Ein Mädchen ist von einer Rolltreppe über eine Brüstung gerissen worden und in die Tiefe gestürzt - jetzt hat es schwere Verletzungen.

Nachrichtenzentrale: Tim Höhn (tim)

Kirchheim - Ein fünfjähriges Kind hat sich am Donnerstagabend bei einem dramatischen Unfall im Real-Einkaufsmarkt in Kirchheim am Neckar schwere Kopfverletzungen zugezogen. Das Mädchen wurde von einer Rolltreppe über eine Brüstung gerissen und stürzte vier Meter in die Tiefe. Nach den Angaben der Polizei schwebt das Kind nicht in Lebensgefahr. Die Ermittler versuchen noch, den Hergang des Unfalls zu rekonstruieren. Die Eltern der Fünfjährigen waren ebenfalls auf der Rolltreppe, darüber hinaus gibt es offenbar kaum Zeugen. "Wir haben unsere Mitarbeiter befragt, es hat niemand etwas gesehen", sagt Markus Jablonski, der Pressesprecher von Real Deutschland.

 

Die Polizei geht davon aus, dass sich die Kleidung des Mädchens in dem Handlauf der Rolltreppe verfangen hat. Der Handlauf habe das Kind dann am Ende der Treppe über die Brüstung gezogen. "Wir haben derzeit keinen Hinweis auf einen technischen Defekt oder eine andere Form von Fremdverschulden", sagt Daniela Waldenmaier, die Sprecherin der Ludwigsburger Polizeidirektion. Auch Real hält sich mit Aussagen zur Schuldfrage zurück. Ihm sei nicht bekannt, dass sich in einem Real-Markt jemals zuvor ein vergleichbarer Unfall ereignet habe, sagt Jablonski. "Wir bedauern sehr, dass dies passiert ist." Man habe sofort versucht, mit der Familie des Mädchens Kontakt aufzunehmen, was bislang nicht gelungen sei. Real sei darauf angewiesen, dass die Polizei aufklärt, wie es zu dem Unglück kommen konnte. "Damit sich so etwas niemals wiederholen kann."

Real verbietet Fotoaufnahmen

Es ist das zweite Unglück in dem Kirchheimer Real-Markt in diesem Jahr. Das Gebäude wird seit Monaten erneuert. Während des Umbaus waren im Januar Teile einer Decke heruntergestürzt, eine 58-jährige Frau wurde schwer verletzt. Die Ursache: ein Baggerfahrer hatte eine Stahlstütze gerammt. Nach dem Unfall geriet Real wegen der chaotischen Informationspolitik in die Kritik. Diesmal gibt das Unternehmen bereitwillig Auskunft, verbietet aber Fotoaufnahmen von der Unglücksstelle. Es sei Zufall, dass sich in diesem Markt erneut ein Unfall ereignet habe, sagt Jablonski. "Diesmal gibt es keinen Zusammenhang mit dem Umbau, denn im Bereich der Rolltreppe wird aktuell nichts umgebaut." Anfang November sollen die Bauarbeiten beendet sein - geplant ist eine feierliche Eröffnung des runderneuerten Gebäudes. "Über dem Fest liegt ein Schatten", sagt Jablonski. "Wir hoffen, dass das Mädchen auf dem Weg der Besserung ist."

Unfälle auf Rolltreppen gab es in der Region häufiger - meist, weil Personen stolperten. In einem Stuttgarter Kaufhaus brach sich ein Mädchen den Fuß, weil ihre Schnürsenkel in die Treppe gezogen wurden. In Untertürkheim klemmte sich ein Junge die Hand in einer Rolltreppe ein, zog sich aber nur leichte Verletzungen zu.