Die Polizei zieht in ihrer Unfallstatistik für 2022 eine alles in allem erfreuliche Bilanz: In vielen Bereichen hat die Zahl der Unfälle zumindest im Vergleich mit den Jahren vor Corona abgenommen. Im Kreis Esslingen starben allerdings zehn Menschen.

Wie war es doch vordem mit Corona so bequem: Lockdowns und Homeoffice minderten Pendlerströme und andere Verkehrsflüsse auf den Straßen, entsprechend sanken die Unfallzahlen. Mit dem vergangenen Jahr kehrte dann annähernd das Verkehrsaufkommen der Vor-Corona-Jahre zurück, teilt das auch für den Landkreis Esslingen zuständige Polizeipräsidium Reutlingen in seiner Unfallbilanz für 2022 mit. Trotzdem gibt es auch gute Nachrichten: Zwar verzeichnet die Statistik in den meisten Tabellen die zu erwartenden Zunahmen im Vergleich mit 2021. Doch die Unfallzahlen aus der Zeit vor der Pandemie – konkret: der Durchschnitt der Jahre 2017 bis 2019 – wird oftmals unterschritten.

 

Fußgänger offenbar besonders gefährdet

Bei den Verkehrstoten wird im gesamten Zuständigkeitsbereich des Reutlinger Präsidiums – also den Landkreisen Esslingen, Reutlingen, Tübingen und Zollernalb – sogar der niedrigste Stand seit 20 Jahren erreicht: 26 Menschen starben (2021 waren es noch 28). Allerdings gilt der Rückgang für zwei der vier Landkreise nicht: Esslingen und Tübingen.

Im Landkreis Esslingen starben 2022 zehn Menschen im Straßenverkehr, das waren drei mehr als 2021, aber immerhin eine Person weniger als im Schnitt der Jahre 2017 bis 2019. Fünf der Todesopfer waren Fußgänger, drei Motorradfahrer, dazu kommen ein Auto- und ein Pedelecfahrer. Letzterer steht dem Landestrend entgegen, der mittlerweile mehr tödlich verunglückte Radfahrer als Motorradfahrer verzeichnet. Im Kreis Esslingen ging die Zahl der Fahrradunfälle hingegen im Vergleich mit 2021 leicht zurück, im Vergleich mit Vor-Corona stieg sie moderat (von 479 auf 505).

Allerdings: Rechnet man die Pedelec-Unfälle aus der Gesamtstatistik heraus und betrachtet sie separat, kommt man auf andere Zahlen, nämlich einen Anstieg von 76 im Vor-Corona-Schnitt auf 160. Und: Das Verletzungsrisiko ist hoch, gezählt wurden 36 schwer verletzte Pedelec-Fahrerinnen und -Fahrer. Drastisch zugenommen, allerdings auf niedrigem Niveau, haben auch Unfälle mit E-Scootern: von elf im Jahr 2021 auf 22, davon 21 mit Personenschaden. Am relativ gefährlichsten leben im Kreis Esslingen Fußgängerinnen und Fußgänger – fünf Tote verzeichnet die Polizei hier. Gleichwohl geht auch die Zahl der Fußgängerunfälle im Vor-Corona-Vergleich merklich zurück (von 183 auf 148).

Insgesamt gab es 2022 im Kreis Esslingen 13 807 Verkehrsunfälle und damit 9,1 Prozent mehr als 2021, aber weniger als vor Corona (im Schnitt 15 815). 233 Menschen wurden schwer, 1264 leicht verletzt – auch dies ein Rückgang gegenüber 2017 bis 2019. Bei den Unfallursachen stehen nach wie vor Wenden, Abbiegen und Rückwärtsfahren an der Spitze, gefolgt von Verstößen gegen die Vorfahrtsregelung. Ein trauriges Fazit ist bei Unfällen infolge überhöhter Geschwindigkeit zu ziehen, deren Zahl abermals zugenommen hat – um 21,4 Prozent im Vergleich zu 2021 und von 255 auf 267 im Vergleich mit der Zeit vor Corona. Aber nicht nur die Raser sind wieder da, es gab auch wieder mehr betrunkene Fahrer: Zu den Schattenseiten der Bilanz zählt, dass die Zahl der Unfälle unter Alkohol- und Drogeneinfluss das Vor-Pandemie-Niveau erreicht hat.

Schwer verletzt zurückgelassen

Ein übles Kapitel sind Unfallfluchten: Nicht nur liegt die Zahl mit 3181 hoch, wenn auch nicht so hoch wie vor Corona (3655). Darüberhinaus ist besonders erschreckend, dass in zwölf Fällen Menschen schwer verletzt zurückgelassen wurden – eine Zunahme gegenüber 2021 von 71,4 Prozent.