne seit 1958 zusammen. Das schürt Gerüchte.

Drei Tage, drei Abschüsse und viele offene Fragen an den US-Präsidenten: Während Joe Biden hartnäckig schweigt, versucht die Sprecherin des Weißen Hauses die zunehmend besorgte Öffentlichkeit zu beruhigen. „Es gibt keinen Hinweis auf Außerirdische“, versicherte Karine Jean-Pierre. Es sei wichtig, dies von dieser Stelle aus zu sagen, „weil wir viel darüber gehört haben“.

 

Wohl wahr – seit ein amerikanischer F-22-Kampfflieger vor der Küste South Carolinas einen chinesischen Spionageballon vom Himmel holte, ertappen sich die Amerikaner immer wieder dabei, besorgt nach oben zu schauen. Zumal der Strom an Nachrichten über unbekannte Flugobjekte auf dem Norad-Radar nicht abzureißen scheint.

Nicht Verdächtiges an Bord

Norad (North American Aerospace Defense Command) ist die von den USA und Kanada vor mehr als sechs Jahrzehnten für die gemeinsame Überwachung des Luftraums gegründete Organisation, deren ursprüngliche Mission darin bestand, Bedrohungen aus der Sowjetunion zu entdecken. Nach Ende des Kalten Krieges vertrieb sich das Norad-Kommando mangels Beschäftigung die Zeit damit, vor Weihnachten augenzwinkernd die Reiseroute der mit Geschenken beladenen Rentier-Schlitten vom Nordpol aus zu verfolgen. Fragen aufgeregter Kinder wurden von einem eigens eingerichteten Telefondienst beantwortet.

Nach dem dritten und vorläufig letzten Abschuss eines unbekannten Flugobjekts über dem „Lake Huron“ an der Grenze zwischen den USA und Kanada am Sonntag, muss der Befehlshaber von Norad, Glen VanHerck, plötzlich eine sehr ernste Frage beantworten: Was ist plötzlich los im Himmel über Amerika?

Das Einzige, was der General sicher bestätigen konnte, ist, dass die US-Luftwaffe vor dem Auftauchen des Ballons aus China noch nie ein in den Luftraum eingedrungenes Flugobjekt abgeschossen hatte. Vieles andere blieb mysteriös. Das zuletzt abgeschossene Objekt habe keine erkennbaren Antennen oder Kameras gehabt und sei von den Verantwortlichen nicht als militärische Bedrohung eingestuft worden.

Nein, es sind keine Außerirdischen

Am Freitag und Samstag hatten Kampfjets über Alaska und dem dünn besiedelten Yukon-Territorium in Kanada zwei weitere, nicht näher identifizierte Flugobjekte vom Himmel geholt. Den Befehl dazu erteilten US-Präsident Joe Biden und der kanadische Premierminister Justin Trudeau nach einem Telefonat über die Sichtungen der UFOs. Die Regierung unterrichtete den US-Kongress sowie die zuständigen Ausschüsse über die bisherigen Erkenntnisse. Der Fraktionschef der Republikaner im Senat, Mitch McConnell, beklagte dennoch das öffentliche Informationsvakuum. Es werde Zeit, dass der Präsident den Amerikanern darlege, „was in aller Welt da vor sich geht.“

Der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrats im Weißen Haus, John Kirby, konnte seinerseits nicht viel Weiterführendes mitteilen. Die Bergungsarbeiten der Überreste der Flugobjekte gestalteten sich als schwierig und langwierig. Wie auch erst Teile der Elektronik des chinesischen Ballons gehoben werden konnten. Kirby erklärte die regen Aktivitäten im Luftraum mit einer Umstellung der Filter im Radarsystem. Demnach entdeckte Norad nun Objekte, die es bisher ignoriert hatte.

Dann kam Kirby noch einmal auf die Spekulationen über eine Invasion aus dem All zu sprechen. Er könne versichern, „dass sich das amerikanische Volk keine Sorgen über Außerirdische machen muss, wenn es um diese Flugkörper geht, Punkt.“