Es ist die letzte Fahrt, bevor am späten Dienstagabend das Abschlussfeuerwerk den traditionellen Maientag in Vaihingen/Enz beendet. Da passiert das Unglück: An der Gondel eines Fahrgeschäfts löst sich der Sicherungsbügel. Eine 55-jährige Frau wird durch die Fliehkraft hinaus geschleudert und stürzt zu Boden. Ihre 20 Jahre alte Tochter, die mit ihr in der Gondel sitzt, kann sich festhalten und einen Sturz verhindern. Das Karussell wird umgehend gestoppt.
Die 55-Jährige erlitt bei dem Unfall gegen 22.25 Uhr nach Angaben des Polizeipräsidiums Ludwigsburg schwere Verletzungen und wurde vom Rettungsdienst ins Krankenhaus gebracht. „Es war aber wohl noch Glück im Unglück“, sagt Polizeisprecher Steffen Grabenstein. Denn das Karussell habe gerade erst seine Fahrt begonnen und die Gondel sich laut Augenzeugen noch knapp über dem Boden gedreht. Die Frau sei also nicht allzu tief gefallen. „Die Gondel war gerade dabei hochzufahren und hatte noch nicht die Höchstgeschwindigkeit erreicht. Es hätte also noch schlimmer enden können“, sagt Steffen Grabenstein.
Panik oder Aufruhr bleiben aus
Die Sanitäter hatten sich auf dem Weg zum Unfallort mit Martinshorn durch die Menge bewegen müssen. 3000 bis 4000 Besucher tummeln sich auf dem Festgelände, wenn es voll ist – wie beim Feuerwerk. Mittendrin, rund 50 Meter vom Karussell entfernt: Oberbürgermeister Gerd Maisch, der auf den feierlichen Abschluss des fünftägiges Stadtfestes wartete. „Die Menschen machten vernünftig Platz für den Rettungswagen. Er kam gut durch. Es gab auch keine Panik oder Aufruhr. Es war nicht ersichtlich, dass sich ein schlimmer Unfall ereignet hat“, sagt er. Dadurch dass das Ausmaß „nicht wahrnehmbar“ gewesen sei, habe das Feuerwerk wie geplant stattgefunden, sagt Maisch. „Das war keine Ignoranz.“
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Das Unglück bestürze ihn und stimme ihn traurig, erklärt der OB weiter. „Wir hoffen natürlich, dass die Dame eine guter Versorgung erhält und sich schnell wieder erholt.“ Die Polizei hat die Ermittlungen aufgenommen. Die Staatsanwaltschaft Heilbronn wird entscheiden, ob ein Gutachter hinzugezogen wird. Denn: Die Ursache dafür, warum sich der Sicherungsbügel öffnete, ist unklar. „Wir ermitteln in alle Richtungen“, sagt Steffen Grabenstein. Dazu gehöre ein technischer Defekt, Fahrlässigkeit des Betreibers oder die Frage, ob das Personal oder die Fahrgäste einen Fehler gemacht haben.
Polizei hat die Ermittlungen aufgenommen
Die Stadtverwaltung als Veranstalter des Maientags war vor Festbeginn dafür zuständig, Sicherheit zu gewährleisten. „Wir haben in der Richtung auch alles gemacht“, sagt OB Gerd Maisch. Der Tüv habe das betroffene Fahrgeschäft am 2. Juni abgenommen. Laut Bericht lagen keine Mängel vor und es wurden keine Auflagen veranlasst. „Es war also alles ordnungsgemäß.“ Auch die Polizei bestätigt, dass der Tüv Süd die Fahrgeschäfte auf dem Gelände überprüft hat.
Vor vier Jahren war Ähnliches beim Straßenfest in Remseck passiert. Vier Kinder wurden teils schwer verletzt, als sich ein Karussell bei voller Fahrt aus der Verankerung löste. Kabinen prallten aufeinander, ein Teil flog umher. Der Betreiber wurde wegen geringer Schuld an fahrlässiger Körperverletzung verwarnt. Er hatte sich vorab bereit erklärt, je 500 Euro Schmerzensgeld zu zahlen.