Umweltfreundliche Keep Cups verdrängen an der Uni Hohenheim die Pappbecher. Dadurch verringert sich die Restmüllmenge deutlich.

Stuttgart - Kaffee ist Kult. Mit oder ohne Milch und Zucker, als Cappuccino, Latte oder Espresso erfreut sich der Kaffee weltweiter Beliebtheit. In Hollywood gibt es kaum einen Promi, der nicht mit einem Coffee-to-go unterwegs ist. In einigen Shops bekommt man die koffeinhaltigen Getränke im Pappbecher gar mit persönlicher Namenswidmung.

 

Was mittlerweile zum ultimativen Accessoire geworden ist, ist jedoch reiner Müll für die Umwelt. 58 Milliarden Pappbecher pro Jahr sollen weltweit in den Restmüll wandern, allein in Deutschland sind es 6,5 Milliarden. Keine Frage, der schnelle Kaffee produziert einen riesigen Müllhaufen. Ganz genau wissen wollte es die Uni Hohenheim: an einem durchschnittlichen Tag gingen in der Mensa fast 1000 Pappbecher mit dem Wachmacher über die Theke. Gerade einmal 16 Prozent der Studenten griffen sich eine Porzellantasse, der Rest entschied sich für den Wegwerfbecher. Das macht 2000 Müllsäcke allein für die Pappbecher im Jahr auf dem Campus und sechs Prozent des gesamten Restmülls der Hochschule.

Die Australier dienen als Vorbild

Ein Dilemma: die Pappbecher bestehen nicht nur aus Pappe, sondern sind oft mit wasserfestem Kunststofflatex überzogen. Deshalb sind sie weder biologisch abbaubar noch kann man sie recyceln. Nachhaltigkeit muss aber auch beim Kaffeegenuss möglich sein, dachte sich eine Projektgruppe der Uni in Anbetracht dieser Zahlen und machte eine bunte, trendy Entdeckung in Australien; den Keep Cup, einen wiederverwendbaren Kunststoffbecher für den täglichen Coffee-to-go-Genuss.

Der umweltfreundliche Keep Cup lässt sich bis zu 1000-mal verwenden und rückstandslos recyceln, ist spülmaschinen- und mikrowellenfest und frei von Giftstoffen. Damit reduziert er die Müllmenge um bis zu 92 Prozent. Weltweit sollen die Keep-Cup-Nutzer derzeit 300 Millionen Wegwerfbecher jährlich einsparen. Vorteil gegenüber den Pappbechern ist zudem, dass der Keep Cup den Kaffee etwa eine halbe Stunde lang warm hält.

770 verschiedene Farbkombinationen

Die bunten Plastikbecher kommen bei den Studenten gut an. Die erste Lieferung vor gut einem halben Jahr mit 1000 Cups war schnell ausverkauft. Kürzlich bekam die Uni eine weitere Lieferung mit 2000 Bechern. Der Keep Cup kann von den Nutzern individuell farblich gestaltet werden. Insgesamt sind 770 verschiedene Farbkombinationen möglich. Für den Selbstkostenpreis von fünf Euro kann man das schicke Teil an der Mensa erwerben.

Dennoch: Pappbecher werden weiterhin an der Mensa geduldet. Ganz verabschieden will man sich an der Uni nicht von den Einwegbechern. Rena Nagel vom Institut für Ernährungspsychologie an der Uni Hohenheim, die das Projekt wissenschaftlich begleitet, erklärt: „Die Pappbecher werden gesponsert, es würde für uns keine Kostenersparnis einbringen, sie ganz abzuschaffen.“ Mancher Kaffeeliebhaber möchte eben trotz aller Bedenken weiterhin aus ihnen trinken. Und ja, man fürchte auch einen eventuellen Absatzrückgang, wenn die beliebten Pappbecher plötzlich wegfallen würden, gibt Nagel zu.

Doch mit den Keep Cups haben die Wegwerfbecher zumindest eine heiße Konkurrenz bekommen. Allerdings könnte man natürlich auch auf die gute alte, vielleicht etwas langweilige, dafür aber ökologisch korrekte Porzellantasse zurückgreifen.